Embedded Finance: Drei Trends für 2022

Embedded Finance ist im vergangenen Jahr als transformative Technologie ins Rampenlicht der FinTech-Branche gerückt. Aber was können wir hier für dieses Jahr erwarten? Im Folgenden finden Sie drei wichtige Aspekte rund um das Thema Embedded Finance, die im Jahr 2022 Einfluss darauf haben, wie wir bezahlen, wie wir unser Geld bewegen und wie wir auf Geld zugreifen.

Das Bankwesen ist kein Zweikampf mehr

Marktführer gegen Herausforderer: Das ist die gängige Sichtweise, die den FinTech-Sektor seit Jahren dominiert – insbesondere in Bezug auf das Bankwesen. Aber während Firmen wie Revolut, N26 und Starling weiter am Marktanteil der großen Institutionen nagen, mussten sie selbst zwei sehr turbulente Jahre überstehen.

Banking-as-a-Service (BaaS)

Inzwischen hat sich eine dritte Dimension herausgebildet. Dank Banking-as-a-Service (BaaS) sind heute auch Nichtfinanzdienstleister in der Lage, ihren Kunden eine vollständige Palette an digitalen Banking-Dienstleistungen anzubieten – vom Ausstellen von Zahlungskarten bis hin zum Bereitstellen neuer Zahlungsschienen. Eine weitere Gruppe von Herausforderern hat damit die Wettkampfarena betreten.

Aus diesem Grund ist zu erwarten, dass etablierte Institutionen ihre Innovationsbemühungen im Jahr 2022 noch verstärken werden. Innovation wird erneut zur geschäftlichen Notwendigkeit für Firmen, die in einem zunehmend unvorhersehbaren Umfeld – einer Welt geprägt von steigender Inflation und Lieferkettenkrisen – überleben und gedeihen wollen.

Investitionen in FinTechs

Die großen Banken haben jedoch mit ihren Legacy-Systemen, den Kreditportfolios von mehreren Milliarden Dollar und riesigen Batch-Abstimmungen noch alle Hände voll zu tun. Ihnen fehlen die Ressourcen, selbst Innovationen zu entwickeln. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass sie mehr als zuvor in FinTechs investieren werden, um Lücken zu überbrücken.

Das wird vielen Firmen im FinTech-Ökosystem zugutekommen, für die der Übergang von vielversprechendem Start-up zu ernsthaftem Wachstum schwieriger als erwartet war. Wenn beide Parteien hier intelligent vorgehen, kann dies gegenseitige Vorteile mit sich bringen: Banken können die Innovationen anderer nutzen, während FinTechs das Mehr an Kapital und Stabilität erhalten, welches Kunden bei ihnen gesucht, aber nicht immer gefunden haben.

Ausbau des Geschäftsmodells zur Kooperationsplattform

Gleichzeitig können wir auch damit rechnen, dass mehr Banken experimentieren und ihr Geschäftsmodell in Richtung einer Kooperationsplattform weiterentwickeln werden. Die Pandemie hat im FinTech-Sektor viel Schaum weggeblasen. Was bleibt, ist ein ernsthaftes Engagement für praktikable, offene Lösungen, die den Kunden in den Vordergrund stellen, ohne die Grundlagen einer nachhaltigen Geschäftsentwicklung zu vergessen.

Sofortzahlungen werden in ganz Europa zunehmen

Banken werden ihr eigenes Angebot an Dienstleistungen anpassen müssen, da die Nachfrage nach alternativen Zahlungsmethoden weiter steigt. Die European Payments Initiative (EPI), die auf die Schaffung einer einheitlichen, europaweiten Zahlungslösung auf der Grundlage von Sofortzahlungen abzielt, gewinnt an Bedeutung. Es sind bereits 31 Banken Mitglied der Initiative, und die ersten nutzbaren Anwendungen sollen 2022 auf den Markt gebracht werden.

Wie die letzten Jahre deutlich gemacht haben, bergen Prognosen natürlich immer gewisse Risiken. Es bleibt abzuwarten, ob es der EPI gelingen wird, grenzüberschreitende Zahlungen in Echtzeit für Millionen von Kunden und Händlern der EU möglich zu machen. Dennoch lässt sich mit einiger Zuversicht sagen, dass andere Zahlungsnetzwerke, Banken und Unternehmen ihr eigenes Sofortzahlungsangebot aufbessern werden – entweder in Vorbereitung auf die oder im Wettbewerb mit der EPI-Implementierung.

Dies ist ein Bereich, in dem noch viel passieren kann. Sofortzahlungen finden zwar schon in ganz Europa breite Verwendung, das sollte jedoch nicht davon ablenken, dass die Branche noch weit davon entfernt ist, das volle Potenzial solcher Transaktionen zu realisieren. Sofortige Gehaltszahlungen über Lohnabrechnungssysteme, Notauszahlungen für Versicherungen und Echtzeitgeschäftsdarlehen sind möglich – zumindest theoretisch.

In den nächsten zwölf Monaten sollte daher nicht nur das Volumen an Sofortzahlungen ansteigen, sondern auch eine breitere Palette von Anwendungsfällen verfügbar werden, die veränderlichen Geschäftsanforderungen Rechnung trägt.

Die Nachfrage nach Zahlungen über digitale Ressourcen wird weiter steigen

Zu guter Letzt könnte 2022 das Jahr werden, in dem sich Kryptowährungen von einem Randinvestitionskonzept zu einem bedeutenden Faktor entwickeln, den selbst Großbanken und etablierte FinTechs nicht ignorieren können.

Die ersten Schritte in diese Richtung wurden bereits im vergangenen Jahr unternommen: Mastercard kündigte an, dass bald alle Banken und Händler in seinem Netzwerk in der Lage sein werden, Kryptodienstleistungen in ihre Produkte zu integrieren, während PayPal seinen Kunden jetzt gestattet, Krypto als eine Form der Onlinezahlung zu verwenden.

Es wird oft vergessen, dass Kryptowährungen immer als zahlungsfähige Alternative zu Fiatwährungen gedacht waren und nicht nur als ein Nischeninvestitionsvehikel. 2022 könnte nun das Jahr sein, in dem innovative Anwendungsfälle für Krypto und digitale Vermögenswerte ein breiteres Publikum finden.

Werden Sie für einen Kaffee bezahlen können, indem Sie Ihre Kunstsammlung als zahlungsfähigen Vermögenswert nutzen? Vielleicht nicht in diesem Jahr – aber bald. Eine Zukunft, in der alle zu jeder Zeit und an jedem Ort beliebige Zahlungen leisten können, rückt immer näher – und damit eine virtuelle europäische oder sogar globale Wirtschaft.

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Jason Ollivier / author BankingHub

Jason Ollivier

Chief Disruption Officer Contis

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