Hype um die Blockchain-Technologie
Zur weltweiten Popularität verholfen hat dem Thema vor allem der Hype um Kryptowährungen wie Bitcoin, für die die Blockchain-Technologie 2008 ursprünglich entwickelt wurde. Meldungen über Gewinne von mehreren 1000 % haben in 2017 dazu beigetragen, dass neben Technikbegeisterten und Silicon-Valley-Investoren auch viele Privatpersonen in Cryptocurrencies investiert haben.
Trotz oder gerade wegen der jüngsten Kurseinbrüche, die auf die anfängliche Goldgräberstimmung folgten, wird das Thema Cryptocurrencies und Blockchain nach wie vor kontrovers diskutiert. Banken fürchten um ihre Hoheit im Zahlungsverkehr und experimentieren mit verschiedenen Blockchain-Anwendungen. Auch eine Vielzahl von Start-ups und FinTechs sehen in der Blockchain und ihren Anwendungsmöglichkeiten, z. B. für Smart Contracts oder das Identitätsmanagement, große Chancen.
Über Coin Factory Austria
Eines dieser Start-ups ist die Coin Factory Austria, ein Anbieter von Mining-Lösungen für Cryptocurrencies, der gegen eine Gebühr Rechenleistung (= Hashleistung) zur Verfügung stellt. Im Gegenzug „schürft“ die Coin Factory für ihre Kunden Währungen wie Bitcoin, Litecoin oder Ethereum in ihren Mining Farms (= Rechenzentren). Wie dieses spannende Geschäftsmodell funktioniert und welche technischen Aspekte hierbei besonders interessant sind, wollen wir im Folgenden in einem Interview mit Rafael Ribarsch, Co-Founder und Geschäftsführer der Coin Factory, diskutieren.
Herr Ribarsch, die Coin Factory bietet als Produkt sogenannte „Mining Packages“ an. Wie kann man sich als Laie das Mining von Cryptocurrencies vorstellen?
Beim Mining werden eine spezielle Soft- und Hardware eingesetzt, um mittels mathematischer Algorithmen Kryptowährungen entlang einer sogenannten Blockchain zu generieren. Jede Kryptowährung besitzt ihre eigene Blockchain, in der alle getätigten Transaktionen dokumentiert werden. Die Miner stellen Rechenleistung zur Verfügung – sie verarbeiten und verifizieren hiermit Transaktionen – und fungieren somit auch als dezentrales Überwachungsorgan der Blockchain.
Geschäftsmodell von Coin Factory
Interessant – wie genau könnte man das Geschäftsmodell eines professionellen „Mining-Anbieters“ beschreiben? Womit verdient die Coin Factory ihr Geld?
Unser Geschäftsmodell ist es, dem Kunden All-inclusive-Mining-Packages mit erstklassiger Rechenleistung samt Strom- und Betriebskosten sowie Full-Service-Management anzubieten und hierfür transparente Preise zu verlangen.
Miner – und somit unsere Kunden – erhalten für ihre Rechen- und Validierungsleistung eine Vergütung vom Netzwerk der jeweiligen Kryptowährung. Es gibt grundlegend zwei unterschiedliche Vergütungen, die Miner erhalten. Die erste Vergütung ist eine vom Netzwerk der jeweiligen Kryptowährung festgelegte Prämie für die Bereitstellung der Rechenleistung – z. B. ein bestimmter Betrag an Bitcoin. Die zweite Vergütung sind die in der Transaktion festgelegten Gebühren.
Und welche Vorteile hat es für einen Kunden, seine Kryptowährungen von Ihnen „minen“ zu lassen, anstatt dies selbst zu tun?
Beim Kauf eines unserer Packages muss sich der Kunde nicht um die Anschaffung der Hardware, das laufende Mining-Management, aufwendige Konfigurieren oder um lästige Wartungsarbeiten und Reparaturen kümmern. Auch die üblichen Probleme und Herausforderungen, wie Kühlung, Hitze und Lärmentwicklung der Hardware, betreffen den Kunden nicht. Um selbst einen Miner zu betreiben, ist technisches Verständnis notwendig, und die örtliche Infrastruktur muss perfekt sein. Man darf auch nicht vergessen, dass Mining-Hardware mit 90 bis 100 Dezibel nahezu die Lautstärke eines Presslufthammers in 10 m Entfernung erreicht und einen hohen Stromverbrauch mit sich bringt.
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Thema Stromverbrauch beim Mining
Der enorm hohe Stromverbrauch von Cryptocurrencies wie Bitcoin hat ja auch schon des Öfteren für negative Schlagzeilen gesorgt. Wie geht Coin Factory Austria mit dem Thema Stromverbrauch beim Mining um?
Aktuell betreibt die Coin Factory zwei Rechenzentren, sogenannte Mining-Farmen. Direkt an diesen Rechenzentren ist jeweils ein eigenes Wasserkraftwerk angeschlossen. Die Mining-Hardware wird somit von Strom betrieben, der durch umweltfreundliche Wasserkraft erzeugt wird. Energie, die darüber hinaus benötigt und zugekauft wird, besteht ebenfalls aus 100 % erneuerbaren Energieträgern. Somit wird bei der Coin Factory ausschließlich als Ökostrom zertifizierte Energie verwendet.
Zielgruppe von Coin Factory
Wie läuft ein Kaufvorgang und dessen Abwicklung bei einem professionellen Miner klassischerweise ab und wer sind typische Kunden von Ihnen?
Der Kauf ist in wenigen Schritten erledigt. Sie wählen einfach aus unserem umfassenden Angebot an Mining Packages auf unserer Homepage aus, klicken in unseren Onlineshop und tätigen unkompliziert Ihre Bestellung. Wir akzeptieren Zahlungen per SEPA-Überweisung, PayPal, Bitcoin und vielen anderen Altcoins. Je nachdem für welches Mining Package Sie sich entschieden haben, startet dies mit garantierter Rechenleistung inklusive Full-Service-Management. Zeitgleich mit dem Start des Mining erhalten Sie die Zugangsdaten zu Ihrem persönlichen Office. Im Office haben Sie dann vollen Überblick und erhalten alle relevanten Informationen zu Ihren Mining Packages und zu Ihren Mining-Erträgen. Unsere Kunden sind zwischen 18 und 65. Der Kundenkreis umfasst sozusagen den Arbeiter genauso wie den Akademiker.
Welche Cryptocurrencies kann man bei Ihnen „minen“ lassen und welche Währung wird vorwiegend von Ihren Kunden „gemined“?
Die Palette unserer Mining-Hardware ist vielfältig und ermöglicht daher die Bewerkstelligung von unterschiedlichen Rechenprozessen. Aktuell bieten wir Mining Packages an, welche Rechenaufgaben der Algorithmen SHA-256 (Bitcoin, Bitcoin Cash, Litecoin Cash), Ethash (Ethereum), Scrypt (Litecoin) und X11 (Dash) lösen können. Gerne entscheiden sich Kunden für das Mining von Bitcoin.
Coin Factory hat seine Rechenzentren in Österreich: Welche Vorteile hat der Standort Österreich für Sie und was waren die Gründe für diese Standortwahl?
„Mining made in Austria“ ist definitiv unser Leitsatz und das aus gutem Grund. Österreich ist ein Qualitätsstandort, wir Founder sind selbst Österreicher, und die rechtlichen Vorgaben sind hier klar definiert. Zudem befinden wir uns im Herzen der Europäischen Union.
Als ein österreichisches Unternehmen mit Firmensitz und Rechenzentren in Österreich bieten wir unseren Kunden einen einfachen Weg mit uns in Kontakt zu treten. Außerdem müssen die Kunden ihr Geld nicht ins ferne EU-Ausland überweisen, sondern auf ein Bankkonto in Österreich.
Wettbewerb im Mining
Es gibt bereits mehrere professionelle Miner am Markt, wer sind Ihre größten Wettbewerber?
Über unsere Wettbewerber sprechen wir generell nicht. Wie sagt man so schön: Konkurrenz belebt das Geschäft. Wir haben ein sehr gutes Produkt, beobachten den Markt sehr genau und scheuen daher den Vergleich definitiv nicht.
Wie verhindern Sie Missbrauch?
Wie wohl in vielen wirtschaftlichen Bereichen kann es grundsätzlich zu Missbrauch kommen. Sicherheit wird bei uns großgeschrieben – wir schützen unsere Mining-Struktur vor Angriffen von außen und haben unseren Job bis dato auch reibungslos und ohne Zwischenfälle erledigt.
Zukunft des Cryptocurrency-Markts und Implikationen für die Finanzbranche
Wie sehen Sie die Zukunft des Cryptocurrency-Markts bzw. der Blockchain-Technologie?
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Kryptowährungen in der Mitte der Gesellschaft ankommen. Man kann den Status bzw. die Entwicklung unter Umständen recht gut mit der Entwicklung des Internets vergleichen. Aus unserer Sicht stehen Bitcoin und Co. heute da, wo das Internet in den 80er-Jahren stand. Die Zukunft wird dementsprechend spannend, und wir stehen erst am absoluten Anfang.
Und wie schätzen Sie mögliche Implikationen der Blockchain-Technologie oder von Kryptowährungen auf die Finanzbranche ein?
Ich denke, dass Implikationen absolut realistisch und teilweise ja auch bereits im Gange sind. Auf diversen kryptospezialisierten Medienplattformen liest man beinahe täglich, dass Kreditkartenanbieter, Versicherungen, die Industrie aber auch Banken sich diverser Bereiche der Blockchain annehmen bzw. diese Technologie implementieren. Und das Bankkonto verknüpft mit einem Wallet ist meiner Meinung nach auch nur eine Frage der Zeit. Anläufe in Kombination mit Kreditkarten gibt es ebenfalls bereits. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass sich auch der Bankensektor der Welt der Kryptowährungen nicht verschließen wird und sich vor allem auch nicht verschließen möchte.
Herr Ribarsch, vielen Dank für das Interview!