Wird uns KI am Arbeits­platz ersetzen oder unter­stützen? – Eine inter­nationale Studie

Eine internationale Studie unter Leitung der zeb.business school und in Zusammenarbeit mit akademischen Partnern aus zehn Nationen untersucht die Auswirkungen von KI auf die Arbeitswelt.

Das Forschungskonsortium und die KI-Studie

Es ist das Gebot der Stunde, die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf die Arbeitsaufgaben besser zu verstehen. Einige Studien sagen voraus, dass KI ein Viertel aller Arbeitsaufgaben und Millionen von Arbeitsplätzen ersetzen wird. Diese Studien gehen auch von erheblichen Produktivitätssteigerungen in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar pro Jahr aus.

Neue Berufe wie Data-Scientist oder Prompt Engineer deuten jedoch darauf hin, dass der Mensch weiterhin eine wichtige Rolle spielen und intensiver und interaktiver mit der KI arbeiten wird. Insbesondere wollen wir ein besseres Verständnis darüber erlangen, wie sich verschiedene Arten von KI auf unterschiedliche Arbeitsaufgaben auswirken. So können mittels KI beispielsweise sich wiederholende und regelbasierte Aufgaben und Prozesse automatisiert werden. Sie kann auch dazu verwendet werden, die Möglichkeiten einer Organisation über die menschlichen Fähigkeiten hinaus zu erweitern. Einfach ausgedrückt ist künstliche Intelligenz die Simulation menschlicher Intelligenz, die von Maschinen, insbesondere Computersystemen, verarbeitet wird.

In der Studie betrachten wir das Thema aus einer umfassenderen Perspektive. Wir glauben, dass „KI am Arbeitsplatz“ eine Win-win-Situation für Unternehmen und Mitarbeitende sein kann: Wenn Maschinen und Menschen gemeinsam einen effizienteren und weniger fehleranfälligen Entscheidungsprozess erreichen können, sollten Mitarbeitende weniger psychischer Belastung ausgesetzt sein, mehr Vertrauen in ihre Entscheidungen haben und dank KI-Unterstützung bessere Entscheidungen treffen.

Wir testen Szenarien, in denen verschiedene Arten von KI auf unterschiedliche Managementaufgaben angewendet werden. Außerdem stellen wir den Teilnehmenden Fragen zu ihrem Unternehmen, ihren Arbeitsaufgaben und zu ihrer Person.

Die Studie wird von einer Reihe internationaler Partner unterstützt und durchgeführt:

  • MIT Center for Collective Intelligence (USA)
  • Laboratoire en Intelligence des données de Polytechnique Montréal (Kanada)
  • Bayes Business School (Vereinigtes Königreich)
  • Fakultät für Management, Wrocław University of Science and Technology (Polen)
  • European Research Center for Information Systems (ERCIS), Universität Münster (Deutschland)
  • The Moroccan International Center for Artificial Intelligence, Mohammed VI Polytechnic University (Marokko)
  • Council for Scientific and Industrial Research (CSIR), Pretoria (Südafrika)
  • College of Engineering, Abu Dhabi University (Vereinigte Arabische Emirate)
  • Goa Business School, Goa University (Indien)
  • Faculty of Management, Hanoi University (Vietnam)
  • Adnan Kassar School of Business Lebanese American University Beirut (Lebanon) / Libanon

In der Studie untersuchte Einsatzszenarien

Es gibt verschiedene Ansätze für den Einsatz von KI-basierten Lösungen. Einige stützen sich auf speziell trainierte KI-Systeme, um Aufgaben und bestimmte Prozesse zu automatisieren. Andere setzen auf einen „Human-in-the-Loop“ (menschliche Beteiligung), d. h. auf eine enge Interaktion zwischen Mensch und selbstlernender KI.

Der Einsatz von KI-Systemen lässt sich in vier Gruppen einteilen

  • Automated Intelligence – Automatisierung sich wiederholender, regelbasierter Prozesse
  • Assisted Intelligence – Unterstützung bei Routineaufgaben,
  • Augmented Intelligence – Unterstützung und Verbesserung der menschlichen Entscheidungsfindung durch KI
  • Autonomous Intelligence – Lernprozess unabhängig vom menschlichen Input sowie Entscheidungsfindung, die auch den Menschen betrifft
Arten von KI, die in der Studie getestet wurden Abbildung 1: Arten von KI, die in der Studie getestet wurden

KI-Arbeitsszenarien

Wir stellen Fragen zu verschiedenen Szenarien, in denen KI im Allgemeinen, KI-basierte Analysen und KI-basierte Entscheidungsfindung am Arbeitsplatz eingesetzt werden. Die Teilnehmenden werden gebeten, die Fragen auf der Grundlage ihrer bisherigen Erfahrungen mit KI zu bewerten. Für jede Aussage in der Umfrage bewerten sie, inwieweit sie auf ihr Unternehmen zutrifft – oder sie wählen die Option „Weiß ich nicht“.

KI-Arbeitsszenarien Abbildung 2: Arbeitsszenarien, die in der KI-Anwendungsstudie getestet wurden
  • Der erste Fragenkomplex bezieht sich auf den Aufgabenbereich „Analysieren und Planen“: Einsatz von KI zur Festlegung von Zielen und zur Planung von Maßnahmen, mit Blick auf die Frage: Wie sollte das aussehen?
  • Der zweite Fragenkomplex betrifft den Aufgabenbereich „Umsetzen und Handeln“: Einsatz von KI bei der Auswahl von Methoden und der Durchführung von Maßnahmen, mit Blick auf die Frage: Was machen wir und wie machen wir das?
  • Der dritte Fragenkomplex widmet sich dem Aufgabenbereich „Kontrollieren und Bewerten“: Einsatz von KI zur Überprüfung der Zielerreichung, mit Blick auf die Frage: Was wurde erreicht?
  • Der vierte und letzte Fragenkomplex betrifft den Aufgabenbereich „Überprüfen und Anpassen“: Einsatz von KI zur Überprüfung und Verbesserung des gesamten Zyklus, mit Blick auf die Frage: Wie können wir uns verbessern?

Die (ersten) Ergebnisse der KI-Studie

Wir haben die erste Umfrage Ende 2023 gestartet. Bislang haben mehr als 200 Teilnehmende aus 9 europäischen und 8 außereuropäischen Ländern geantwortet. Hier sind einige Highlights der ersten Ergebnisse.

Ist KI gefährlich – oder nützlich?

Die meisten Befragten glauben, dass ihre Arbeitsplätze sicher sind und ihre Arbeit durch KI unterstützt wird: 40 % fühlen sich durch KI unterstützt und 18 % fühlen sich sicher im Umgang mit KI. Allerdings sind sich 28 % nicht sicher, wie sich KI auf ihre Berufsaussichten auswirken wird, und 14 % glauben, dass ihr Arbeitsplatz bedroht oder gefährdet sein könnte. Nur eine kleine Minderheit von 6 % hält KI generell für gefährlich, aber 20 % sind sich unsicher. 28 % sind der Meinung, dass KI nur ein Hilfsmittel ist, und 37 % glauben, dass KI die Intelligenz steigert.

Gefährdung des Arbeitsplatzes und Risiko für Arbeit und Mensch durch KI Abbildung 3: Gefährdung des Arbeitsplatzes und Risiko für Arbeit und Mensch durch KI

In welchem Umfang wird KI eingesetzt?

Wir haben nach dem Grad der Umsetzung der verschiedenen Arten von KI in den vier Phasen des PDCA-Managementzyklus (Plan-Do-Check-Act) gefragt. Eine große Mehrheit der ersten 150 Teilnehmenden setzt bereits eine Form von KI ein: zwischen 86 % (Analysieren & Planen) und 72 % (Umsetzen & Handeln). Allerdings hat bisher nur eine kleine Minderheit KI-Tools teilweise oder vollständig implementiert. Bei den jüngeren Kolleg:innen (<30 Jahre) ist der Nutzungsgrad nur geringfügig höher. Ältere Kolleg:innen (>50 Jahre) sind jedoch skeptischer, was eine mögliche Ersetzbarkeit ihrer Arbeitsplätze sowie die Gefahren von KI im Allgemeinen angeht.

Grad der Umsetzung der verschiedenen Arten von KI Abbildung 4: Grad der Umsetzung von KI in verschiedenen Arbeitsszenarien

Unterstützt die Organisation den sicheren und kompetenten Einsatz von KI?

Wir wollten wissen, ob der Einsatz von KI durch KI-spezifische Regelungen und Schulungen begleitet wird. 26 % fanden keine Richtlinien, Leitlinien oder Vorschriften, und nur 16 % nahmen an KI-spezifischen Schulungen teil, obwohl fast die Hälfte (45 %) an entsprechenden externen Schulungen teilnahm.

Anwendung von K: Richtlinien, Vorschriften und Kompetenzen Abbildung 6: Richtlinien, Vorschriften und Kompetenzen für die Anwendung von KI

Hierbei handelt es sich um vorläufige Ergebnisse. Aufgrund der zunehmenden Beteiligung an der Umfrage „KI am Arbeitsplatz“ ist der finale Ergebnisstand noch offen.

Haben Sie bereits an der Studie zum Einsatz von KI am Arbeitsplatz teilgenommen?

Mit Ihrer Teilnahme leisten Sie einen wichtigen Beitrag zu unserer Forschung. Über die finalen Studienergebnisse werden wir Sie auch hier auf dem BankingHub informieren.

Sprechen Sie uns gerne an!

Dr. Dirk Holländer / Autor BankingHub

Dr. Dirk Holländer

Leitung zeb.business school, Frankfurt
Prof. Dr. Joachim Paul Hasebrook / Autor BankingHub

Prof. Dr. Joachim Paul Hasebrook

Senior Manager Office Münster

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