GoSEPP – Finanzielle Freiheit hat einen neuen Namen

GoSEPP bietet Teilzahlungen in allen Onlinegeschäften an um seinen Kunden größere Freiheiten bei der Finanzierung ihrer Käufe zu ermöglichen. Per App wird einfach angegeben welches Produkt man bestellen möchte und in wie vielen Raten es abbezahlt werden soll. Ohne einen langwierigen und komplexen Kreditvergabeprozess bei einer Bank durchlaufen zu müssen, können so Investitionen (bis 2.500 EUR) innerhalb weniger Minuten finanziert und abgewickelt werden.

Hallo Sebastian, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast für dieses Interview. Da das Konzept von GoSEPP auf Ratenzahlungen basiert, haben wir gleich am Anfang eine grundsätzliche Frage dazu: Ratenzahlungen haben den Ruf, eher Personen mit geringeren finanziellen Mitteln anzusprechen. Warum glaubt Ihr, dass gerade dieser Personenkreis viele Onlinekäufe tätigt, und wie groß schätzt Ihr das Marktpotenzial ein?

Es ist nur ein Vorurteil, dass nur Personen mit geringeren finanziellen Mitteln zu Ratenzahlung greifen. Im Zuge unserer Recherchen haben wir herausgefunden, dass gerade die klassischen Millenials oft nur wenig finanzielle Mittel auf dem Girokonto haben. Das hat aber eher nichts mit schlechtem Einkommen zu tun, sondern eher damit, dass Millenials aufgrund der Niedrigzinspolitik lieber Geld ausgeben als zu Sparzwecken auf dem Konto lassen. Wir wollen eine Lösung bauen, die der jungen, technikaffinen Klientel den schnellen Zugang zu Konsumgütern ohne langwieriges Sparen ermöglicht.

Derzeit kaufen 5–7 % aller Personen online finanziert ein, und dieser Anteil wird auch in Zukunft weiter wachsen. In Anbetracht des gesamten E-Commerce-Marktes ist das ein großes Potenzial und damit nur die untere Grenze.

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Du hast einen wichtigen Punkt angesprochen: Leute geben ihr Geld lieber aus als es zu sparen. Das birgt die Gefahr, dass sie sich finanziell überlasten. Wie prüft Ihr die Bonität Eurer Kunden?

Wir kaufen die Bonitäts- und Risikoprüfung derzeit zu. Unsere Investoren haben uns ermöglicht auf ein Modul zurückzugreifen, dass bereits über Jahre erprobt und somit sehr umfassend ist. Das Modul aggregiert Daten, die von bekannten Unternehmen in diesem Bereich – wie dem KSV[1] oder arvato – zur Verfügung gestellt werden, und berücksichtigt somit nicht nur Einkäufe bei uns, sondern auch bei anderen Unternehmen. Somit wird die Möglichkeit begrenzt, sich allzu weit in die vermeintliche Schuldenfalle zu begeben.

Kann jeder bei Euch alles kaufen oder gibt es gewisse Grenzen? Muss eine Person zuerst das letzte Produkt abbezahlen, bevor der nächste Kauf getätigt wird?

Da die Bonität individuell beurteilt wird, kann man das nicht pauschal sagen. Bei einigen Personen ist es so, dass nur ein sequenzieller Kauf möglich ist, bei anderen auch ein paralleler Kauf. Zusätzlich durch die Beschränkung des Risikomoduls haben wir auch die Möglichkeit, manuell in diesen Prozess einzugreifen, um den Kunden etwas zu bremsen. Wir haben schon beobachtet, dass Leute etwas übermütig werden, sobald sie bemerken, wie angenehm und schnell diese Finanzierungsmethode funktioniert. Wir greifen dann ein, weil wir diesen negativen Beigeschmack von Ratenfinanzierung nicht weiter anheizen, sondern eher die Usability in den Vordergrund stellen möchten.

Du sprichst einen interessanten Punkt an – den manuellen Eingriff. Habt Ihr Eure Prozesse komplett automatisiert oder werden manche Schritte noch manuell abgewickelt?

Man kann unseren Prozess in zwei Teilen betrachten. Zuerst gibt es den Prozess der Angebotslegung und danach den Prozess der Abwicklung. Der Prozess der Angebotslegung ist bei vielen großen Onlinehändlern durchgängig automatisiert, wie auch bei Amazon, worauf unser Use-Case stark basiert. Die Abwicklung erfolgt jedoch derzeit manuell und wird von unseren Mitarbeitern durchgeführt, was bei unserer derzeitigen Größe noch in Ordnung ist. Wir wollen nur sehr vorsichtig die gesamte Interaktion automatisieren, da wir uns damit noch eine gewisse Flexibilität behalten. Wenn wir beispielsweise sehen, dass besonders viele Anfragen zu einem bestimmten Shop kommen, dann können wir das als Aufhänger für eine neue Kooperation mit diesem Partner nutzen und dann den Prozess dementsprechend automatisieren.

Laut Eurer Website kann man schon von jeder Website ein Produkt bestellen, aber gleichzeitig sucht ihr nach neuen Partner. Was für Vorteile hat ein Partner von einer Kooperation mit Euch?

Wir propagieren unsere Eigenmarke, GoSEPP, sehr stark und bauen dadurch eine sehr spezifische Zielgruppe auf – jung, technikaffin und an Ratenzahlung interessiert. Diese möchten wir als Argument für unsere Partner nutzen, mit uns zusammenzuarbeiten. Wir können ihnen dann eine Bandbreite an Partnerschaften anbieten, angefangen von einem simplen Vertrag zur Abwicklung von Retouren bis hin zur gänzlichen Integration in den Checkout-Prozess. Dadurch können die Kunden direkt im Webshop des Partners Ratenzahlung nutzen und müssen nicht erst auf unsere Plattform umgeleitet werden. Die engere Zusammenarbeit mit Partnern ermöglicht auch das für Kunden sehr interessante Thema der Nullprozentfinanzierung. Da wir derzeit die Gebühren unseres Finanzierungspartners und die eigenen Gebühren auf den Bruttopreis aufschlagen müssen, können wir das noch nicht anbieten. Ein Händler hätte jedoch die Möglichkeit diese Gebühren in seine Marge einzurechnen.

Gutscheine und Rabattaktionen sind allgegenwertig. Sind diese mit Eurem Service kombinierbar?

Derzeit ist das noch nicht möglich, aber aus bisherigem Kundenfeedback haben wir nicht herausgelesen, dass dies als essenziell für eine Transaktion bei uns angesehen wird. Rabattaktionen und Gutscheine greifen eher beim Direktkauf als beim Kauf über Raten, da man den Rabatt stärker spürt. Wenn ich beispielsweise einen 30 EUR Rabatt über 36 Monate Laufzeit verteile, fällt dieser kaum mehr ins Gewicht. Jedoch sind wir laufend damit beschäftigt unseren Service zu verbessern und werden auch diese Funktion irgendwann einbauen.

Ist es bereits vorgekommen, dass ein finanziertes Produkt fehlerhaft war oder aus sonstigen Gründen zurückgeschickt werden musste? Bekommt man in so einem Fall die bezahlten Raten zurück oder muss der Kredit trotzdem vollständig abbezahlt werden?

Bis jetzt hat sich die Retourenrate in Grenzen gehalten, jedoch ist es natürlich so, dass die Rate bei Retouren zurückerstattet wird. Der Kunde braucht sich um nichts zu kümmern, und auch die Kommunikation läuft über uns. Wir leiten das dann an den Händler weiter. Man muss also nicht die Rate fertig bezahlen und bekommt sie dann erst zurückgebucht – das wäre nicht im Sinne der Kundenzufriedenheit.

Euer Service läuft entweder über eine App oder über ein chatbasiertes Interface – wie funktioniert da die Identifikation eines Users?

Onboarding im Sinne eines Finanzunternehmens gibt es bei uns nicht, und dadurch grenzen wir uns auch deutlich von der Konkurrenz ab. Wir bilden den bekannten Einkaufsprozess von Onlinehändlern nach und verlangen als einzige Zusatzinformation Telefonnummer und Geburtsdatum. Die Information benötigen wir, um die Bonitäts- und Risikoprüfung durchzuführen. Da wir nicht die Forderung an unsere Finanzierungspartner übergeben, sondern Finetrading anbieten, müssen wir nicht die gleichen KYC-Prozesse durchführen. Das ermöglicht dem Kunden einen barriere- und verzögerungsfreien Kauf.

Es gibt natürlich die Gefahr, dass Personen das missbrauchen, jedoch behalten wir es uns vor, im Einzelfall z. B. eine Ausweiskopie einzufordern, wenn wir Verdacht schöpfen. Kunden sind aber wesentlich bereiter das zu tun, wenn sie bereits im Kaufprozess sind. Wir fürchten uns aber nicht vor den wenigen schwarzen Schafen, sondern setzen darauf, dass unsere Bedienbarkeit überragend ist.

Was sind Eure Pläne für die Zukunft, um Eure Nutzerbasis zu vergrößern?

Wir werden weiterhin den B2C-Ansatz ausbauen und unsere Eigenmarke weiter über Onlinemarketing und mithilfe von Universitäten promoten. Der zweite Weg ist die Partnerschaft mit Händlern. Zwar liegt das noch nicht im Fokus; aber es sind bereits Händler auf uns zugekommen, die mit ihrer derzeitigen Lösung zum Einkauf auf Raten nicht zufrieden waren oder aufgrund einer aufwendigen Integration davon Abstand genommen haben. Wir freuen uns natürlich über diese Möglichkeiten, möchten aber auch sicherstellen, dass sich unser Angebot mit unserer Strategie deckt. Der dritte Ansatz ist „white labeling“ unserer Lösung und sie Partnern in der Finanzdienstleistungsbranche zur Verfügung zu stellen. Diese haben damit die Möglichkeit, auf ihrer bestehenden Kundenbasis aufzubauen und zusätzliche Einkommensmöglichkeiten zu erschließen. Wir haben bereits Kontakt mit Banken im In- und Ausland, die uns als Test nutzen, um in den Consumer-Loans-Markt einzusteigen.

Wenn wir an potenzielle Nachahmer und Konkurrenten denken – was ist es, das Euch einzigartig macht und womit Ihr Euch von anderen abhebt?

Natürlich möchte ich hier nicht zu viele Details verraten, aber im Großen und Ganzen sind es drei Dinge. Erstens haben wir durch die Parsing-Technologie, die die Anfrage auswertet und den Bestellvorgang auslöst, einen gewissen technologischen Vorsprung. Zweitens generieren wir im Zuge unseres Wachstums eine Menge an Daten, die uns einen Wissensvorsprung geben. Und drittens ist unsere selbstlernende Bot-Technologie ein Alleinstellungsmerkmal, wodurch wir unsere Prozesse soweit für den Kunden optimieren, dass wir uns von der Konkurrenz hervorheben können.

Was können wir in der Zukunft von GoSEPP erwarten? Um welche Funktionen wird der Service erweitert?

Wir haben eine Fülle an neuen Funktionen, die wir einbauen möchten, aber vor allem als junges Start-up muss man aufpassen, dass man nicht zu viele Dinge zu schnell umsetzt. In der nahen Zukunft möchten wir einen Web-Client nachliefern, eigene Produkte anbieten sowie NLP-Fähigkeiten für unseren Bot integrieren. Längerfristig können wir uns auch vorstellen, uns von einem reinen Online- zu einem On- und Offlineservice zu entwickeln, um die Marktmacht einiger weniger Banken im Offlinefinanzierungsmarkt aufzubrechen und einen auf Usability fokussierten Ansatz einzuführen.

Vielen Dank für das interessante Interview! Wir wünschen Euch viel Erfolg in der Zukunft!

[1] Kreditschutzverband, einer der größten Gläubigerschutz-Verbände Österreichs.

Sprechen Sie uns gerne an!

Caroline Kronsteiner/ Autorin BankingHub

Caroline Kronsteiner

Consultant Office Wien

Robert Maier

Consultant

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