Über coinIX
coinIX ist eine börsengelistete Beteiligungsgesellschaft, die sich auf Krypto- und Blockchain-Investments spezialisiert hat. Durch den Erwerb einer coinIX-Aktie sollen Anleger/-innen Zugang zu einem diversifizierten Portfolio aus Kryptowährungen, Token-Projekten und Equity-Beteiligungen erhalten und dadurch an der Wertentwicklung des Kryptomarkts und des Web 3.0 partizipieren. coinIX als Venture Capitalist hält mittlerweile mehr als 30 Beteiligungen mit Fokus auf DLT-Lösungen bzw. Digital Assets und ist mit einer Marktkapitalisierung von aktuell rund 6 Mio. EUR an der Börse Düsseldorf gelistet.
Unter den frühen Investments von coinIX befindet sich unter anderem „The Graph“, das häufig als das Google der Blockchain verstanden wird, da es ein Indexierungsprotokoll ist, welches Daten auf einer DLT auf Abfrage verfügbar und durchsuchbar macht. Die Firma hat sich also zum Ziel gesetzt, sehr junge und vielversprechende Kryptoprojekte zu finanzieren.
Faszination DLT & Digital Assets
Lieber Herr Schildt, gerne möchten wir mit einer persönlichen Frage starten, um Ihre Motivation für eine Tätigkeit als Venture Capitalist im Kryptomarkt nachzuvollziehen. Woher stammt Ihre Faszination für die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) bzw. für Digital Assets und was hat Sie konkret dazu bewegt, 2017 die coinIX zu gründen?
An sich bin ich kein typischer Vertreter der Blockchain und Krypto-Community: Ich bin Jurist, arbeite seit mehr als 20 Jahren im klassischen Finanzsektor und habe 2013 erstmals vom Bitcoin gehört. Die Idee, das Internet nicht nur dafür zu nutzen, Informationen abzurufen oder weiterzugeben, sondern auch um Eigentumsrechte zu übertragen, hat mich von Beginn an schwer beeindruckt.
Das zweite Element der „DLT“, dass wir unsere Daten nicht den Betreibenden zentraler Datenbanken anvertrauen, sondern jeder selbst Herr seiner Daten ist und eine Gemeinschaft von Userinnen und Usern für die Sicherheit und Integrität sorgt, ist zusätzlich von enormer Bedeutung. Als Asset-Manager haben wir überlegt, wie wir eine Möglichkeit schaffen können, in diese neue Technologie zu investieren und am Zukunftspotenzial partizipieren zu können.
Zwei Jahre nach der Gründung von coinIX ging die Firma 2019 an die Börse. Was hat das Unternehmen zu diesem Schritt bewegt und was ist Ihre Vision von coinIX für die nächsten fünf Jahren?
Eine Gesellschaft, deren Aktien an einer Börse gehandelt werden, ist zwar ziemlich „Old School“, für klassische Investierende aber eine ganz einfache Möglichkeit, um an diesem Markt partizipieren zu können. Aktuell dürfen Publikumsfonds noch gar keine Kryptowerte erwerben, und Direktinvestitionen in den Sektor sind nicht jedermanns Sache.
coinIX ist seit fünf Jahren mit einem kompetenten Team als Investor in diesem Bereich unterwegs: Omri Erez, der als Chief Investment Officer von Anfang an dabei war und unser Netzwerk und damit den Zugang zu interessanten Projekten aufgebaut hat, sowie Susanne Fromm, die wir 2021 als CEO gewonnen haben und die viele Jahre klassische Digitalisierungsprojekte begleitet hat und selbst in eine Vielzahl von Krytowerten investiert. Mit diesem Team wollen wir weiterwachsen, die mehr als 40 bereits heute vorhandenen Projekte und Unternehmen begleiten und das Portfolio stetig ausbauen.
Venture Capital im Kryptomarkt
Venture-Capital-Investments in Krypto-Start-ups betrugen 2021 global ca. 26 Mrd. EUR und haben sich somit seit 2018 mehr als verdreifacht.[1] Was sind Ihrer Meinung nach Gründe für diesen enormen Anstieg und sind die Bestrebungen im Kontext Web 3.0 aktuell ausreichend finanziert oder ist noch mehr Kapital nötig – und falls ja, warum?
Web 3.0 auf Basis der Blockchain-Technologie wird wie ein Turbo die nächste Welle der Digitalisierung antreiben. Im Web 2.0 können wir Informationen digitalisieren, abrufen und austauschen. Für viele Reisebüros und Buchhändler war das disruptiv. Mit dem Web 3.0 funktioniert auch Vertrauen digital, wir können also Vermögenswerte zuordnen oder übertragen. Disruption durch Digitalisierung wird diesmal vor allem den Finanzsektor massiv betreffen, da letztlich jedes Finanzgeschäft, das heute in einem Bankdepot oder Bankkonto abgebildet wird, künftig weitaus effizienter über die DLT gehandelt und abgewickelt werden kann.
Die Tokenisierung eines physischen Kunstwerks, um einer Vielzahl von Personen ein Beteiligungsrecht zu verschaffen, ist nur der erste Schritt. Über kurz oder lang werden wir Spezialfonds, dann Publikumsfonds und schließlich neben tokenisierten Stamm- und Vorzugsaktien auch ein breites Spektrum an alternativen Finanzierungsinstrumenten bis hin zu Swaps ausschließlich in digitaler Form kreieren, emittieren und übertragen.
Da die Blockchain ein unmittelbares Zug-um-Zug-Geschäft ermöglicht, erfolgt das Settlement nicht „t+2“, sondern instantan. Die Blockchain übernimmt die Funktion des zentralen Clearer, es sind keine Handelslinien erforderlich. Das bisherige Investitionsvolumen zeigt das Potenzial – wir gehen davon aus, dass sich dies in den nächsten Jahren deutlich steigern wird. Schon heute müssen attraktive Blockchain-Projekte nicht um Finanzierungspartner bangen, sondern können sich oft die Geldgeber aussuchen.
Investitionen in Kryptowerte oder auch Blockchain-Unternehmen erwiesen sich in der Vergangenheit als sehr riskant. Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Investments aus und wie sieht eine typische Due Diligence eines Investment-Cases aus?
Das Risikoprofil eines Blockchain-Start-ups unterscheidet sich grundsätzlich nicht wesentlich von anderen Tech-Projekten. Trotzdem sehen wir hier häufiger Finanzierungen über Token, die dann an einer Börse gelistet und daher oft der Volatilität am Krypto-Markt ausgesetzt sind. Andererseits: Sektoren mit hoher Volatilität bieten eben auch besondere Chancen und ermöglichen hohe Gewinne.
Bei der Due Diligence steht die Anwendbarkeit und Skalierbarkeit im Vordergrund. Wer in der dezentralen Welt frühzeitig eine Plattform oder ein Protokoll entwickelt, wird im Web 3.0 das dezentrale Pendant zu Google oder Amazon werden. Daneben achten wir auf die Tokenomics, also die Logik, mit der ein Token entsteht oder erworben werden kann, welche Rechte damit verbunden sind, wie es getauscht werden kann und wann es „geburnt“, also vernichtet wird. Hier gibt es bisher kaum Standards, jedes Projekt muss individuell analysiert werden.
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coinIX: volles Risiko voraus?
Gemäß Ihrer Website nutzen Sie Investments in liquide Kryptowährungen wie Ethereum und Polkadot unter anderem zur Liquiditätssteuerung. Ist deren Volatilität aber nicht viel zu hoch, um den Cash-Anteil Ihres Portfolios sicher zu managen bzw. wären Stablecoins hier keine bessere Alternative?
Unsere Aktionäre wollen mit der coinIX-Aktie ein Exposure zu Krypto und Blockchain abbilden. Daher ist es konsequent, wenn wir unsere Liquidität nicht in Euros auf dem Bankkonto liegen lassen, sondern diversifiziert in Kryptowährungen investieren. Die Volatilität führt dazu, dass unser liquides Portfolio, dessen Wert wir laufend ermitteln und veröffentlichen, schon deutlich mit dem Markt schwankt.
Häufig werden den Portfoliounternehmen von Venture-Capital-Firmen neben der Bereitstellung von Wagniskapital auch Beratungsleistungen angeboten. Ist dies auch Teil des Geschäftsmodells von coinIX und falls ja, wie kann sich ein Portfoliounternehmen eine solche Beratungsleistung vorstellen oder sehen Sie sich ausschließlich als passiver Investor ohne Beratungsangebot?
Definitiv, die Rolle des passiven Geldgebers entspricht nicht unserem Selbstverständnis und Anspruch und wäre auch nicht ausreichend, um Zugang zu spannenden Projekten im Web-3.0-Umfeld zu erhalten. Wir spielen eine aktive Rolle in der Blockchain- und Kryptoszene, nehmen an Konferenzen teil und helfen unseren Portfoliounternehmen bekannter zu werden und neue Kunden zu gewinnen.
Mit mehr als 30 Projekten, in die wir investiert haben, und einer weitaus höheren Zahl an Start-ups, die wir uns angesehen haben, können wir nicht nur als Sparringspartner qualifiziertes Feedback geben, sondern vor allem einen Mehrwert bieten, indem wir Kontakte zu potenziellen Kooperationspartnern, möglichen Pilotkunden oder auch weiteren Geldgebern vermitteln.
Tokenisierung & Web 3.0: Buzzwords rund um den Kryptomarkt oder das Trading von morgen?
Neben Kryptowährungen und Security-Tokens befindet sich insbesondere der Markt für NFTs (Non-Fungible Tokens) in einem Hype. Sind Sie mit coinIX auch im NFT-Markt aktiv und falls ja, was versprechen Sie sich von Investitionen in diesem Sektor bzw. warum sind Sie hier nicht aktiv?
Technologisch werden NFTs, also „einzigartige“ Tokens, den Anwendungsbereich der Blockchain-Technologie deutlich erweitern, und wir sehen großes Potenzial. Wir glauben daran, dass in den nächsten Jahren Eigentumsrechte für digitale und physische Kunstwerke, aber auch Patente, Lizenzrechte, Zertifikate und Qualifikationsnachweise sowie ganz banale Teilnahmebestätigungen in Form von NFTs erheblich an Bedeutung gewinnen werden.
Bisher sind NFTs vor allem wegen der enormen Wertsteigerungen für tokenisierte, digitale Computerkunst in Form von Affenbildern etc. bekannt. Hier sind wir eher zurückhaltend und warten noch auf echte Anwendungsfälle. Auch das Metaverse, also eine virtuelle Welt, in der Nutzer/-innen über die Blockchain virtuelle Grundstücke als NFTs erwerben können, hat großes Potenzial. Wir haben bisher aber keine direkten NFTs erworben, sondern setzen eher auf die Technologie, die solche Transaktionen ermöglicht und Unternehmen hilft, ihre Produkte und Leistungen künftig auch im Metaverse anbieten zu können.
Der Kryptomarkt ist seit Anfang des Jahres enorm eingebrochen. Was bedeutet das für Ihr Unternehmen und wo wird sich der Kryptomarkt (insb. in Bezug auf Token-Projekte und Web-3.0-Anwendungen) Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren weiterentwickeln?
Richtig, es gab eine deutliche Kurskorrektur, die auch zur Bereinigung des Markts beigetragen hat. Wir verstehen uns als langfristige Investoren; wir haben Bitcoin bei einem Kurs von 3.000 USD aufgestockt. Das Anstieg auf ein „All Time High“ deutlich oberhalb von 60.000 USD war da eine sehr erfreuliche Entwicklung, ebenso ist der Rückgang auf aktuell etwa 20.000 USD kein Genickbruch.
Wir sind nicht „geleveraged“ und breit diversifiziert, daher können wir mit den Kursschwankungen gut umgehen. In den letzten fünf Jahren war ein Bitcoin-Investment deutlich besser als jede andere Assetklasse, und wir glauben daran, das sich die Kurse im Kryptomarkt deutlich schneller erholen als im traditionellen Kapitalmarkt und die bisherigen „All Time Highs“ wieder erreichen und übersteigen werden.
Lieber Herr Schildt, vielen Dank für den interessanten Austausch! Wir wünschen Ihnen und Ihrem Team weiterhin viel Erfolg!