Energieausweise in der Immobilienfinanzierung – aus regulatorischer Verpflichtung vertriebliche Potenziale generieren!

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit haben sich in den letzten Jahren zu zentralen Themen in nahezu allen Wirtschaftszweigen entwickelt. Auch im Bereich der Immobilienfinanzierung sind diese Aspekte von steigender Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf die gesetzlichen Anforderungen und den Umgang mit Energieausweisen.

Für Banken und vor allem für deren Führungskräfte stellen sich dabei komplexe Fragen: Wie können die Anforderungen effizient erfüllt werden, welche Herausforderungen gilt es zu meistern und welche (vertrieblichen) Chancen bieten sich durch einen proaktiven Umgang mit Energieausweisen?

Was ist der regulatorische Rahmen für Energieausweise?

Energieausweise sind ein wesentliches Element der EU-Gebäuderichtlinie und des deutschen Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Ziel dieser Regelungen ist es, Transparenz über die Energieeffizienz von Gebäuden zu schaffen und somit Anreize für Sanierungsmaßnahmen zu setzen. Für die Immobilienfinanzierung bedeutet dies, dass Banken bei der Bewertung von Immobilien auf die Einhaltung dieser Vorschriften achten müssen.

Ein Energieausweis gibt Auskunft über den Energiebedarf oder -verbrauch eines Gebäudes und soll künftigen Eigentümer:innen oder Mieter:innen helfen, die Energiekosten und Umweltwirkungen besser abzuschätzen. Für Banken haben diese Informationen nicht nur regulatorische, sondern auch wirtschaftliche Relevanz: Immobilien mit schlechter Energieeffizienz könnten in Zukunft überdurchschnittlich an Wert verlieren, was wiederum das Risiko für die Bank erhöht.

Welche operativen Herausforderungen ergeben sich für Banken?

Das Vorhalten von Energieausweisen und das Einhalten damit verbundener Anforderungen bringen eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich. Zu den zentralen Punkten zählen:

  • Datensammlung: Banken müssen entweder für den selbst initiierten Bezug von Energieausweisen bezahlen oder ihre Kunden mit bestehenden Finanzierungen vom Einreichen der Energieausweise und deren Kostenübernahme überzeugen.
  • Datenmanagement: Banken müssen sicherstellen, dass Energieausweise für die finanzierten Immobilien vorliegen und deren Gültigkeit überwacht wird. Das erfordert robuste Datenmanagementsysteme, die nahtlos mit den bestehenden Prozessen integriert sind.
  • Regelmäßige Aktualisierung: Energieausweise sind nur für einen begrenzten Zeitraum gültig. Banken müssen Mechanismen etablieren, um veraltete Dokumente rechtzeitig zu erneuern.
  • Qualitätssicherung: Die Validität der Angaben im Energieausweis ist essenziell. Banken stehen vor der Aufgabe, die Echtheit und Genauigkeit der vorgelegten Dokumente zu überprüfen, um Risiken zu minimieren.
  • Rechtliche Haftung (oder Verantwortung): Fehlende oder fehlerhafte Energieausweise können rechtliche Konsequenzen für Banken haben. Es ist daher entscheidend, klare Prozesse für die Einhaltung der Vorschriften zu definieren.
  • Kundensensibilisierung: Viele Kunden sind sich der Bedeutung von Energieausweisen nicht ausreichend bewusst. Banken haben die Aufgabe, Kunden proaktiv aufzuklären und für die Relevanz von Energieeffizienz zu sensibilisieren.

Welche strategischen Ansätze und Lösungen können Banken nutzen?

Trotz dieser Herausforderungen bietet die Einhaltung von Energieausweispflichten ebenso Potenziale für Banken. Mit strategischen Ansätzen können Führungskräfte nicht nur Risiken reduzieren, sondern auch Wettbewerbsvorteile schaffen.

  • Digitalisierung vorantreiben: Mit dem Einsatz digitaler Tools und Plattformen kann der gesamte Prozess der Erfassung, Verwaltung und Überprüfung von Energieausweisen optimiert werden. Mit Automatisierung und künstlicher Intelligenz lassen sich zudem fehlerhafte oder ungültige Dokumente schneller identifizieren.
  • Nachhaltig positionieren: Banken, die noch keinen Fokus auf Energieeffizienz und nachhaltige Immobilien legen, werden im Bereich „grünes Banking“ einen strategischen Nachteil erfahren. Eine Vielzahl von Banken bespielt dieses Feld bereits seit Jahren erfolgreich.
  • Mitarbeitende schulen: Mitarbeitende auf allen Ebenen sollten regelmäßig über die aktuellen gesetzlichen Anforderungen und Best Practices informiert werden. Dies minimiert Fehler und erhöht die Effizienz.
  • Partnerschaften nutzen: Die Zusammenarbeit mit Energieberater:innen erleichtert Bankkunden den Zugang zu qualitativ hochwertigen Energieausweisen.
  • Ökosystem aufbauen: Über singuläre Partnerschaften hinaus kann die Bank die Grundlage für ein eigenes Ökosystem schaffen, das Kunden den Zugang zu möglichst vielen Lösungen im Kontext der Immobilie bietet – alles aus einer Hand bereitgestellt von der Bank.

Welche vertrieblichen Chancen ergeben sich durch konsequente Datenerfassung?

Um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 im Gebäudebestand zu erreichen, sind in den kommenden Jahren Investitionen in dreistelliger Milliardenhöhe notwendig. Dennoch bleiben die aktuellen Sanierungsaktivitäten deutlich hinter dem erforderlichen Tempo zurück. Ein zentraler Grund: Viele Immobilienbesitzer:innen kennen die ökonomischen Potenziale einer Sanierung oder Modernisierung nicht und haben Unsicherheiten, wie sie die Sanierung sowohl in technischer als auch in finanzieller Hinsicht konkret angehen sollen.

Ein bemerkenswerter Befund in diesem Zusammenhang: Gemäß einer Endkundenbefragung werden Banken im Kontext der Immobiliensanierung und -modernisierung nicht als potenzielle Informationsquelle oder als richtiger Ansprechpartner wahrgenommen. Diese Lücke haben innovative Finanzdienstleister bereits erkannt. Vor allem digitale Vermittlungsplattformen positionieren sich zunehmend an der Schnittstelle zwischen Endkunden und ausführenden Dienstleistern z. B. aus der Energieberatung, dem Handwerk oder dem Immobilienmaklergewerbe. Sie schaffen Transparenz, vereinfachen Prozesse und rücken damit nah an den Kunden und sein Problem heran.

Im Bereich der Immobilienfinanzierung wird es für Banken künftig entscheidend sein, potenzielle Kunden frühzeitig entlang ihrer „Sanierungsreise“ zu begleiten. Wer bereits in der Orientierungsphase präsent ist, kann nicht nur Finanzierungslösungen anbieten, sondern sich als ganzheitlicher Partner im Transformationsprozess positionieren.

Ein zentraler Schlüssel liegt in der Datennutzung: Banken, die systematisch Energieausweise oder Informationen zum energetischen Zustand der Immobilien im Portfolio erfassen, schaffen damit die Grundlage für langfristige Kundenansprache. Ein Modernisierungs- bzw. Sanierungsrechner ermöglicht es, auf Basis weniger Kundendaten individuelle energetische Sanierungsfahrpläne zu entwickeln. Die erforderlichen Informationen werden vom Kunden einmalig bereitgestellt; die Auswertung und Ableitung möglicher Maßnahmen erfolgen im Hintergrund durch die Bank oder ein angebundenes Fachsystem. Auf diese Weise können energetische Potenziale identifiziert und strukturiert aufbereitet werden, ohne dass für den Kunden ein zusätzlicher Aufwand entsteht. So lassen sich in den kommenden Jahren gezielte Vertriebskampagnen zu Modernisierungsdarlehen entwickeln.

Wie wird sich die Bedeutung von Energieausweisen in der Immobilienfinanzierung zukünftig entwickeln?

Die Bedeutung von Energieausweisen in der Immobilienfinanzierung wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Gesetzgeber, Investor:innen und die Gesellschaft als Ganzes legen verstärkt Wert auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Führungskräfte in Banken sollten daher nicht nur als Reaktion auf regulatorische Anforderungen handeln, sondern Nachhaltigkeit als strategische Priorität verstehen. Damit legen sie den Grundstein für datenbasierte Vertriebskampagnen, mit denen sich Finanzierungs- und Sanierungsanlässe gezielt identifizieren und adressieren lassen. Wer Kunden frühzeitig entlang ihrer Sanierungsreise begleitet, positioniert sich als relevanter Partner mit echtem Mehrwert.

Banken, die frühzeitig in Systeme und Strategien investieren, um die Herausforderungen im Zusammenhang mit Energieausweisen zu meistern, werden langfristig erfolgreicher sein. Sie sichern sich nicht nur gegen mögliche Risiken ab, sondern tragen auch aktiv zur Energiewende und einem nachhaltigeren Immobilienmarkt bei.

Unser Fazit zur Rolle von Energieausweisen für Banken

Die Vorhaltung und Einhaltung von Energieausweisen sind für Banken sowohl eine regulatorische Pflicht als auch eine strategische Chance. Banken und ihre Führungskräfte stehen vor der Herausforderung, den Spagat zwischen gesetzlichen Anforderungen, operationaler Effizienz und Kundenorientierung zu meistern.

Mit einem klaren Fokus auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit und proaktive Kommunikation können Banken eine Vorreiterrolle einnehmen und ökologische sowie ökonomische Vorteile realisieren.

Sie sollten nun in der Lage sein, über diese zentralen Punkte des Artikels zu sprechen:
  • Welche Bedeutung nehmen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit im Bereich der Immobilienfinanzierung ein? Im Bereich der Immobilienfinanzierung sind Energieeffizienz und Nachhaltigkeit von steigender Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf gesetzliche Anforderungen und den Umgang mit Energieausweisen. Für Banken und deren Führungskräfte stellen sich dabei komplexe Fragen, wie Effizienz erreicht und vertriebliche Potenziale durch einen proaktiven Umgang mit Energieausweisen generiert werden können.
  • Warum ist die Kundensensibilisierung im Umgang mit Energieausweisen wichtig und wie können Banken diesbezüglich vorgehen? Viele Kunden sind sich der Bedeutung von Energieausweisen nicht ausreichend bewusst. Banken haben die Aufgabe, Kunden proaktiv aufzuklären und für die Relevanz von Energieeffizienz zu sensibilisieren. Dies ist entscheidend, da der Energieausweis eine wichtige Informationsquelle für potenzielle Käufer und Mieter darstellt und Einfluss auf den Immobilienwert sowie zukünftige Betriebs- und Sanierungskosten hat.

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Bastian Walkhoff/ Autor BankingHub

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