Wie funktioniert der Betrieb einer Handelsplattform für Kryptowerte?
Der Betrieb einer Handelsplattform für Kryptowerte umfasst den Betrieb eines oder mehrerer multilateraler Systeme. Die Handelsplattform für Kryptowerte ermöglicht die technologische Ausführung des Kaufs und Verkaufs per Matching verschiedener Orders von Kryptowerten. Durch die Handelsplattform kommt somit ein Handelsgeschäft über den Tausch von Kryptowerten gegen Fiat- andere Kryptowerte zustande.
Eine Handelsplattform für Kryptowerte ermöglicht es Marktteilnehmern, Kauf- und Verkaufsaufträge für Kryptowerte zu platzieren. Der Betreiber der Plattform ist dafür verantwortlich, den reibungslosen Ablauf von Handelsaktivitäten mit Kryptowerten zu gewährleisten. Hierbei hat der Plattformbetreiber den Handelsteilnehmern der Plattform vor Aufnahme neuer Kryptowerte in das Handelsangebot ein gültiges und MiCAR-konformes Whitepaper zur Verfügung zu stellen.
Folgende Funktionen für den Betrieb einer Handelsplattform sind dabei essenziell:
- Entgegennahme von Aufträgen: Die Handelsplattform erhält Aufträge, die i. d. R. direkt von Marktteilnehmern (privaten und institutionellen Investoren) aufgegeben oder mittels Kommissionären weitergeleitet werden. Die erhaltenen Kauf- und Verkaufsaufträge werden in einem elektronischen Auftragsbuch (Order Book) erfasst. Hierbei werden auch Charakteristika der Aufträge berücksichtigt. Hierunter fällt bspw. die Art der Order. Eine tagesgültige Marktorder wird im Laufe des Tages zu einem bestmöglichen Preis ausgeführt. Eine Limitorder hingegen wird ausgeführt, sofern spezifische Preis-/Stückeschwellen erreicht werden.
- Matching von Aufträgen: Die Plattform führt Kauf- und Verkaufsaufträge zusammen, indem sie Käufer und Verkäufer zuordnet. Die Basis hierfür ist das Auftragsbuch, welches sicherstellt, dass für einen eingegangenen Kaufauftrag ein passender Verkaufsauftrag und vice versa gefunden wird. Das Matching von Aufträgen erfolgt nach definierten Regeln, welche insbesondere Prioritäten nach den Dimensionen Preis (bspw. wird ein Kaufauftrag mit einem höheren Preis zuerst ausgeführt) und Zeit (bspw. wird, sofern mehrere Aufträge denselben Preis haben, der frühere Auftrag priorisiert) berücksichtigen.
- Ausführung von Transaktionen: Sobald ein Kauf- und ein Verkaufsauftrag zusammengeführt werden, wird die Transaktion auf der Plattform ausgeführt. Der Käufer erhält die Kryptowerte und der Verkäufer im Gegenzug den vereinbarten Gegenwert (in Kryptowährungen oder Fiatgeld). Die Transaktion wird im Auftragsbuch als final vermerkt. Die finalen Transaktionsdaten werden an die jeweiligen Finanzinstitute/Crypto-Asset Service Provider weitergeleitet, sodass die Erfüllung der Stückelieferung und der Cash-Seite erfolgen kann. Zudem veröffentlicht die Handelsplattform für Kryptowerte in Echtzeit die abgeschlossene Transaktion, aktuelle Kaufs- und Verkaufspreise sowie Handelsvolumina.
Der Betrieb einer Handelsplattform umfasst häufig die Abwicklung von tausenden Transaktionen pro Tag sowie zahlreicher Handelsanfragen zu normalen Handelszeiten. Innerhalb von außergewöhnlichen Situationen wie Finanzkrisen, Kriegen, Pandemien können extreme Spitzen der abzuwickelnden Transaktionen sowie Handelsanfragen entstehen, welche um ein Vielfaches den Betrieb zu normalen Handelszeiten übersteigen. Entsprechend muss eine leistungsfähige und sichere Handelsplattform für Kryptowerte durch den Betreiber bereitgestellt werden, die eine zuverlässige und effiziente Abwicklung von Transaktionen zu jeder Zeit gewährleistet.
Zudem muss die Handelsplattform sicherstellen, dass Preisinformationen transparent sind und allen Marktteilnehmern gleichzeitig zur Verfügung gestellt werden, um faire und transparente Marktbedingungen zu schaffen. Kauf- und Verkaufsaufträge müssen in einer Weise ausgeführt werden, die fair und nicht diskriminierend ist.
Auch sind bei Transaktionen Best-Execution-Ausführungsregeln zu implementieren und deren Aufzeichnung in Transaktionen sicherzustellen sowie der Aufsicht gegenüber nachzuweisen. Zudem muss gewährleistet werden, dass alle Nutzer der Plattform gleichbehandelt werden, unabhängig von ihrer Größe oder ihrem Handelsvolumen.
Welche regulatorischen Anforderungen bestehen?
Um den Betrieb einer Handelsplattform für Kryptowerte in der EU anzubieten, müssen spezifische Voraussetzungen und Verfahren eingehalten werden, die u. a. durch die MiCAR geregelt werden. Dies ähnelt den Regelungen der MiFID II für den Betrieb von MTFs und OTFs, wobei jedoch auf die Unterscheidung zwischen MTF und OTF verzichtet wird.
Die Tätigkeit wird weiter definiert als die Verwaltung eines multilateralen Systems, das die Interessen einer Vielzahl Dritter am Kauf und Verkauf von Kryptowerten in einer Weise zusammenführt, die zu einem Vertrag führt, entweder durch den Tausch eines Kryptowerts gegen einen anderen oder eines Kryptowerts gegen Fiatgeld.
Die Handelsplattform muss den Vorgaben der MiCAR hinsichtlich der Zulassung gemäß Artikel 59 ff. und Betriebsvorschriften der Plattform insbesondere gemäß Artikel 76 sowie Transparenz- und Offenlegungspflichten gemäß Artikel 20 entsprechen. Dazu gehören Anforderungen zur Überwachung von Transaktionen, zur Vermeidung von Marktmanipulation sowie zum Schutz vor Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung (AML-/CFT-Richtlinien).
Zusätzlich gibt es weitere Anforderungen, die sich auf die ordnungsgemäße Geschäftsorganisation beziehen. Die Plattformbetreiber stehen unter der laufenden Aufsicht der nationalen Aufsichtsbehörde und müssen regelmäßig Berichte über ihre Aktivitäten und die Einhaltung der Vorschriften einreichen.
Neben der MiCAR steht das DLT-Pilotregime im Fokus. Es ermöglicht die Schaffung von dezentralen Marktinfrastrukturen, welche auf der „Distributed-Ledger-Technology“ (DLT) basieren und den Handel und die Abwicklung von Finanzinstrumenten im Sinne der MiFID II erleichtern. Finanzinstitute, die bereits heute eine Handelsplattform für traditionelle Wertpapiere betreiben, können eine temporäre Genehmigung zum Betrieb eines DLT-basierten Handelsplatzes von der Aufsicht erhalten. Hierbei gelten vereinfachte Anforderungen an den Betrieb des DLT-basierten Handelsplatzes, um Innovationen zu testen.
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