Digitale Immobilienvermittlung und -finanzierung mit Mietshausverkaufen.de

Mit Blick auf den zunehmenden Digitalisierungsdruck im fragmentierten und häufig noch analogen Maklergeschäft haben wir uns mit Patrick Breuer, geschäftsführender Gesellschafter bei Mietshausverkaufen.de, zu aktuellen Entwicklungen im Markt sowie über Unterschiede zwischen traditionellen Unternehmen und Start-ups ausgetauscht. Mietshausverkaufen.de fokussiert sich auf die digitale Immobilienvermittlung und -finanzierung über eine eigene Plattform.
Patrick Breuer im Interview zu digitale Immobilienfinanzierung

Vor seiner Zeit bei Mietshausverkaufen.de war Patrick Breuer als Head of Mortgage Product bei McMakler sowie als Head of Bank Services bei smava tätig, einer plattformbasierten Kreditvermittlung.

Geschäftsmodell von mietshaufverkaufen.de

Hallo Patrick, seit Anfang des Jahres bist du unternehmerisch tätig und entwickelst ein neues Immobilienunternehmen. Bitte erläutere doch kurz zu Beginn, welches Geschäftsmodell dein Start-up verfolgt.

Mietshausverkaufen.de bietet einen schnellen und diskreten Weg, Immobilien zu verkaufen. Wir suchen für Eigentümer/­innen die besten Verkaufsoptionen, je nach Bedürfnissen der Verkäufer/­innen. Unsere Expertise umfasst das Matching von Verkäufern und Käufern von Mietshäusern, Mietswohnungen, Mehrfamilienhäusern und Gewerbeobjekten.

Ich habe in den letzten Monaten festgestellt, dass viele Immobilienverkäufer/­innen nur den Weg zum Maklerbüro kennen und diesen sofort einschlagen. Das ist aber schade und in fast allen Fällen nicht empfehlenswert, besonders wenn die falschen Makler/­innen ausgesucht werden.

Der Markt ist hier sehr intransparent und für diejenigen, die verkaufen möchten, verwirrend, denn fast alle von ihnen haben bereits die Erfahrung gemacht, dass Maklerbüros unterschiedliche Ansätze fahren und unterschiedliche Preise aufrufen. Das ändern wir!

Tatsächlich gibt es viele weitere gute Verkaufsoptionen für jede Art von Immobilie. Eine dieser Verkaufsoptionen ist bspw. der Direktverkauf. Dafür brauchst du aber finanzstarke Käuferinnen und Käufer oder ein starkes Netzwerk von privaten und institutionellen Investorinnen und Investoren.

Im Falle des Direktankaufs würden wir oder die Investorinnen bzw. Investoren das Objekt kaufen – wir begleiten die verkaufende Partei bis zum Ende der Transaktion.

Da wir noch ein so junges Unternehmen sind, können wir von Fehlern anderer Firmen lernen und diese von Anfang an vermeiden. Unser Alleinstellungsmerkmal ist die Geschwindigkeit und Offenheit für Innovationen im gesamten Prozess. Wir kombinieren digitale Prozesse und Immobilienexpertise mit persönlicher Nähe und können so den Immobilienverkauf schneller und besser abwickeln.

Unser Vorteil ist auch, dass wir für alle Kundinnen und Kunden die richtige Verkaufsoption finden. Maklerbüros sind beispielsweise nur daran interessiert, den Vermarktungsauftrag zu bekommen und dann schnellstmöglich zu verkaufen. Das heißt aber nicht, dass es auch für dich als Verkäufer/-in das Beste ist.

Neben den Standardleistungen können und wollen wir noch weitere Leistungen (bspw. Finanzierung, Home Staging für Luxusimmobilien usw.) anbieten. Letztendlich sollen die am Verkauf und Kauf einer Immobilie beteiligten Personen alles bei uns aus einer Hand bekommen – vor und nach dem Kauf.

Aktuelle Entwicklungen in der digitalen Vermittlung und Finanzierung von Immobilien

Welche besonderen Entwicklungen hast du insbesondere während der Coronapandemie und des aktuellen Ukraine-Kriegs im Vermittlungs- und Finanzierungsgeschäft von Immobilien beobachten können?

Durch die Coronakrise hat sich die Akzeptanz, digitale Features zu nutzen, extrem beschleunigt. Letztendlich wird das Angebot eines digitalen Immobilienverkaufs sowie der entsprechenden Finanzierung von vielen Beteiligten akzeptiert.

Auch wenn Corona sicherlich zunächst ein Schock für alle war, ist der Wechsel von der klassischen Vor-Ort-Maklervermittlung zum digitalen Verkauf umso deutlicher. Dies betrifft sowohl den Immobilien- als auch Finanzierungsmarkt.

Darüber hinaus ist während der Coronapandemie die verfügbare Geldmenge signifikant gewachsen. Das führt u. a. dazu, dass viele Investorinnen und Investoren nach lukrativen Deals suchen und somit die Nachfrage nach Immobilien steigt. Die Folge sind stark steigende Immobilienpreise. Die explodierenden Immobilienpreise sind mittlerweile Dauerthema der Presse.

Dieser Trend kippt aber derzeit. Durch steigende Inflation und Energiepreise, welche teilweise durch den Ukraine-Krieg ausgelöst wurden, sind in den letzten Monaten die Zinsen für Baufinanzierungen rapide gestiegen.

Vor wenigen Monaten haben Investorinnen und Investoren noch Finanzierungen mit einem Zinssatz und einer Tilgung von 1 % erhalten. Mittlerweile höre ich nur noch ganz selten, dass bei Käufen Immobilienkredite mit einem Zinssatz von unter 2 % vergeben werden. Das führt dann dazu, dass Immobilien mit 3 bis 4 % Bruttorendite nicht mehr interessant sind und die Nachfrage sinkt.

Noch rechnen viele, die ihre Immobilie verkaufen möchten, mit hohen Preisen, stellen dann aber fest, dass sich niemand oder nur wenige wirklich für den Kauf interessieren.

Wir selber bekommen dieses Szenario derzeit häufiger mit, selbst bei Mietshäusern in Berlin und München. Daher raten wir derzeit allen Immobilienbesitzerinnen und ­besitzern, sich genau zu überlegen, wann eine Immobilie verkauft werden soll. Hier sind immer verschiedene Faktoren entscheidend, bspw. der Ablauf der Spekulationsfrist oder eine bald anstehende Anschlussfinanzierung.

Kooperationen zwischen Banken und Drittplattformen im Bereich Immobilien

Wie würdest du insgesamt die Kooperationsbereitschaft von Banken mit Drittplattformen bewerten?

In der Vermittlung sieht man zunehmend eine größer werdende Bereitschaft für Kooperationen zwischen Banken und Plattformen im Allgemeinen. Dabei braucht es heutzutage nicht mehr unbedingt den Finanzier um die Ecke.

Das merken auch Banken und kooperieren daher sehr gerne mit Plattformen. Dies geschieht dann aber nicht direkt mit der Bank, sondern über Partner, die zwischen der Bank und der Plattform sitzen. Diese übernehmen dann zum Beispiel die technischen Anbindungen an die über 500 deutschen Banken.

Für alle Parteien handelt es sich hierbei um eine Win-win-Situation. Daher gehe ich davon aus, dass die Akzeptanz noch weiter steigen wird und mehr Banken an Kooperationen interessiert sein werden.

Wachstum im stark frequentierten Immobilienmarkt 

Welche Strategien verfolgt Mietshausverkaufen.de langfristig, um weiterhin in einem wettbewerbsintensiven Markt zu wachsen?

Insgesamt sprechen wir im Immobilienmarkt über einen stark fragmentierten Markt, in dem auch die großen Anbieter nur geringe einstellige Marktanteile halten.

Wir sehen uns hier als kompetenter und spezialisierter Anbieter und möchten Immobilienverkäuferinnen und ­verkäufern zeigen, dass es bessere Alternativen zum klassischen Maklergeschäft, egal welcher Größenordnung, gibt. Dabei sehen wir großes Potenzial auch im weiteren Rahmen der Verkaufstransaktion.

Natürlich möchten wir den Markt mit bestehenden Produkten weiter durchdringen, z. B. durch den konsequenten Ausbau von digitaler und telefonischer Beratung. Hier setzen wir auf gängige Mittel, die unseren Kundinnen und Kunden bekannt und vertraut sind (bspw. durch den Einsatz von WhatsApp). Gleichzeitig sind wir aber auch auf der Suche nach neuen, interessanten Zusatzprodukten für Miets- und Mehrfamilienhäuser.

Einer unserer zentralen Wettbewerbsvorteile ist die schnelle und einfache Abwicklung, welche nicht nur unsere Kundinnen und Kunden, sondern auch Kooperationspartner von uns überzeugt.

Die Finanzbranche braucht mehr Digitale Natives und agilere Strukturen

Neben deiner Zeit im Bereich PropTech (jetzt Mietshausverkaufen und vorher McMakler) und FinTech (smava) hast du auch traditionelle Institute wie die Postbank bzw. Deutsche Bank intensiv kennengelernt. Welche Unterschiede sind dir im Besonderen aufgefallen?

Grundsätzlich sind es meistens eher kulturelle Themen, die sich auf die agierenden Personen zurückführen lassen.

Im Start-up – egal ob PropTech oder FinTech – ist sprichwörtlich ein anderes Mindset spürbar. Die Erfolge und Herausforderungen im Start-up bringen viele Mitarbeitenden eng zusammen, sodass Privates und Berufliches häufig verschwimmt. Ein derartiger Zusammenhalt fehlt in traditionellen Instituten häufig komplett. Ich habe selten eine vergleichbar positive „Macherkultur“ in großen Organisationen gesehen.

Veränderungen werden in traditionellen Instituten meist ausschließlich unter der Kostenperspektive diskutiert. Bevor eine vermeintlich gute Idee bei der eigenen Führungskraft präsentiert oder bevor dafür mit Herzblut gekämpft wird, sagt man lieber nichts, um den möglichen Konflikt zu vermeiden – damit der mutige Vorstoß nicht zum Karrierekiller wird.

Insgesamt führt das natürlich zu einer anderen Stimmung im Team und der gesamten Organisation. Das hat aus meiner Sicht auch viel mit dem wenig agilen Führungsverhalten zu tun. Kontrolle geht weiterhin über Vertrauen und Befähigung. Ausnahmen bestätigen aber selbstverständlich die Regel.

In vielen Start-ups haben Mitarbeitende deutlich mehr Freiheiten. Egal ob Praktikant/-in, Angestellte/-r oder Führungskraft – in der Tendenz werden die besten Ideen umgesetzt. Auch werden junge Menschen früh in verantwortungsvolle Positionen gebracht und Fehler offen und konstruktiv diskutiert. Ich kann das aus eigener Erfahrung berichten.

Zudem bin ich davon überzeugt, dass jeder Mensch auf eine gewisse Art und Weise einen Sinn in der eigenen Arbeit sucht. Von dem, was ich bisher gesehen habe, ist dies durch die Vision, Aufgaben und Projekte in einem Start-up eher gegeben.

Dass auch in einem Start-up nicht alles perfekt läuft, sollte aber hinreichend bekannt sein. Den systematischen Unterschied zu klassischen Organisationen sehe ich aber dennoch.

Welche Handlungsfelder sollten traditionelle Finanzinstitute im Kontext Immobilie aus deiner Sicht insbesondere angehen?

In der Finanzbranche stelle ich immer wieder fest, dass viele Kunden sich noch nicht mit der heutigen digitalen Welt angefreundet haben. Das liegt sicherlich auch daran, dass viele Entscheidungsträger/‑innen selbst noch aus der nicht digitalen Zeit kommen und daher Innovationen teilweise kritisch gegenüberstehen.

Das hat leider oft zur Folge, dass einige gewinnbringende Ideen und Projekte aufgrund von Bedenken der Führungskräfte nicht angegangen werden. Hier braucht es sicherlich mehr „Digital Natives“ an den richtigen Stellen – und damit meine ich nicht nur die coolen Digital Hubs oder Innovation Center, sondern beispielsweise auch die kritischen Geschäftseinheiten wie Compliance, Datenschutz usw.

Vielen Dank für das Interview, Patrick!

Welche Handlungsfelder sollten traditionelle Finanzinstitute im Kontext Immobilie Ihrer Meinung nach angehen?

Sprechen Sie uns gerne an!

Autor Kevin Michael Gerth / BankingHub

Kevin Michael Gerth

Manager Office München
Christoph Huber / Autor BankingHub

Christoph Huber

Senior Consultant zeb

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