BankingHub: Rückblick auf das Bankenjahr 2022

Rasant neigt sich nun auch das neunte BankingHub-Jahr dem Ende zu. 2022 war definitiv kein einfaches und ruhiges Jahr, das ist gewiss! Bedingt durch eine große wirtschaftliche Dynamik beschäftigten wir uns u. a. mit den Auswirkungen der Klima- und Energiekrise sowie der geopolitischen Konflikte auf das Bankgeschäft und auch mit den Chancen, die sich daraus ergeben.

Bevor wir jedoch traditionsgemäß in unserem Weihnachtsartikel noch einmal ins Detail gehen, gilt zunächst Ihnen als treue Leserschaft sowie unseren schreibgewandten Autorinnen und Autoren ein besonders herzlicher Dank. Wir bedanken uns fürs Mitmachen, Teilen, Kommentieren und für das positive Feedback, das uns zu unserem Redesign erreicht hat.

BankingHub-Themen im Jahresverlauf 2022

Das Bankenjahr 2022 hielt unsere Autorinnen und Autoren ziemlich auf Trab. Exklusiv waren sie neuen Banking-Themen auf der Spur und berichteten fortwährend über sich verändernde Anforderungen, Herausforderungen und Chancen im Finanzmarkt. Einige der Kernthemen auf dem BankingHub im Jahresverlauf haben wir hier im Review erneut für Sie herausgepickt.

ESG (Environmental Social Governance)

ESG bzw. Nachhaltigkeit war definitiv ein Thema, das unsere Branche und uns im Laufe des Jahres 2022 immer wieder beschäftigte. Um die im Pariser Abkommen festgelegten Ziele zu erreichen, ist eines ganz sicher: Es sind massive Investitionen in vielen Geschäftsbereichen erforderlich. Der Bankensektor wird als wesentlicher Bestandteil dieser grünen Transformation angesehen – aber haben die Banken überhaupt genügend Kapital, um diese wichtige Aufgabe zu erfüllen? Die dahingehenden Einschätzungen unserer Expertinnen und Experten finden Sie in unserem zeb.market.flash, Ausgabe 39 (auf Englisch). Trends im internen und externen ESG-Reporting sowie Vorgehensweisen für die konkrete Umsetzung im Bankbetrieb betrachten wir hier.

Bei der Evaluation, inwiefern die finanzierten Wirtschaftsaktivitäten eines Finanzinstituts das Klima belasten, stellt sich auch die Frage nach der Messbarkeit der Auswirkungen dieser Tätigkeiten. Im Artikel „Carbon Accounting: Emissionen erfassen und quantifizieren“ analysieren unsere Fachleute den Prozess des Carbon Accountings für die Erfassung und Quantifizierung von THG-Emissionen. Dieser hat eine hohe strategische Bedeutung für die Planung eines THG-Zielpfads in Richtung „Netto-Null“ und ist die Ausgangsbasis für die Operationalisierung eines Reduktionspfads für die jeweiligen Teilportfolios eines Hauses.

Eine Herzensangelegenheit war uns das Thema (Geschlechter-)Diversität in deutschen Banken. Der Zusammenhang zwischen einem steigenden Anteil von Frauen in Führungspositionen und dem damit wachsenden betriebswirtschaftlichen Erfolg ist wissenschaftlich erwiesen. Divers besetzte Teams sind kreativer, produktiver und erfolgreicher! Was können Banken also tun, um den ewigen Thomas-Kreislauf zu durchbrechen? Wie lassen sich Führungskräfte für das Problem sensibilisieren? Antworten darauf finden Sie in unserem Artikel „Diversität in deutschen Banken: erschreckend wenig Frauen auf der Führungsebene!“.

Innovation & Digital

Ein besonderes Augenmerk in unserer Berichterstattung galt Digital Assets. Diese sind seit nunmehr ca. zehn Jahren am Markt vertreten, mittlerweile in unterschiedlichsten Erscheinungsformen (Kryptowährungen, Security Tokens, NFTs usw.) zu finden und etablieren sich zunehmend als relevante Assetklasse. Insbesondere Kryptowährungen (Payment und Utility Tokens) erfahren bislang eine hohe Nachfrage. Der Einsatz von Digital Assets zum Aufbau von neuen Kundendienstleistungen verspricht für entsprechend positionierte Finanzinstitute großes Potenzial. Die Positionierung erster Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken mit eigenen Angeboten zeigt, dass der Handlungsbedarf vielerorts bereits erkannt wurde. Im 11. Get-together für Banken und FinTechs haben wir dazu mit Marion Spielmann (COO Bankgeschäftsfelder, PO Digital Assets, DekaBank), Markus Fehn (Geschäftsführer, Chartered Investment Germany) und Matthias Kröner (FinTech-Entrepreneur, CFO und Founder, Tradelite Solutions) angeregt diskutiert. Möglichkeiten der Marktpositionierung Schweizer Institute finden Sie in unserem Artikel „Digital Assets – Einführung von Dienstleistungen durch Schweizer Finanzinstitute“.

Aktuell werden digitale Währungen von zwei Seiten vorangetrieben. Zum einen gibt es Ansätze privatwirtschaftlicher Lösungen mit sogenannten Stablecoins. Zum anderen forciert die EZB ihre Pläne zur Entwicklung einer Central Bank Digital Currency (CBDC), die den Euro in seiner jetzigen Form ergänzen soll. Im Artikel „Wie steht die Deutsche Kreditwirtschaft zum digitalen Euro?“ beleuchten wir die Motivation hinter Letzterem. Jens Holeczek gab uns als Vertreter der Volksbanken und Raiffeisenbanken zum Thema „digitaler Euro“ Antworten auf unsere brennendsten Fragen.

Einen Meilenstein innerhalb der europäischen Finanzmarktregulierung setzte die Verordnung (EU) 2022/858 auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie (DLT-Pilotregelung). Sie wurde am 2. Juni 2022 durch das EU-Parlament und den Rat zur Schaffung einer Pilotregelung für Marktinfrastrukturen veröffentlicht und tritt am 23. März 2023 europaweit in Kraft. Das Ziel der DLT-Pilotregelung ist es, eine neue und innovationsfreundliche Regulierung aufzustellen, die Marktteilnehmenden zu begründende Ausnahmen von bestehenden Regulierungen gestattet, um den Einsatz der DLT im Finanzmarkt zu begünstigen. Sie ist Teil der Digital-Finance-Strategie der EU, die seit 2020 verfolgt wird und auch die Verordnung über Märkte für Kryptowerte („Markets in Crypto-Assets Regulation“, kurz: MiCAR) sowie den Digital Operational Resilience Act (DORA) beinhaltet.

Zurzeit sind DLT-basierte Plattformen eine Option, die sich hinsichtlich virtueller Ökosysteme in Zukunft durchsetzen könnte. Vor diesem Hintergrund haben wir mitunter auch Metaverse-Plattformen auf Basis der DLT betrachtet. Sie gewinnen kontinuierlich an Popularität und verändern die Art und Weise, wie wir interagieren, was u. a. auch Banken und ihre Kunden betrifft. Es gilt, im Metaverse schnell erste Gehversuche zu machen, um am Ball zu bleiben und die Kunden von morgen dort anzusprechen, wo sie sich aufhalten – auch dann, wenn sich viele Faktoren für das Funktionieren von Metaverse-Plattformen erst in der Entwicklung befinden. Ob sich DLT im Metaverse-Kontext wirklich behaupten wird, muss sich aber erst noch zeigen. Beispielsweise sehen wir zwar deren mögliche Vorteile im Zusammenhang mit virtuellen Ökosystemen, jedoch muss berücksichtigt werden, dass die DLT-basierten Plattformen noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium sind.

Mit der Veröffentlichung eines Prinzipienpapiers für den Einsatz von Algorithmen in Entscheidungsprozessen gibt die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BaFin) Finanzinstituten Einsicht in vorläufige Überlegungen zu möglichen Mindestanforderungen für den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). Die Prinzipien sollen Banken Orientierungshilfe bieten, ohne ihre Technologieneutralität einzuschränken. Die regulatorischen Anforderungen der BaFin für den kontrollierten Einsatz von Big Data und KI haben wir uns genauestens angesehen. Die Ergebnisse unserer Studie zur Nutzung von künstlicher Intelligenz wollten wir Ihnen natürlich auch nicht vorenthalten.

Regulatorik

Von Ende September bis zum 28. Oktober 2022 hat die BaFin die nächste, mittlerweile 7. MaRisk-Novelle zu den Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) zur Konsultation veröffentlicht und strebt damit knapp ein Jahr nach dem Inkrafttreten der 6. MaRisk-Novelle die nächste Stufe der Weiterentwicklung der Risikomanagementvorgaben an. Unsere Regulatorikexpertinnen und -experten geben Ihnen Einblicke in den Entwurf zur 7. MaRisk-Novelle, u. a. auch hinsichtlich der neuen ESG-Anforderungen im Kontext der Kreditvergabe. Ein Termin, an dem die Neuerungen der 7. MaRisk-Novelle in Kraft treten sollen, wurde bisher nicht veröffentlicht. Aufgrund europäischer Vorgaben ist von einem zeitnahen Inkrafttreten ohne große Umsetzungszeiträume auszugehen – ausgenommen hiervon werden wahrscheinlich die ESG-Anforderungen sein, die umfassende technische und prozessuale Anpassungen erfordern.

In Sachen Regulatorik haben wir 2022 ferner einen tiefen Blick in das RWA-Management von Regionalbanken gewagt und u. a. dargestellt, dass Letztere aufgrund der anhaltend herausfordernden ökonomischen und regulatorischen Rahmenbedingungen unter immensem Druck stehen. Auf die Stellhebel der RWA-Optimierung, das Pflicht-Aufgabenprogramm des RWA-Managements, haben wir uns selbstverständlich auch für Sie konzentriert. Die RWA-Steuerung – das Thema des zuletzt veröffentlichten Beitrags der RWA-Reihe – zielt auf eine Erhöhung der aus RWAs generierten Erträge und damit eine Stärkung der Thesaurierungskraft zum Kapitalaufbau ab.

Auswirkungen von Inflation und Zinsanstieg

2022 war von hoher Inflation und einem Anstieg des Zinsniveaus geprägt. Die Banken bewegen sich jetzt mit dem Ende der Nullzinsen in einer neuen und herausfordernden Umgebung – einer der positiven Effekte aus deren Sicht ist die Rückkehr passiver Produkte als wiederbelebte Ertragsquelle. Wie hat sich das Einlagengeschäft in der Vergangenheit entwickelt, wie wird es sich weiterentwickeln und wie sieht das aktuelle Umfeld in Europa aus? Droht ein „Kampf um Einlagen“? In unserem letzten Marketflash in diesem Jahr sind wir diesen Fragen im Spezialteil „Wiedergeburt des Einlagengeschäfts“ (Teil 3, „Rebirth of the deposit business“ in der englischen Ausgabe) auf den Grund gegangen.

Die hohe Inflation und das steigende Zinsniveau haben ferner diverse Auswirkungen auf Pricing-Themen und das Baugeschäft. Ganzheitlich aufgesetzte Pricing-Programme werden in Zukunft stark an Bedeutung gewinnen. Gerade in den aktuellen Zeiten hoher Inflation kommt es darauf an, Margenerosion zu vermeiden und als Finanzdienstleister in allen Pricing-Dimensionen (Preisstrategie, Preisfindung, Preisdurchsetzung und -controlling) gut aufgestellt zu sein. In unserer sechsteiligen BankingHub-Pricing-Reihe haben wir hierzu ausgewählte Aspekte vertieft.

Für Aufwind im Baugeschäft 2022 sorgte der massive Zinsanstieg, und die Bausparkassen schauen auf ein bewegtes Jahr zurück. Ein guter Grund also, Ihnen zu guter Letzt noch unseren Bausparkassenjahresrückblick 2022 zu empfehlen. Über den Jahresverlauf hinweg haben unsere Kolleginnen und Kollegen die Informationen und Meldungen aus dem Bausparkassensektor für Sie gesammelt sowie die Highlights gebündelt nach den Themenfeldern Gesetzgebung & Regulierung, Nachhaltigkeit, Kooperationen & Fusionen, Plattformen, Innovation, Personalien & Jubiläen dargestellt. Ein Blick auch in dieses Jahresreview lohnt sich gewiss!

Unsere Topartikel 2022

Bevor wir uns für dieses Jahr in die Winterpause verabschieden, möchten wir Ihnen ergänzend zu den Jahreshighlights unserer Redaktion eine Übersicht der drei meistgelesenen Newsletterartikel als weitere Leseempfehlung für die Feiertage mitgeben.

Unangefochten auf Platz eins und zwei standen bei Ihnen unsere Berichterstattungen zur EU-Taxonomie. Diese ist der Dreh- und Angelpunkt der Sustainable-Finance-Regulierung der Europäischen Union und damit entscheidende Grundlage für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Geschäftsaktivitäten. Ziel der Kriterien zur Nachhaltigkeitsbewertung von Wirtschaftsaktivitäten ist es, Investitionen am Grad ihrer ökologischen Nachhaltigkeit zu messen. Der geschaffene Rahmen dient der Lenkung privater und institutioneller Kapitalflüsse in nachhaltige, grüne Investitionen sowie der Erreichung spezifischer Umweltziele im Einklang mit dem europäischen Green Deal. Besonders spannend fanden Sie auch unsere Analyse zur Nutzung und Aufbereitung von Kundendaten mit der Hilfe von künstlicher Intelligenz im Rahmen von Giroprojekten.

  1. Im erstplatzierten Artikel „EU-Taxonomie: besondere Herausforderungen für Autobanken“ blicken Andrey Gaspirovich, Dr. Matthias Petras, Niklas Grawe und Geronimo Duckert mit Ihnen auf die EU-Taxonomie vor dem Hintergrund des Geschäfts der Autobanken.
    EU-Taxonomie: besondere Herausforderungen für Autobanken
    EU-Taxonomie: besondere Herausforderungen für Autobanken
    Wann ist eine Investition taxonomiekonform? Das Geschäft von Autobanken vor dem Hintergrund der EU-Taxonomie.
    Weiterlesen »
  2. Fest steht: Je früher sich Institute mit den Herausforderungen der Taxonomie intensiv beschäftigen, desto eher gelingt die ganzheitliche Integration des Themas Nachhaltigkeit in die Prozessabläufe. Andrey Gaspirovich, Jakob Koch, Dr. Jan Müller-Dethard und Dr. Matthias Petras nehmen im Artikel „EU-Taxonomie – nachhaltig oder nicht? Das ist hier die Frage“ das Prüfungsschema für nachhaltige Investments genau unter die Lupe und widmen sich den Auswirkungen der EU-Taxonomie in Instituten.
    EU-Taxonomie: Prüfung der Taxonomiekonformität von Bankaktiva
    EU-Taxonomie – nachhaltig oder nicht? Das ist hier die Frage
    Ein strukturierter Ansatz zur Prüfung der Taxonomiekonformität von Bankaktiva.
    Weiterlesen »
  3. An Kundendaten mangelt es durch digitalisierte Bankprozesse sowie zunehmende Nutzung von Online- und Mobile Banking nicht. Doch wie lassen sich Kundendatenpunkte für Banken nutzbar machen und bei Girokonten zur Produkt- und Preisoptimierung anwenden? Julian Zikmund und Christine Utendorf zeigen Ihnen, wie modernes Datenbankmanagement Banken hilft, Girokontomodelle zielgerichtet zu optimieren und eine Ausgangsbasis für zukünftige Anwendungsfälle im Bereich Data Analytics sowie künstlicher Intelligenz zu schaffen. Der Einsatz von KI zur weitergehenden Professionalisierung der Kundenansprache und gleichzeitigen Identifikation abwanderungsgefährdeter Kunden wird in Zukunft eine tragende Rolle bei der Stabilisierung und beim Ausbau der Marktanteile einzelner Institute spielen.
    Abstrakte Darstellung eines intelligenten Girokontos
    Das Girokonto der Zukunft ist intelligent
    Wie lassen sich Produkt- und Preisangebot nachhaltig zur Ertragssteigerung optimieren und wertvolle Kundenbeziehungen fördern? Unsere Antworten.
    Weiterlesen »

An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Sie als treue Leserschaft. Wir wünschen Ihnen ein wunderbares Weihnachtsfest mit Ihren Liebsten und freuen uns, Sie im nächsten Jahr wieder mit spannenden Artikeln und Interviews zu begeistern. Bis dahin: besinnliche Feiertage und bleiben Sie gesund!

Was waren Ihre Banking-Highlights 2022?

Sprechen Sie uns gerne an!

Julia Schraut / Redakteurin und Autorin BankingHub

Julia Schraut

Expert Office Berlin
Dr. Madita Amelie Pesch / Autorin BankingHub

Dr. Madita Amelie Pesch

Senior Consultant Office Münster

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