Wandel zu zu modularen, integrierbaren und kooperationsfähigen Angeboten
Hallo Herr Schütz, was bremst aus Ihrer Sicht aktuell die operative Umsetzung moderner Plattformstrategien im Bankenumfeld?
Plattformökonomie bedeutet, dass sich Wertschöpfung zunehmend über vernetzte, dynamische Ökosysteme organisiert. Plattformen schaffen neue Kundenzugänge, kombinieren Services verschiedener Anbieter und setzen technologische Standards, die viele Kunden längst als selbstverständlich empfinden. Wenn wir also über Plattformen sprechen, meinen wir damit nicht nur einen neuen Vertriebskanal, sondern einen grundlegenden Wandel: weg vom rein produktzentrierten Denken, hin zu modularen, integrierbaren und kooperationsfähigen Angeboten, die in unterschiedlichen Nutzungskontexten eingebunden werden können.
Die Herausforderung für die meisten Banken liegt darin, dass sie über Jahrzehnte gewachsene Strukturen mitbringen – technisch, organisatorisch und regulatorisch. Diese Systeme sind auf Stabilität und Sicherheit ausgelegt, weniger auf Flexibilität oder offene Schnittstellen. Genau darin liegt der Kernkonflikt: Die Plattformlogik verlangt Modularität, während viele Bestandssysteme auf Integration gar nicht vorbereitet sind. Hinzu kommt die strategische Frage nach der Kundenschnittstelle: In welchen Bereichen behalten wir den direkten Kontakt – und wo ergibt es Sinn, diesen über Plattformen oder Partner zu öffnen? Das ist keine rein technische Entscheidung, sondern eng mit unserem Selbstverständnis als Bank verbunden.
Dennoch sehe ich Plattformen als große Chance, Banking konsequent entlang der Erwartungen unserer Kunden weiterzuentwickeln.
Plattformökonomie als Chance im Wertschöpfungsprozess
Wie können Plattformen Prozesse in den kommenden Jahren spürbar vereinfachen oder beschleunigen und welche konkreten Chancen ergeben sich daraus?
Plattformen bieten vor allem eines: die Möglichkeit, Prozesse konsequent aus Kundensicht neu zu denken. Sie erlauben es, Leistungen nicht mehr isoliert, sondern vernetzt, integriert und auf konkrete Nutzungssituationen abgestimmt anzubieten.
Die Chance besteht also darin, Wertschöpfung nicht mehr allein intern abzubilden. Vielmehr kann sie gezielt mit anderen geteilt werden – dort, wo es für Kunden Sinn ergibt. Das kann die Integration spezialisierter Partner sein oder die Kombination bankeigener Stärken mit ergänzenden Services. Dabei geht es nicht nur um Effizienz, sondern auch um Relevanz und Geschwindigkeit.
In einer Plattformlogik lassen sich Prozesse klarer strukturieren, digitalisieren und im besten Fall automatisieren – aber eben so, dass sie Teil eines größeren Ganzen sind und nicht als Einzellösung danebenstehen.
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Plattformdenken bedeutet: kontextbezogene Angebote, smarte Schnittstellen, klare Prozesse
Was erwarten Kunden heute von einer digitalen Bankingplattform – und wo sehen Sie aktuell die größten Lücken?
Kunden erwarten heute, dass digitale Services intuitiv, schnell und reibungslos funktionieren – unabhängig davon, ob es sich um eine Bank oder eine Techplattform handelt. Die Benchmark kommt längst von außerhalb der Branche: Wer bei Amazon, Spotify oder Apple bereits nahtlos unterwegs ist, bringt wenig Geduld und Verständnis für fragmentierte oder umständliche Prozesse mit.
Das betrifft nicht nur die Optik oder Nutzerführung, sondern vor allem den Grad an Integration. Kunden erwarten, dass Services dort verfügbar sind, wo sie gerade gebraucht werden. Plattformdenken bedeutet deshalb: kontextbezogene Angebote, smarte Schnittstellen, klare Prozesse.
Die größte Lücke sehe ich aktuell dort, wo Komplexität – technisch wie organisatorisch – noch zu stark beim Kunden landet. Da besteht noch viel Potenzial in der Verbesserung der Frontends und besonders auch in der Gestaltung der dahinterliegenden Strukturen, sodass echte Einfachheit möglich wird.
Rolle von Partnerlösungen
Welche Rolle spielen Partnerlösungen (z. B. von FinTechs) in der Weiterentwicklung von Kundenplattformen – eher Beschleuniger oder Komplexitätstreiber?
In einer Plattformlogik entstehen Mehrwerte vor allem dort, wo unterschiedliche Stärken gezielt miteinander verbunden werden. Partnerlösungen – insbesondere von FinTechs oder spezialisierten Technologieanbietern – spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie bringen Innovationsgeschwindigkeit, technologische Tiefe und fokussierte Lösungen in das Ökosystem ein, die sich in klassischen Strukturen oft nicht mit derselben Dynamik entwickeln lassen.
Die eigentliche Frage ist daher nicht, ob man mit Partnern arbeitet, sondern wie bewusst und strategisch diese Integration erfolgt. Statt jede externe Lösung möglichst schnell anzubinden, bedeutet Plattformfähigkeit in diesem Zusammenhang, gezielt auszuwählen, zu orchestrieren und in eine konsistente Architektur einzubetten. Das setzt mehr voraus als nur technische Anschlussfähigkeit: Es geht um klare Governance, Vertrauen in Schnittstellen und abgestimmte Verantwortung. Plattformstrategien funktionieren genau dann gut, wenn sie diesen Rahmen schaffen – offen, steuerbar und anschlussfähig, ohne die Kontrolle über das Kundenerlebnis und die Datenqualität zu verlieren.
Fazit: Plattformstrategien verändern das Bankgeschäft von Grund auf
Plattformstrategien fordern technologische Offenheit, strategische Klarheit und ein neues Verständnis von Partnerschaft. Dominik Schütz bringt es auf den Punkt: Erfolg entsteht dort, wo Banken den Mut haben, stabile Strukturen zu öffnen – ohne ihre Identität zu verlieren.
Die Zukunft des Bankings liegt nicht in der Einzelbank, sondern im orchestrierten Netzwerk. Plattformen werden damit zum Schlüssel, um Kundenerlebnisse neu zu definieren – und Banking wirklich relevant zu machen.
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