Welche Fortschritte gibt es in KI, Robotik und Biotechnologie?
Tonalität und Kernaussagen der Top Executives, Zukunftsforschenden, Tech-Gurus und sonstigen Spin Doctors auf der SXSW 2025 waren – wie nicht anders zu erwarten – stark durch alle Arten von KI geprägt. Während normale Anwender:innen sich gerade damit abfinden, in vielen privaten wie beruflichen Situationen sukzessive mit ChatGPT & Co. klarkommen zu müssen, wird in Austin schon die Limitierung von Large Language Models aufgezeigt und postuliert, dass an AGI (Artificial General Intelligence) in den nächsten Jahren kein Weg vorbeiführen wird. Die Optimist:innen erwarten viele positive Errungenschaften, weil KI überall sein, alles machen, alles Bisherige ersetzen und vor allem weiter wachsen wird.
Dass da nicht jede:r mehr mitkommen wird, dass sich viele überfordert fühlen werden angesichts der Möglichkeiten, des Veränderungsdrucks und der Geschwindigkeit, überrascht nicht. Die Futuristin Amy Webb sieht FOMO (fear of missing out) bereits abgelöst durch FOMA (fear of missing anything) als die Angst, nicht nur viel, sondern mehr oder weniger alles zu verpassen. Mit „What is cutting-edge today will be gone … later today“ spitzt sie dies bewusst im Sinne immer kürzer werdender Entwicklungszyklen zu.
Neben diesen allgemeinen Zuspitzungen skizziert Webb die Fortschritte sowohl in Robotik als auch bei der Integration von KI und Biotechnologie und damit ihre Vision von „Living Intelligence“ – einer Entwicklung, deren Relevanz allein schon durch die Präsenz in vielen Diskussionsbeiträgen auf der SXSW unübersehbar war.
Welche Herausforderungen ergeben sich für Unternehmen und Banken durch Agentic AI?
Agentic AI wird breitere, ergebnisoffenere Einsatzgebiete erhalten und dabei verstärkt im Spannungsfeld zwischen echtem Nutzen und Datenschutz sowie digitaler Sicherheit stehen. Während in den Anwendungsdiskussionen in der Regel die Chancen für Geschäftsmodelle von Unternehmen im Fokus standen und natürlich ebenso für Banken und Finanzdienstleister vielfältigste Use-Cases interessant werden, muss allerdings auch die Möglichkeit der Reaktion auf den Einsatz auf Endkundenseite bedacht werden.
Wie reagiert ein Institut, wenn ein AI Agent im Kundenauftrag eine komplexe Frage stellt, deren Beantwortung derzeit noch „unter vier Augen“ erfolgt? Aus Sicht der SXSW-Community ist das ein bald schon alltäglicher Fall, aus Perspektive des Branchenalltags eher die übernächste als bereits die nächste Frage bei der Budgetallokation.
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Welche wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen haben die technologischen Fortschritte?
Neben der technologischen Dimension, die ergänzend zu KI auch stark von Quantum geprägt war, sind vor allem die verschiedenen zusätzlichen Perspektiven wichtig, die darüber hinaus zur Einordnung angeboten werden. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen, insbesondere die Machtkonzentration bei Big Tech, eine mögliche Blasenbildung an den Kapitalmärkten, sowohl die zunehmende Spreizung der aktuellen Vermögensverteilung als auch das Auseinanderdriften der Fähigkeiten, Vermögen zu bilden, im Vergleich zwischen den Generationen, sowie Abhängigkeits- und Vereinsamungsgefahren vor allem bei jungen Männern zeigen strukturelle Risiken und den Bedarf an intelligenter Regulierung der kommenden Jahre auf.
Dabei ist die Ambivalenz zwischen den erwartbaren Vorteilen, Effizienzgewinnen und wirtschaftlichen Potenzialen einerseits und der Warnung vor Einschränkungen individueller menschlicher Autonomie und Kreativität sowie unreflektierter Akzeptanz von KI andererseits allein schon bereichernd, die Tatsache, dass gar nicht erst der Versuch unternommen wird, alles auf eine Formel zu bringen, wohltuend differenziert.
Und damit werden den Besucher:innen – wie im realen (Berufs-)Leben außerhalb der SXSW – die persönliche Standortbestimmung, die Einordnung und Priorisierung sowie schließlich die Frage, wie man das (persönliche) Spannungsfeld zwischen Disruption und den damit einhergehenden Chancen und der gefühlten eigenen Überforderung am besten in den Griff bekommt, selbst überlassen. Dass man sich inmitten eines Paradigmenwechsels befindet, dass die Weiterentwicklungen von KI keine inkrementellen Entwicklungsschritte sind, ist den meisten Besucher:innen auch vorher schon klar.
Die Vermutung, dass es keine Form bislang gekannter Stabilität mehr geben wird und wir in eine Ära permanenter Transformation kommen, wird schon durch die nicht ganz ernst gemeinte Formulierung „The only way to solve problems with AI is to use more AI “ bestätigt. Wir hoffen, dass daneben auch einige der von allen antizipierten tatsächlichen Vorteile dabei sein werden …