Warum wurden die Prinzipien auf den Stand aktueller Leitlinien nachgezogen?
Die „Principles for the Management of Credit Risk“ des Basel Committee on Banking Supervision (BCBS) wurden erstmals im Jahr 2000 veröffentlicht, um weltweit einheitliche Standards für das Kreditrisikomanagement in Banken zu etablieren. Diese Prinzipien bieten einen Rahmen für die Bewertung und Überwachung der Kreditrisikomanagementprozesse von Banken durch die Aufsichtsbehörden.
Im Jahr 2023 initiierte das Komitee eine Überprüfung dieser Prinzipien, um deren Aktualität und Angemessenheit angesichts der Entwicklungen in den globalen Finanzmärkten und der veränderten regulatorischen Landschaft zu gewährleisten. Im Rahmen der Überprüfung wurde die fortwährende Relevanz der Prinzipien grundsätzlich bestätigt. Allerdings konnten Bereiche identifiziert werden, die veraltet oder nicht mehr vollumfänglich konsistent zu dem aktuellen Basel Framework und den neuesten Richtlinien des Komitees waren.
Die nun veröffentlichten, aktualisierten Prinzipien aus dem April 2025[1] beinhalten daher eine Reihe technischer Anpassungen, um sie mit dem aktuellen Basel Framework und den neuesten Leitlinien in Einklang zu bringen. Diese Anpassungen zielen darauf ab, die Effektivität des Kreditrisikomanagements zu verbessern, ohne den grundlegenden Inhalt der Prinzipien zu verändern.
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Was sind die wesentlichen Neuerungen der aktualisierten Prinzipien?
I) Regelmäßige Überprüfung und Genehmigung der Kreditrisikostrategie
Die aktualisierten Prinzipien betonen die Verantwortlichkeit des Vorstands die Kreditrisikostrategie sowie deren Operationalisierung jährlich zu überprüfen und zu genehmigen. Durch eine regelmäßige Überprüfung soll die kurzfristige Reaktion auf sich ändernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen sowie neue Risiken sicherstellt werden.
II) Verbesserungen im Kreditgewährungsprozess
Die Informationsanforderungen wurden dahingehend konkretisiert, dass Banken ausreichende Kreditunterlagen anfordern müssen, um das Risikoprofil des Kreditnehmers vollständig zu verstehen, einschließlich der Berücksichtigung von Szenarien und zukünftigen Cashflowprojektionen.
Ergänzend wurde die Festlegung von Kreditlimits für einzelne Kreditnehmer und Gruppen von verbundenen Kreditnehmern präzisiert, um eine bessere Diversifikation und Steuerung zu gewährleisten.
III) Integration von Marktbedingungen und makroökonomischen Faktoren
Die Kreditrisikostrategie muss nun explizit Marktbedingungen, makroökonomische Faktoren und zukunftsgerichtete Informationen berücksichtigen. Dies ermöglicht eine proaktive Anpassung an sich ändernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen und soll Banken helfen, ihre Risikopositionen besser zu steuern und zu überwachen. Diese Anpassung ist wichtig, um auf globale wirtschaftliche Trends und potenzielle Marktveränderungen vorbereitet zu sein.
IV) Verbesserte Kommunikation und Umsetzung
Die Strategie und Richtlinien müssen effektiv innerhalb der Organisation kommuniziert werden. Alle relevanten Mitarbeitenden müssen ein Verständnis für die institutsspezifische Kreditrisikokultur haben und diese einhalten. Dadurch soll eine einheitliche Umsetzung der Risikomanagementpraktiken gefördert werden. Eine klare Kommunikation ist entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden und die Einhaltung der Richtlinien zu gewährleisten.
V) Unabhängige Bewertung und Berichterstattung
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Einführung eines Systems zur unabhängigen, laufenden Bewertung der Kreditrisikomanagementprozesse, das direkt an den Vorstand und das Senior-Management berichtet. Dies erhöht die Transparenz sowie die Verantwortlichkeit innerhalb der Bank und stellt sicher, dass die Kreditrisikomanagementprozesse regelmäßig überprüft und verbessert werden. Unabhängige Bewertungen sollen dabei helfen, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
VI) Verbesserte Risikomanagementpraktiken
Die überarbeiteten Prinzipien betonen die Notwendigkeit eines robusten Risikomanagements und effektiven internen Kontrollen. Banken müssen interne Risikobewertungssysteme entwickeln und nutzen, die konsistent zur Art, Umfang, Komplexität und Risikogehalt ihrer Geschäftsaktivitäten sind. Gleichwohl es sich hierbei um keine neue Anforderung handelt, ist die Umsetzung in der Praxis stets herausfordernd.
Die Anforderungen an die Qualität und Detailgenauigkeit der Managementinformationssysteme sollen weiter erhöht werden, um eine bessere Überwachung und Steuerung der Kreditrisiken zu ermöglichen.
VII) Frühzeitige Maßnahmen bei Problemkrediten
Ein systematischer Prozess für die frühzeitige Maßnahmeninitiierung bei Risikopositionen mit verschlechterter Kreditqualität ist zwingend erforderlich. Dadurch soll sicherstellt werden, dass Banken frühzeitig auf potenzielle Probleme reagieren können und geeignete Maßnahmen ergreifen, um negative Auswirkungen auf die Kreditportfolioqualität zu minimieren. Ein proaktives Management von Problemkrediten kann dazu beitragen, Verluste zu reduzieren und die finanzielle Stabilität der Bank zu sichern. Auch hier findet sich keine wirkliche Neuerung, allerdings kommt dem Thema durch die Betonung in dem Papier eine höhere Bedeutung zu (siehe auch BankingHub (2024): Renaissance der Problemkreditbearbeitung – Herausforderungen für Banken).
Fazit: Können die neuen BCBS-Vorgaben den Bankensektor stabilisieren?
Die neuen BCBS-Vorgaben sollen die Stabilität und Widerstandsfähigkeit des Bankensektors erhöhen, indem sie strengere Kapitalanforderungen und verbesserte Risikomanagementpraktiken einführen.
Sowohl die europäische als auch die nationale Bankenaufsicht werden perspektivisch ihre Vorschriften und Überwachungspraktiken weiter schärfen, um sicherzustellen, dass die Banken die neuen Standards einhalten und effektiv umsetzen. Dabei sind die in diesem Baseler Papier dargestellten Anpassungen größtenteils keine grundlegend neuen Anforderungen, sondern stellen eine Verstärkung und Präzisierung bereits bestehender Vorgaben dar, wie sie in den EBA-Leitlinien für die Kreditvergabe und Überwachung als auch zur internen Governance und den SREP-Leitlinien enthalten sind. Die betonten Anforderungen der regelmäßigen Überprüfungen, unabhängigen Bewertungen und frühzeitigen Maßnahmen bei Problemkrediten sind jedoch wichtige Schritte, um die Robustheit und Widerstandsfähigkeit des Bankensektors weiter zu stärken.