Es geht bei der Digitalisierung nicht darum, alles richtig zu machen…
In der anschließenden Diskussion wurde die Strategie auf dem Weg der digitalen Transformation im jeweiligen Unternehmen genauer beleuchtet. Die Otto Group setzt darauf, ihr Basisgeschäft zu transformieren und mit neuen Start-ups wie „About You“ den Markt zu erobern und auch jüngere Menschen für sich zu gewinnen. Die Deutsche Bank betont die zentrale Rolle des Kunden bei allen Veränderungsprozessen, die bei ihr begleitet sind von diversen Fintech Kooperationen. Wann eine digitale Transformation erfolgreich abgeschlossen ist? „Man hat es geschafft, wenn man nicht mehr darüber redet.“, wirft Dr. Markus Pertlwieser ein.
Beide waren sich einig darüber, dass Digitalisierung an erster Stelle keine Bedrohung darstelle, sondern eine Chance. Die Deutsche Bank versteht Digitalisierung nicht als Druck, sondern als Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln: „Es geht bei der Digitalisierung nicht darum, alles richtig zu machen, es geht darum, das Richtige zu machen“. Dazu fügte Thomas Voigt an, dass es nicht damit getan sei, alte Prozesse digital zu machen, sondern Digitalisierung die Bereitschaft darstelle, sich zu verändern und die Akzeptanz von neuen Technologien wichtig ist.
Wie sieht also der kulturelle Wandel direkt im Unternehmen aus?
Dr. Pertlwieser sieht dazu bei der Deutschen Bank nicht nur die richtigen Prozesse, sondern auch die richtigen Mitarbeiter. Digitalisierung betrifft das gesamte Unternehmen und man sollte die neue Philosophie in alle Geschäftsbereiche hineinbringen: „Digitalisierung heißt Dezentralisierung“. Thomas Voigt unterstrich dazu die Wichtigkeit, nichts schön zu reden oder wegzudelegieren, sondern den Vorstand zum Umdenken zu bringen, sich als ein Teil der Lösung zu sehen und nicht als allwissendes Gremium. Um diesen Schritt zu unterstützen führte die Otto Group in der Unternehmenskommunikation eine „Duz-Kultur“ ein.
Im Folgenden wies Markus Pertlwieser auf die Wichtigkeit der Kommunikation mit dem Kunden hin: „Wir arbeiten zusammen mit unseren Kunden im Dialog, Prozesse werden immer wieder neu konfiguriert“. Der Blick von Thomas Voigt ist dabei kritischer: er erlebe es als Kunde bei seiner Bank anders, denn er nehme diese, z.B. in seiner Timeline, gar nicht wahr. Dies führt er auf schlechte bzw. kaum vorhandene Kommunikation zurück: „Das ist doch kein Marketing, ihr habt da noch so viel Raum für Improvement“. Der Blick der Deutschen Bank auf die Verbindung einer Bank zu ihren Kunden ist jedoch etwas anders „Man muss zum Arzt, man muss zur Bank.“ und wenn man es nicht muss, hat man keinen Grund vorbeizuschauen. Ebenso will man nicht täglich seine Finanzen optimieren. Einer Bank fehle es deswegen durchaus an Spielraum, dauerhaft beim Kunden präsent zu sein. Eine Publikumsanmerkung dazu war ein Vergleich mit Amazon. Amazon habe es geschafft, sich als Sehnsuchtsort zu definieren und dem Kunden die Produkte schmackhaft zu machen. Als Bank solle man dahingehend im Wandel denken und nicht davon ausgehen, dass der Kunde zu einem komme, sondern dass man selbst zum Kunden zugeht. Allerdings konnte Dr. Pertlwieser darauf verweisen, dass die Kontaktierungsmöglichkeiten einer Bank einer engen Reglementierung unterliegen. Zuletzt wurde die Diskussion für weitere Fragen aus dem Publikum geöffnet und weitere Themen wurden besprochen. Allerdings war die Zeit schon weit vorangeschritten und auch wenn es noch viel zu sagen gab, wurde die Diskussion bald bilateral bei einem Kaltgetränk weitergeführt.
Wir danken allen, die mit dabei waren und freuen uns auf das nächste Mal!