Grüne Verhaltensweisen in der europäischen Finanzbranche

Persönliche Merkmale bestimmen die Typologie grüner Verhaltensweisen

Unsere Studie über Verhaltensabsichten und tatsächliches Umweltverhalten[1] gibt Aufschluss über die Umwelteinstellungen und Verhaltensmuster der Beschäftigten im Finanzsektor. Wir haben untersucht, welche Motivationen und Motivatoren „grünes“ Verhalten bei Fachkräften in der Finanzdienstleistungsbranche fördern oder hemmen.

Das Ergebnis unserer Studie deutet auf eine Diskrepanz zwischen Absicht und Verhalten hin, denn die Absicht setzt sich aus verschiedenen Prägungen zusammen, darunter auch aus Faktoren wie Geschlecht, Alter und Familienstand, welche die individuellen Entscheidungen beeinflussen.

Aus den persönlichen Eigenschaften (wie z.B. Geschlecht, Alter, Familienstand) ergeben sich sechs entscheidende Verhaltensmuster:

1) Überzeugungstäter/-in

  • Lebt oft in der Großstadt und ist eher Berufseinsteiger/-in, hat hohe Erwartungen an sein/ihr Umfeld, insbesondere an den Arbeitgeber, setzt sich für mehr Nachhaltigkeit ein, will andere überzeugen und ist sozial nur wenig und materiell kaum beeinflussbar
  • Pain Point: Kein nachhaltiges Handeln, Gleichgültigkeit
  • Gain Point: Andere überzeugen/ändern und das Umfeld lenken

2) Gesellschaftlich orientiert

  • Überwiegend weiblich und unter 45 Jahre alt, hohe Ansprüche an sich selbst, aber nicht unbedingt an das Umfeld, nimmt aktiv zahlreiche Anregungen auf, vor allem aus dem sozialen Umfeld; Vorbilder spielen für Frauen eine wichtige Rolle
  • Pain Point: Ambitionen werden verfehlt, keine oder nur schwach ausgeprägte gesellschaftliche Orientierung
  • Gain Point: Anforderungen erfüllen und Vorbildern folgen

3) Gesundheitsbewusste Selektierende

  • Vor allem Frauen achten unabhängig von Alter und eventuell vorhandenen Kindern auf einen gesunden Lebensstil und ernähren sich daher nachhaltig, wobei sich allerdings eine hohe Belastung durch Berufs- und Reisetätigkeit negativ auf nachhaltiges Verhalten auswirkt
  • Pain Point: Unter Druck stehen, die Gesundheit gefährden
  • Gain Point: Gesundheit und Wohlbefinden

4) Pragmatische Familien

  • Keine großen Veränderungsabsichten, pragmatischer Umgang mit Ernährung sowie mit Mobilität und Verkehrsmitteln; das Auto wird zwar skeptisch gesehen, aber oft für Reisen genutzt; Großstadtbewohner nehmen auch Kurzstreckenflüge in Anspruch
  • Pain Point: Zusätzlicher Aufwand, Reorganisation von Unterstützung (z. B. Babysitting)
  • Gain Point: Unkomplizierte Art, das Richtige – auch im Hinblick auf Kinder – und Gutes zu tun

5) Nachhaltige Materialisten

  • Überwiegend männlich; Alter und Wohnort spielen keine große Rolle; sucht vor allem monetäre Vorteile, ist weniger an Kosteneinsparungen interessiert; verzichtet ungern auf Autonutzung und Ernährungsgewohnheiten, lässt sich aber vor allem vom direkten sozialen Umfeld beeinflussen
  • Pain Point: Verzicht üben, fehlende soziale Anerkennung
  • Gain Point: Materieller Gewinn, Empfehlungen von Freunden

6) Gleichgültige Hedonisten

  • Vor allem junge Städter und Städterinnen, die – wenn sie es sich leisten können – gerne Fernreisen und Langstreckenflüge unternehmen; vor allem Männer verzichten nur ungern auf ein Auto und gutes Essen, gehen aber auf ihr direktes soziales Umfeld ein
  • Pain Point: Verzicht üben, fehlende soziale Anerkennung
  • Gain Point: Spaß haben, sich etwas leisten können

 

[1] Die Studie richtete sich an 1200 Fachleute an 17 Standorten in 13 europäischen Ländern. Teilgenommen haben 470 (39 %) der Expertinnen und Experten. Von den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern sind 20 % von der Notwendigkeit eines „grünen“ Handelns überzeugt, und nur 5 % sind für dieses Thema wenig aufgeschlossen. Monetäre Vorteile in Verbindung mit sozialen Motiven tragen zu einer nachhaltigen Lebensweise bei, während finanzielle Vorteile allein diese eher behindern.

Erfahren Sie mehr über unsere Studie im renommierten Open-Access-Journal „Sustainability“: Green Behavior: Factors influencing behavioral intention and actual environmental behavior of employees in the financial service sector

Verwandte Artikel

BankingHub-Newsletter

Analysen, Artikel sowie Interviews rund um Trends und Innovationen
im Banking alle 2 Wochen direkt in Ihr Postfach

Send this to a friend