Finanzdienstleister bewegen sich in einem zunehmend volatileren und unsichereren Marktumfeld. Big Techs und FinTechs entwickeln in immer schnelleren Zyklen neue Produkte und Leistungen. Auch durch neue technologische Trends, rasant steigende Kundenerwartungen und komplexere regulatorische Initiativen geraten traditionelle Player immer stärker unter Druck. Agilität wird in diesem Umfeld häufig als der Schlüssel gesehen, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden.
Doch wie stehen Finanzdienstleister zum Thema „Agilität“ und welche Schritte sind sie bereits gegangen?
Im Folgenden geben wir einen kurzen Einblick in unsere Agile Readiness Studie.
Um den Fragestellungen zu Agilität bei Banken nachzugehen, hat zeb einen Online-Check-up zur Messung des agilen Reifegrads von Organisationen entwickelt. Der „Agile Readiness Check-up“ ist ein onlinebasiertes Tool, das die unmittelbare Erhebung des individuellen Reifegrads der eigenen Organisation ermöglicht.
Als Grundlage der nun erschienenen Agile Readiness Studie hat zeb die Ergebnisse von 216 Teilnehmenden des Check-ups zwischen Februar und April 2019 ausgewertet.
Für Interessierte ist der Agile Readiness Check-up weiterhin hier kostenlos verfügbar.
Die Weiterentwicklung des Tools wird ab März 2020 verfügbar sein.
Teilnehmer Agile Readiness Studie 2020
Die Teilnehmenden der Studie waren zu 12 Prozent Vorstände, zu 51 Prozent leitende Angestellte und zu 37 Prozent nicht in leitender Funktion. Der überwiegende Teil (79 Prozent) ist in einem Finanzdienstleistungsunternehmen beschäftigt.
Agilität 2020: Die Zeichen der Zeit wurden erkannt
Die gute Nachricht vorweg: Agilität ist aktuell eines der zentralen Themen bei Finanzdienstleistern. Knapp zwei Drittel der Teilnehmenden stimmen der Aussage zu, dass die Entwicklung ihres Unternehmens hin zu einer anpassungsfähigen und kundenzentrierten Organisation notwendig ist.
Die meisten Finanzdienstleister stehen allerdings bei der Transformation noch weitestgehend am Anfang. Weniger als 6 Prozent der Unternehmen weisen demnach einen sehr fortgeschrittenen („Agile Leader“) oder fortgeschrittenen („Agile Performer“) Reifegrad auf.
22 Prozent der Unternehmen, die „Agile Prospects“, befinden sich bereits auf dem Weg der Transformation. Mit 62 Prozent zählt ein überwiegender Anteil der Unternehmen zu den „Agile Explorer“, die sich gerade erst auf den Weg gemacht haben. 11 Prozent der Organisationen fallen laut den Studienergebnissen sogar in die Kategorie der „Agile Denier“ – der Verweigerer.
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Studie zur Agilität zeigt, systematische Herangehensweisen sind selten
Viele Unternehmen haben zwar bereits erste Maßnahmen ergriffen, meist fehlt jedoch ein strukturierter Ansatz, bei dem alle Dimensionen agiler Organisationen berücksichtigt werden und ein klarer Rahmen für die agile Transformation gesetzt wird.
So haben zwar 41 Prozent der teilnehmenden Unternehmen einen Personenkreis definiert, der sich mit agilen Organisationsformen auseinandersetzt. Nur 29 Prozent weisen aber nennenswerte Erfahrungen mit agilen Pilotteams auf. Und nur 20 Prozent der Teilnehmenden stimmen der Aussage zu, dass in ihrem Unternehmen klare Leitlinien für ein agiles Zusammenarbeitsmodell definiert sind.
Führungskräfte sehen die agile Welt rosiger
Die Detailergebnisse der einzelnen teilnehmenden Gruppen zeigen, dass Führungskräfte den agilen Reifegrad ihrer Unternehmen im Durchschnitt besser bzw. fortgeschrittener bewerten als angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Eine mögliche Erklärung ist, dass die Mitarbeitenden beim Wandel hin zu einer agilen Organisation nicht in notwendigem Maße mitgenommen werden. Dabei ist es gerade bei der Transformation zu einer selbstorganisierten, dezentralen Struktur unerlässlich, die Mitarbeitenden frühzeitig und uneingeschränkt in den Veränderungsprozess einzubeziehen.
Finanzdienstleister laufen laut Agile Readiness Studie (noch) hinterher
Die Studie zeigt ferner auch: Banken, Sparkassen und Versicherungen haben gegenüber Unternehmen anderer Branchen deutlichen Nachholbedarf bei der agilen Reife. Mit einem durchschnittlichen Reifegrad von 3,0 (von 5) weisen Nichtfinanzdienstleister in fast allen Dimensionen einen deutlichen Abstand zu beispielsweise Privatbanken (2,6) oder Sparkassen (2,5) auf.
Aber auch in der Finanzdienstleistungsbranche haben sowohl diverse Großbanken, wie die ING oder Commerzbank, als auch Regionalbanken, wie die Sparkasse Bremen oder die Weser-Elbe Sparkasse, die Zeichen der Zeit erkannt. Gemeinsam haben alle, dass sie ihre Zukunft in einer dezentraleren, flexibleren und kundenzentrierten Organisation sehen.
Es zeigt sich jedoch auch, dass es nicht das eine agile Organisationsmodell als Blaupause gibt. Jede Organisation und jedes Geschäftsmodell ist anders. Jedes Unternehmen muss seinen eigenen organisatorischen Rahmen und den jeweils passenden Transformationspfad finden.