Point Zero Forum 2024: Treffen der Zentralbank-, Regulatoren-, Unternehmens- und Industrieleader-Vertreter:innen in Zürich

Wie sieht die Zukunft der Finanzindustrie aus? Keine geringere als diese Frage wurde vom 1. bis 3. Juli beim hochkarätigen Point Zero Forum in Zürich durch Vertretungen von Zentralbanken und Regulatoren, Entscheidungsträger:innen aus der Finanzindustrie und Politik sowie FinTech-Unternehmer:innen diskutiert.

Als Community Partner des Forums waren auch wir als Kapitalmarkt- und FinTech-Experten von zeb vertreten.

Über das Point Zero Forum

Das Point Zero Forum ist eine Initiative von Elevandi, einer Tochtergesellschaft der Monetary Authority of Singapore (MAS), und dem Schweizer Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (Eidgenössisches Finanzdepartement, EFD), zur Förderung des politischen und technologischen Dialogs im Bereich Finanzdienstleistungen.

Julian Schmeing und Cédric Lüscher auf dem Point Zero Forum Abbildung 1: Wir: Julian Schmeing und Cédric Lüscher auf dem Point Zero Forum

Die diesjährigen Fokusthemen Digital Assets & Payments, AI, Quantum Computing und ESG zogen dabei erneut hochkarätige Speaker:innen und Teilnehmende aus der gesamten Welt an. So war nicht nur die europäische Finanzindustrie prominent vertreten, sondern vornehmlich auch die asiatische, amerikanische und afrikanische. In Paneldiskussionen, Workshops und sonstigen Vorträgen bekamen die Teilnehmenden Einblicke in die Zukunft der Finanzindustrie und konnten über Chancen und Gefahren von neuen Technologien diskutieren.

Neben den wohlbekannten Schweizer Meinungsvertreter:innen Axel Weber (Beiratsvorsitzender Visa), Sabine Keller-Busse (Präsidentin der UBS Schweiz) oder Antoine Martin (Mitglied SNB-Direktorium) standen auch viele weitere internationale Speaker:innen auf der Bühne. Dem Event beigewohnt haben unter anderem auch die Amerikanerin Hon. Caroline D. Pham, Commissioner der Commodity Futures Trading Commission, mehrere Digital-Assets-Leads der Großbanken HSBC, Goldman Sachs und Standard Chartered sowie etliche Vertreter:innen der internationalen Techszene, z. B. Jeremy Allaire, CEO von Circle, oder auch Sergey Nazarov, CEO von Chainlink.

Digital Assets & Payments

Aufgrund der Relevanz für die Zukunft der Kapitalmärkte wurde dem Themenkomplex DLT, Digital Assets und Stablecoins auch beim diesjährigen Point Zero Forum ein sehr hoher Stellenwert zugeschrieben. Die diversen Inputs auf dem Forum haben indes auch die Erkenntnisse aus der kürzlich erschienenen zeb European DLT and Digital Assets Study 2024 bestätigt.

DLT und Digital Assets sind nicht mehr nur eine Randnotiz, die von wenigen DLT-Natives vorangetrieben wird. Vielmehr arbeiten heute große internationale Finanzinstitute wie UBS, Standard Chartered, HSBC, Fidelity, Hamilton Lane Hand in Hand mit FinTech-Unternehmen aktiv an der Entwicklung eines DLT-basierten Kapitalmarkts. Exemplarisch haben die drei Unternehmen Fidelity, Sygnum und Chainlink auf dem Point Zero Forum sodann auch verkündet, dass sie im Bereich der Fondsindustrie eine Zusammenarbeit im Kontext der On-Chain-Abbildung von Net-Asset-Value(NAV)-Daten gestartet haben.

Auch wenn alle Anwesenden bei der DLT-Adoption weiterhin große Hürden wie Tokenstandards und Interoperabilität von DLT-Netzwerken bemerkten, ist die Industrie insgesamt sehr positiv gestimmt, dass sich DLT und Digital Assets in den nächsten 3–5 Jahren weiter in der Finanzindustrie etablieren werden. Neben den klassischen Argumenten wie der kürzeren Transaktions-Settlement-Zeitdauer wurden von vielen nun auch die Vorteile von DLT bei der Besicherung von Risiken genannt. Die DLT-basierte Collateralization bei Repo-Transaktionen oder OTC-Geschäften wurde von Hon. Caroline D. Pham sogar als potenzielle Killerapplikation von DLT bezeichnet.

Gespräch mit Jeremy Allaire, CEO Circle, auf der Bühne des Point Zero Forums 2024 Abbildung 2: Gespräch mit Jeremy Allaire, CEO Circle, auf der Bühne des Point Zero Forums 2024

Eine lebhafte Diskussion entbrannte indes über die Ausgestaltung von DLT-Netzwerken. Während einige Point-Zero-Forum-Speaker:innen sich für „permissioned“ Netzwerke starkmachten, war die Mehrheit davon überzeugt, dass „permissionless“ Blockchains die Zukunft seien. Es gibt wohl für beide Ausprägungen gewisse Anwendungen, eine Entscheidung für die eine oder die andere Option sollte jedoch nur über die funktionalen Anforderungen einer Organisation oder eines Konsortiums gefällt werden.

Artificial Intelligence

Im Zentrum der Dialoge rund um AI standen neben möglichen Use-Cases und notwendigen Investment-Roadmaps v. a. auch Fragestellungen in Bezug auf die ethische und regulatorisch konforme Nutzung von künstlicher Intelligenz in der Finanzindustrie.

Getreu dem europäischen Ansatz, schnell mit neuen holistischen Regularien vorzupreschen, bekam indes auch die Frage nach global einheitlichen Standards eine hohe Aufmerksamkeit. Wie Ravi Menon, ehemaliger Managing Director der MAS, attestierte, verfolgt die EU eine grundsätzlich andere Vorgehensweise als z. B. China. Während in China einzelne Use-Cases oder die Technologie als solche reguliert werden, wurde in Europa eine sehr menschenzentrierte Regulierung aufgezogen, die es für Banken erschwert, Daten mithilfe von AI zu verarbeiten.

Quantum Computing und ESG

Neben DLT und AI standen mit Quantum Computing und ESG zwei weitere Techthemen im Fokus. Gerade die Relevanz von Quantencomputing könnte für die Zukunft des Finanzwesens kaum größer sein, denn es ermöglicht, mathematische Rätsel deutlich schneller zu lösen, und gefährdet daher die meisten bekannten Datenverschlüsselungstechniken, die in der Finanzindustrie heute angewandt werden.

Die sich abzeichnende Bedrohung erfordert daher ein schnelles Handeln auf Ebene der Regierungsbehörden, Techanbieter und Finanzinstitute. Erfreulicherweise gibt es jedoch bereits heute erste quantenresistente Verschlüsselungstechnologien und Kommunikationsmedien wie z. B. auch der Sprecher des Point Zero Forums, David Chaum (Erfinder des digitalen Bargelds), ausführte.

Cédric Lüscher und Julian Schmeing zusammen mit Matthias Kröner, Managing Partner EMEA von Elevandi, sowie Sohn Raphael Kröner Abbildung 3: Cédric Lüscher und Julian Schmeing zusammen mit Matthias Kröner, Managing Partner EMEA von Elevandi, sowie Sohn Raphael Kröner

Insgesamt waren die drei Tage auf dem Point Zero Forum somit ein voller Erfolg, und ein Besuch kann daher unbedingt weiterempfohlen werden!

Sie wünschen sich von unseren zeb-Experten weitere Insights zu diesem Thema? Melden Sie sich gerne bei uns!

Sprechen Sie uns gerne an!

Wolfgang Schlaffer / Autor BankingHub

Wolfgang Schlaffer

Partner Office München
Julian Schmeing / Autor BankingHub

Julian Schmeing

Partner Office München
Cédric Lüscher / Autor BankingHub

Cédric Lüscher

Manager Office Zürich

Artikel teilen

Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

BankingHub-Newsletter

Analysen, Artikel sowie Interviews rund um Trends und Innovationen
im Banking alle 2 Wochen direkt in Ihr Postfach