Offenlegung

Die erweiterte Offenlegung bzw. Marktdisziplin (Säule 3) bildet neben den Mindesteigenkapitalanforderungen (Säule 1) und dem bankaufsichtlichen Überprüfungsprozess (Säule 2) die dritte zentrale Säule der Basler Rahmenvereinbarung (Basel II/Basel III).

Ziel der Offenlegung

Mit der Offenlegung wird das grundsätzliche Ziel verfolgt, dass Gläubiger das Risikoprofil eines Instituts und insbesondere die Angemessenheit der Eigenkapitalausstattung über den Offenlegungsbericht nachvollziehen und beurteilen können. Konkret sollen Kreditinstitute Informationen zu den Themen Anwendungsbereich der Eigenkapitalregelungen, das Eigenkapital sowie Risikoaktiva und Risikomessverfahren veröffentlichen und so zu einer stärkeren Marktdisziplin beitragen. Zudem sind für weitere Themen wie z. B. zur Verschuldung, Liquidität, Belastung von Vermögenswerten und Vergütung Inhalte offenzulegen.

Um die Grundsätze der Marktdisziplin wirksam werden zu lassen, müssen die Informationen in den Offenlegungsberichten klar, umfassend, verständlich und einfach zugängig sein sowie eine Vergleichbarkeit der Offenlegungsberichte verschiedener Institute ermöglichen. Die Institute sollen alle wesentlichen Aktivitäten und Risiken sowohl qualitativ als auch quantitativ darstellen und erläutern. Dazu sind die absehbaren und aktuellen Risiken hervorzuheben. Signifikate Veränderungen zur vorangegangenen Offenlegung sind zu beschreiben. Die Offenlegung erfolgt jährlich, für systemrelevante Institute (G-SIBs, D-SIBs) sowie für durch die nationale Aufsicht nominierte Institute müssen einzelne Inhalte auch unterjährig (d. h. viertel- und halbjährlich) offengelegt werden. Der Offenlegungsbericht ist parallel zum korrespondierenden Geschäftsbericht zu veröffentlichen.

Standardisierte Offenlegungstemplates

In der Vergangenheit musste die Offenlegung lediglich die in der CRR Kapitel 8 beschriebenen Mindestinhalte berücksichtigen. Struktur und Format der Offenlegung konnte von den Instituten frei gewählt werden. Dieser hohe Grad der individuellen Gestaltung der Offenlegungsberichte erschwerte die Vergleichbarkeit der Offenlegung von Instituten. Vor diesem Hintergrund überarbeitet der Basler Ausschuss derzeit in einem dreistufigen Prozess die Offenlegung und führt standardisierte Offenlegungstemplates ein, die von allen Instituten einheitlich anzuwenden sind.

Mit BCBS #309[1] und #400[2] sind die erste und zweite Stufe der Überarbeitung der Offenlegung vom Basler Ausschuss bereits erarbeitet – über die EBA-Offenlegungsleitlinie müssen systemrelevante Institute (G-SIBs und D-SIBs) sowie von der nationalen Aufsicht nominierte Institute die Inhalte aus BCBS #309 bereits per Stichtag erstmalig 31.12.2017 anwenden.[3] Diese Inhalte sind mit Inkrafttreten der CRR II auch von allen anderen Instituten anzuwenden. Zudem werden mit Inkrafttreten der CRR II auch die Inhalte aus BCBS #400 in europäisches Recht überführt und für alle Institute verbindlich.

Mit der dritten Stufe plant der Basler Ausschuss für weitere Themen eine Standardisierung der Offenlegungsformate (z. B. OpRisk-Standardansatz, Asset Encumbrance sowie für weitere Themen, die mit neuen Regulierungsinitiativen wie z. B. Basel IV überarbeitet werden).

[1] Standardisierte Offenlegungsinhalte: Überleitung Bilanz/Meldewesen, Gesamtübersicht Risikoaktiva, Kreditrisiko, Kontrahentenrisiko, Marktrisiko, Verbriefungen.
[2] Standardisierte Offenlegungsinhalte: Dashboard/Key Metrics, Eigenmittelbestandteile, TLAC, Marktrisiko (FRTB), Verschuldungsquote, LCR, NSFR, G-SIB-Indikatoren, antizyklischer Kapitalpuffer, IRRBB und Vergütung.
[3] Ausgewählte Inhalte mussten von G-SIBs bereits per Stichtag 31.12.2016 angewendet werden.

Sprechen Sie uns gerne an!

Jörg Ankert / Autor BankingHub

Jörg Ankert

Manager Office Münster

Artikel zum Thema

Asset Allocation in Regionalbanken unter Basel IV

Asset Allocation in Regionalbanken unter Basel IV

Auswirkungen der regulatorischen Änderungen auf das Depot A von Kreditinstituten.
Regulatorik für Regionalbanken – Peak in Sicht / BankingHub

Regulatorik für Regionalbanken – Peak in Sicht?

Aktueller Stand regulatorischer Vorhaben, Herausforderungen und Handlungsfelder.
Silhouetten von Personen vor Hochhäusern auf der Straße als Metapher für zehn Jahre Regulierung nach der Finanzmarktkrise: Regulierungsinitiativen

Zehn Jahre Regulierung nach der Finanzmarktkrise

Ansätze für eine objektive und zielgerichtete Bewertung von Regulierungsinitiativen.
Lange Straße als Metapher für FRTB: Fundamental Review of the Trading Book – ewig währt am längsten

FRTB: Fundamental Review of the Trading Book – ewig währt am längsten

FRTB in CRR II und darüber hinaus.
Image of a surfer doing an amazing jump and splashing water in front of the sunset at the sea

Derivate in Basel IV – Teil III

Das CVA-Framework in der Basel-Finalisierung.
Blick auf Daten und Analysen als Metapher für den Artikel "Neufassung des BaFin-Rundschreibens zum Standardzinsschock"

Neufassung des BaFin-Rundschreibens zum Standardzinsschock

Neue Anforderungen und Annahmen für die Berechnung des Standardzinsschocks zur Messung des Zinsänderungsrisikos im Anlagebuch.
Small Banking Box: Regulatorische Erleichterungen

Small Banking Box – mehr Proportionalität in der Bankenaufsicht für mittelständische Institute

Aktuelle Diskussion über Erleichterungen in der Regulierung mittelständischer Institute
CRR II

Die Verschuldungsquote im Entwurf der CRR II

Rechtzeitig aufbrechen ist manchmal wichtiger, als schnell gehen. Kurt Haberstich (*1948).

Anforderung zur Liquidity Coverage Ratio

Schon 6 Jahre alt, aber immer noch ein Problemkind!

Derivate in Basel IV

Teil I: Der Standardansatz für Kontrahentenrisiko (SA-CCR)
Berge im Hintergrund

Delegierte Verordnung Leverage Ratio

Institute sollten die steuerungsrelevanten Aspekte der Leverage Ratio stärker in die operative und vor allem in die strategische Planung einfließen lassen.
Collateral Management

Collateral Management 2.0

Von einer Randaufgabe zum wettbewerbsdifferenzierenden Wertbeitragsbringer
Basel III

Auswirkungen von Basel III aus Sicht der Unternehmensberatung

Das Reformpaket zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Banken gegen Finanzkrisen definiert neue Mindestanforderungen an Solvabilität, Verschuldungshöhe und Liquidität.

Banken setzen auf Mittelstand

Mit welchen Kreditinstituten arbeiten mittelständische Unternehmen aus Nord-Westfalen zusammen und warum? Eine Studie von zeb/ und der IHK Nord Westfalen und gibt darüber Auskunft.

Sparkassen müssen um Geld der Kunden aktiv kämpfen

Einlagen bleiben strategischer Eckpfeiler im Geschäftsmodell.
Fristentransformation

Abhängigkeit von Fristentransformation reduzieren – Kein verlässliches Ruhekissen

Ein gesundes Ausmaß an Fristentransformation ist sinnvoll und ergebnisstabilisierend – eine Abhängigkeit allerdings riskant. Die Geschäftsmodelle von Regionalbanken sollten dementsprechend immunisiert werden, um rückläufige
Gesamtbanksteuerung

Herausforderung für die Weiterentwicklung der Gesamtbanksteuerung

Als Reaktion auf die Finanzmarktkrise wird die Gesamtbanksteuerung deutlich verschärft. Ziel ist die nachhaltige Sicherung der Stabilität des Finanzsystems.

Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

BankingHub-Newsletter

Analysen, Artikel sowie Interviews rund um Trends und Innovationen
im Banking alle 2 Wochen direkt in Ihr Postfach

Send this to a friend