Risiko von Derivaten auf Kryptowährungen
Hallo Herr Hall, ist es wirklich notwendig, hochspekulative Finanzinstrumente wie Optionsscheine oder Knock-out-Zertifikate auf Kryptowährungen anzubieten, die als solche bereits sehr volatil sind – ist das nicht zu viel des Risikos?
Eine Besonderheit von Turbo-Optionsscheinen ist, dass das inhärente Risiko vorhersehbar und begrenzt ist. Für Trader von Knock-out-Zertifikaten sind Volatilität oder nicht marktkonforme Schwankungen grundsätzlich kein unerwünschtes Szenario. Dabei kommt es auf die individuelle Einschätzung der Bandbreitengrenzen solcher Schwankungen und die auf Basis dieser Erwartung gewählten spezifischen Produkteigenschaften an. In Bezug auf das mit der volatilen Anlageklasse der Kryptowährungen verbundene Risiko ist ein transparentes, liquides und möglichst unterbrechungsfreies Handelsumfeld wichtig. Dies gilt sowohl im Hinblick auf den sehr schnellen Ersatz ausgeknockter Instrumente als auch im Hinblick auf die Handelszeiten insgesamt.
Rahmenbedingungen für Anleger/-innen
Wer ist Ihre Zielgruppe, institutionelle oder Privatanleger/-innen? Insbesondere angesichts der Verlusttragfähigkeit der letztgenannten Kundengruppe …
Unsere Zielgruppe sind Broker, die es ihren Privatanlegerinnen und -anlegern durch die Anbindung an Spectrum Markets ermöglichen, von Bewertungsschwankungen des jeweiligen Kryptowerts zu profitieren, ohne direkt in den Basis- bzw. Referenzwert investieren zu müssen. Unser Ziel war es, Privatanlegerinnen und -anlegern ein 24/5-Handelserlebnis zu ermöglichen, das ihnen vorher so nicht zur Verfügung stand.
Wie können sich Privatanleger/-innen vor einem möglichen Totalverlust schützen, wenn sie Derivate auf Kryptowährungen handeln?
Im Handel mit Knock-out-Zertifikaten ist bei Erreichen der jeweiligen Knock-out-Schwelle das Risiko auf den Verlust des eingesetzten Kapitals begrenzt. Trader dieser Produkte sind sich in der Regel dessen bewusst, können aber auch innerhalb dieser Schwellen ihren Verlust gegenüber einer Direktanlage um den jeweiligen Hebelfaktor reduzieren bzw. ihren Gewinn um diesen Faktor gegenüber einer Direktanlage erhöhen.
Gerade bei Kryptowährungen, die aufgrund zahlreicher Faktoren immer noch sehr starken Schwankungen unterliegen, bedeutet das transparente und sichere Handelsumfeld eines regulierten Handelsplatzes wie Spectrum Markets, der übrigens institutionelle Handelsbedingungen bietet, diverse Vorteile gegenüber dem aktiven Direkthandel mit Kryptowerten. Dazu gehört auch die aufsichtsrechtliche Perspektive, denn im Gegensatz zum Handel mit Bitcoin über eine der einschlägigen Kryptohandelsplattformen unterliegt der Handel mit verbrieften Derivaten über ein multilaterales Handelssystem einem strengen Regulierungsrahmen. Unter Anlegerschutzaspekten ist ein transparentes und diskriminierungsfreies Umfeld dem noch unregulierten direkten Handel mit Kryptowerten vorzuziehen.
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Können derivative Ansätze für Kryptowährungen auch für Absicherungsstrategien verwendet werden und wenn ja, wie aufwendig ist dieses Verfahren und wie können sich Privatanleger/ innen hier informieren?
Neben der Erzielung von Handelsgewinnen ist Absicherung ganz generell ein Hauptmotiv für den Handel mit Derivaten. Es gibt eine Vielzahl von Produkten auf dem Markt, und nicht alle Derivate sind gleich. Viele Broker stellen ihren Privatanlegerinnen und -anlegern umfangreiche Hintergrundinformationen zur Verfügung. Dies kann jedoch eine professionelle Beratung – insbesondere im Hinblick auf die individuelle Verlusttragfähigkeit und das persönliche Risikoprofil – nicht ersetzen. Bei verbrieften Derivaten können Anleger/-innen ein Absicherungs-Exposure aufbauen, das dem entspricht, was sie mit einem Standardderivat eingehen könnten. Durch die Hebelwirkung ist hierbei jedoch nur ein Bruchteil des ansonsten erforderlichen Kapitals nötig, und der Handel erfolgt auf Grundlage fairer, transparenter Handelsbedingungen.
Was sind die mit verbrieften Derivaten auf Kryptowährungen verbundenen Kosten bei Spectrum, die ja beim direkten Kauf von Kryptowährungen relativ hoch sind?
Die Transaktionsgebühr bei direkten Kryptoinvestitionen ist eine Art Belohnung für deren Schürfer, welche über die Zeit immer wichtiger wird, da sich die andere Komponente der Blockbelohnung, die Blocksubvention, alle vier Jahre halbiert. Hier hängen Transaktionsgebühren von Faktoren wie Blockchain-Auslastung, Transaktionsvolumen und Ausführungsgeschwindigkeit ab. Diese Gebühren sind für die Anleger/-innen von verbrieften Derivaten irrelevant. Als Handelsplatz berechnen wir Brokern keine Transaktionsgebühren. Die von diesen erhobenen „Commitment Fees“ können von Broker zu Broker variieren, sind aber eher niedrig und fallen normalerweise bei Erreichen eines bestimmten Mindestumsatzes weg.
Regulatorische Maßnahmen
Neben dem DLT-Pilot-Regime und der MiCA-VO gibt es verschiedene Regulierungsinitiativen auf EU-, insbesondere aber auf deutscher Ebene. Denken Sie im Hinblick auf das Angebot von Kryptoinvestitionen mit einer derivativen Komponente, dass diese regulatorischen Maßnahmen den mit derivativen Kryptoinvestitionen verbundenen Herausforderungen ausreichend Rechnung tragen?
Was in der Diskussion oft übersehen wird, ist, dass Derivate auf Kryptowährungen als Finanzinstrumente der Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID) bzw. dem deutschen Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) unterliegen. Dementsprechend gelten für den Handel an regulierten Handelsplätzen wie Spectrum Markets strenge Anforderungen an Orderbuchtransparenz, Handelsregeln, IT-Resilienz, Notfallpläne, Verhinderung von Marktmissbrauch und vieles mehr. Ziel dieser Regeln sind ein hohes Maß an Anlegerschutz, Finanzmarktstabilität und gleiche Wettbewerbsbedingungen für Handelsplatzbetreiber.
Der Handel mit verbrieften Derivaten auf Kryptowerte bildet hier keine Ausnahme, d. h., er unterliegt bereits einem strengen Aufsichtsregime. Außerdem beschränkt sich der Sicherheitsaspekt nicht auf den Handel, sondern umfasst nachgelagerte Prozesse, die unter anderem eine regulierte und sichere Gegenpartei für die Abwicklung umfassen müssen – was ein starker Kontrast zum Einstieg in den Handel etwa über Non-Custodial Wallets ist.
Marktausblick
Der Kryptowährungsmarkt ist derzeit äußerst volatil. Bleibt die Volatilität kurz- bis mittelfristig bestehen oder kehrt der Markt allmählich zu einem normaleren Modus zurück?
Der Kryptowährungsmarkt ist ein vergleichsweise junger Markt, der gegenüber dem Aktienmarkt beispielsweise noch eher klein, vielen Anlegerinnen und Anlegern noch nicht vollständig bekannt und der strukturell noch lange nicht ausgereift ist. In dem Maße, wie sich Parameter wie Liquidität, Fachwissen der Anleger/-innen und Governance-Rahmenbedingungen entwickeln werden, wird sich jedoch auch der Reifegrad des Kryptomarkts entwickeln, und die Schwankungsbreite wird geringer werden – immer vorausgesetzt, dass sich auch der Gesamtmarkt wieder normalisieren wird. Ich persönlich glaube, dass unabhängig von kurzfristigeren Entwicklungen Kryptoinvestments ihren Weg in jedes Anlegerportfolio finden werden, ebenso wie dies heute bei Aktien der Fall ist.
Herr Hall, vielen Dank für das spannende Gespräch! Wir wünschen Ihnen und Spectrum Markets weiterhin viel Erfolg.