Geschäftsmodell von fundingport
Hallo Maria, wir freuen uns sehr über das gemeinsame Interview. Seit 2019 ist fundingport am Markt vertreten. Bitte erklär uns in diesem Zusammenhang Euer Geschäftsmodell. Uns interessiert dabei insbesondere Eure „Matching-Engine“ sowie der damit verbundene Finanzierungsprozess.
fundingport ist eine Finanzierungsplattform mit den drei Produkten Erneuerbare Energien, Unternehmensfinanzierung und Kreditservices („Agency“). fundingport „matcht“ Qualitätskunden und ‑projekte mit Kapitalgebern. Die Matching-Kriterien basieren auf unserer Erfahrung im Bereich Unternehmens- und Projektfinanzierung. Die Kriterien werden beim Onboarding der Kapitalgeber erfasst, sodass die Ablehnungsquote maßgeblich sinkt.
Wie sieht ein typisches Projekt im Regenerative Energien (RE)-Sektor aus, das über fundingport realisiert wird?
Kunden oder deren Finanzierungsberater suchen für ein Projekt in Deutschland oder im Ausland Banken, die ihre Projektfinanzierung zu optimalen Konditionen anbieten. Da weltweit Einspeisevergütungen und Direktstromabnahmeverträge sinken, ist es wichtig, die besten Konditionen in der Finanzierung zu erzielen.
Denn auch wenn die meisten unserer Kunden einen Beitrag zur nachhaltigen Gestaltung der Welt leisten wollen, ist dennoch eine adäquate Rendite für das aus der Planungs-, Bau- und Betriebsphase resultierenden Risiko und Investment wichtig.
In der Renditeberechnung spielen die Finanzierungskonditionen eine wichtige Rolle – zum Beispiel: Je weniger Eigenkapital ich als Projektentwickler einsetzen muss, umso mehr Projekte kann ich realisieren. Aber auch: Umso effizienter der Finanzierungsprozess läuft, umso mehr Zeit haben Projektentwickler für ihr Kerngeschäft – Projekte zu entwickeln.
Projektportfolio, Netzwerk und Kooperationen
Bezugnehmend auf das Projektportfolio der Finanzierungsplattform fundingport – setzt ihr bestimmte Schwerpunkte innerhalb der einzelnen Segmente (z. B. Wind, Solar, Biomasse etc.)? Gibt es Unterschiede im Projektablauf bzw. Finanzierungsprozess?
Alle fundingport-Produkte richten sich am Kunden aus. Da Wind- und Solarprojekte im OECD-Raum noch dominant sind, findet man sie auch auf der Plattform am häufigsten. Der größte Unterschied im Finanzierungsprozess liegt für die Bank im Vergütungsregime. Direktstromabnahmeverträge sind komplexer in der Einwertung, und wir empfehlen daher bei der Angebotsfrist auf der Plattform mehr Zeit einzuräumen. EEG-Projekte können recht schnell bewertet werden, und Angebote auf der Plattform sind schneller verfügbar.
Die fundingport GmbH ist ein Tochterunternehmen der Hypoport SE. In diesem Zusammenhang gehört fundingport mit dem Finanzierungsmarktplatz und der Beratung für Firmenkunden (Corporate Finance) zum Segment Kreditplattformen in der Hypoport SE. Inwieweit profitiert Ihr von diesem Know-how und Netzwerk – insbesondere mit Blick auf die weitere Entwicklung von fundingport?
Wir profitieren in jeder Hinsicht von Hypoport als Deutschlands ältestem FinTech. Von unserer Schwester Europace haben wir gelernt, die richtigen Dinge zu tun und frühe Fehler zu vermeiden. Europace vernetzt über 750 Partner aus Banken, Versicherungen und Finanzvertrieben und generiert über 35.000 Transaktionen mit einem Volumen von über 7 Mrd. EUR – monatlich. Und das schon seit mehr als 20 Jahren und für mittlerweile 30.000 Nutzer. Zudem steht uns Hypoport mit Know-how in allen Bereichen zur Verfügung, und wir können Stabsstellen nutzen, um uns selbst auf unser Kerngeschäft konzentrieren zu können.
Zum Ende des letzten Jahres wurde bekannt, dass der Mittelstands- und Fördermittelspezialist IKB Deutsche Industriebank AG mit Hypoport eine Kooperation abschließt – Fokus hier auf der Zusammenarbeit im Rahmen mit der Corporate-Finance-Plattform fundingport. In diesem Zusammenhang ergeben sich für uns die folgenden Fragen: Was waren die Gründe für diese strategische Zusammenarbeit? Welche Kompetenzen trägt die IKB zur Weiterentwicklung der Finanzierungsplattform bei?
Im Rahmen der Zusammenarbeit will die IKB einen neuen Vertriebskanal erschließen und ein signifikantes Volumen an qualitativ hochwertigen Unternehmensfinanzierungen über die Plattform fundingport anbieten. Zudem wird die IKB ihre Kreditprozess- und Fördermittelexpertise in die Kooperation einbringen, sodass fundingport nah am Markt eine digitale Plattform dafür bauen kann. Das auf der Plattform angebotene Volumen der IKB ist gut strukturiertes Neugeschäft, wovon auch andere Kapitalgeber profitieren.
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Gibt es generell Kooperationen mit klassischen Banken oder Förderbanken bei den durch Euch strukturierten Finanzierungen? Wie Blickt Ihr auf „den Bankenmarkt“?
Unser Ziel ist es, ein starkes Kapitalgebernetzwerk auf der Plattform aufzubauen, damit jeder Kunde die passenden Kapitalgeber finden kann. Fördermittel spielen dabei eine große Rolle. Im „Fördermitteldschungel“ wollen wir Beratern und Kunden den Finanzierungsalltag erleichtern und über bestehende und neue Schnittstellen die Auswahl von passenden Fördermitteln vereinfachen. Hierbei freuen wir uns über die Offenheit der großen Förderinstitute.
Um den Finanzierungsprozess insgesamt effizienter zu gestalten, wollen wir aber auch in Bereichen wie bspw. KYC und Jahresabschlussdigitalisierung mit den besten Anbietern kooperieren, damit sich die Zeit bis zur Kreditgenehmigung reduziert.
Wettbewerb und Sektoren mit viel Finanzierungspotenzial
Mit dem Ziel, den stark fragmentierten sowie intransparenten Finanzierungsprozess zu vereinfachen, wie gestaltet sich die aktuelle sowie zukünftige Wettbewerbssituation von fundingport am Markt? Was sind Eure Wettbewerbsvorteile gegenüber aktuellen bzw. zukünftigen Wettbewerbern?
Wettbewerb belebt das Geschäft, und umso mehr Player am Markt dazu beitragen, Zukunftsprojekte von Unternehmenskunden schneller zu realisieren, desto besser. Mit dem Produkt „Erneuerbare Energien“ sind wir einer der wenigen Anbieter am Markt. Zudem konzentrieren wir uns vor allem bei Unternehmenskrediten auf große Kredite über 5 Mio. EUR. Bisher wurde der Markt eher im kleineren gewerblichen Segment von FinTechs bearbeitet.
Wir sind zudem eine unabhängige Vermittlungsplattform und haben keinen Fonds mit vorgegebenen Konditionen hinter uns. Multi-User zu Multi-Lender trifft es wohl am besten.
Blick in die Zukunft der Finanzierungsplattform
Wie schätzt Du generell den Sektor für erneuerbare Energien mit Blick auf die nächsten fünf Jahre ein? In welchen Bereichen entstehen aus Deiner Sicht hier weitere Geschäftspotenziale?
Wir rechnen mit einer „Rückkehr“ der Biomasse. Nachdem die Technologie in frühen Jahren noch nicht ausgereift war, haben sich viele Banken und Investoren die Finger verbrannt. Heute gibt es aber tolle Technologien und fähige Entwickler und Betreiber, die das Risiko minimieren.
Wir hoffen auch, dass es mehr kombinierte Wasserstoffprojekte (bspw. mit Windprojekten) geben wird, und freuen uns, dass die deutsche Wasserstoffinitiative vor allem während Corona maßgeblich vorangekommen ist.
Auch wenn das Ausschreibungssystem in Deutschland zwischenzeitlich zu einer Reduzierung der zugebauten Kapazität am Markt geführt hat, sehen wir hier eine Erholung. Zudem entsteht mit der Offenheit für Direktstromabnahmeverträge (PPAs) von Energieversorgern und Industrieunternehmen ein weiterer Abnahmeweg vor allem für größere Projekte, die es heutzutage in der Ausschreibung schwerer haben.
Was sind mittel- bis langfristig Eure nächsten Meilensteine der Finanzierungsplattform fundingport?
Mit den drei Produkten Erneuerbare Energien, Unternehmensfinanzierung und Agency haben wir uns für 2021 und 2022 bereits einiges vorgenommen. Ziel ist, dass alle drei erfolgreich den Markteintritt schaffen.
Zudem wollen wir im Bereich Erneuerbare Energien den gesamten Prozess nach der Projektentwicklung unterstützen und auch PPA-Offtaker, Investoren, Versicherungen und Due-Diligence-Anbieter mit Projekten „matchen“.
Maria – vielen Dank für das Interview und die spannenden Einblicke!