Die letzten zwei Jahre waren für Finanzdienstleistungsunternehmen – von den etablierten Branchenriesen bis hin zu den kleinsten, agilsten Start-ups – eine Achterbahnfahrt voller Höhen und Tiefen. Die Arbeit im Homeoffice hat die gewohnten IT-Systeme verändert, die Erwartungen an digitale Dienstleistungen sind sprunghaft angestiegen, und es entstand eine neue Generation flexibler, technologieorientierter Start-ups.
Aber die Pandemie hat auch zahlreiche Möglichkeiten für Unternehmen geschaffen, proaktiver zu handeln und langjährige Annahmen zu hinterfragen – kurz: anpassungsfähiger und innovativer zu werden.
So hat ein Wettlauf zwischen Finanzdienstleistern begonnen, sich in einem schnell entwickelnden Markt erfolgreich zu differenzieren und herauszustechen – und es gibt vier wichtige Trends, die meiner Meinung nach die Branche in den kommenden Monaten und Jahren beeinflussen werden.
Open Finance und Open Data werden immer zentraler
Bei Tink sprechen wir seit fast einem Jahrzehnt über die positiven Auswirkungen, die Open Banking auf die Finanzdienstleistungsbranche haben wird. Aber die Pandemie hat die Umstellung auf digitale Lösungen beschleunigt, und es finden jetzt schon Veränderungen statt, die wir erst in Jahren erwartet hatten.
In den kommenden Monaten und Jahren wird sich der Übergang von Open Banking zu Open Finance und mit der Zeit auch zu Open Data weiter beschleunigen. Notwendige Daten werden innerhalb von Sekunden verfügbar sein, um kosteneffiziente und hochgradig personalisierte Dienstleistungen von jedem Unternehmen zu erhalten, dem eine ausdrückliche Zustimmung der Kunden vorliegt. Dies wird eine wettbewerbsfähige Branche und ein lebendiges, „offenes“ Finanzökosystem fördern, das Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Unternehmen mehr Auswahl und Kontrolle über die Verwaltung ihrer Finanzgeschäfte gibt.
Finanzieller Wohlstand und finanzielle Inklusion rücken in den Fokus
Finanzielle Inklusion ist ein weiteres wichtiges Thema, das zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnt. Und das kommt nicht überraschend: Nach Angaben der Weltbank haben 1,7 Milliarden Menschen weltweit immer noch kein Bankkonto.
Fortschritte in den Bereichen FinTech und Open Banking können diesen Menschen den Zugang zu Finanzdienstleistungen erleichtern und ihnen die Nutzung personalisierter und kostengünstiger Produkte ermöglichen. In der nächsten Zeit werden wir wahrscheinlich einen verstärkten Investitionsfluss in Drittanbieter (TPPs) erleben, die den unterversorgten Bevölkerungsgruppen einen besseren Zugang zum Finanzsystem ermöglichen.
Open Banking bietet auch die Möglichkeit, stärker in Risikoentscheidungen einbezogen zu werden. Kontodaten können verwendet werden, um einen allumfassenderen Überblick über die Finanzen von Personen zu erhalten, die selbstständig sind oder unregelmäßige Einkommensstrukturen haben.
Mehr entsprechende Initiativen in diesem Bereich dienen nicht nur den Zielen der Vereinten Nationen zur finanziellen Inklusion, sondern erweitern auch den Kundenstamm der traditionellen Banken – ein weiteres Beispiel dafür, wie FinTechs und Finanzinstitute zusammenarbeiten können, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.
Open-Banking-Zahlungen werden boomen
Open-Banking-Zahlungen sind ein schnell wachsender Markt mit großen Chancen für Unternehmen: reibungslose Zahlungsvorgänge können in einen Wettbewerbsvorteil verwandelt werden.
Das Wichtigste für jedes Unternehmen ist die Nutzungserfahrung, die es seinen Kunden bietet: Wer den reibungslosesten Einstieg und die beste Zahlungserfahrung bietet, wird den höchsten Umsatz erzielen und zufriedenere Kunden haben. Mit Open Banking haben Unternehmen das erste Mal die Möglichkeit, diese User Experience selbst zu kontrollieren. Sie müssen keine separaten Zahlungsdienstleister einbinden oder jemanden auf eine andere Website umleiten. So werden unnötige Hindernisse beseitigt.
Bei Open-Banking-Zahlungen benötigen die Menschen keine Münzen, Scheine, Karten oder ein gutes Gedächtnis für lange Zahlen. Alles, was es braucht, ist ihre Zustimmung. Die Unternehmen behalten die Kontrolle über den Bezahlvorgang, und die Nutzenden verknüpfen sich einfach mit ihrem Konto, authentifizieren ihre Identität und zahlen über das Unternehmen, dem sie bereits am meisten vertrauen – ihrer Bank. Das führt zu hohen Zahlungserfolgsquoten und einer höheren Kundenfreundlichkeit und -zufriedenheit.
Es ist also keine Überraschung, dass die Akzeptanz von Open-Banking-Zahlungen zunimmt. Je mehr Privatpersonen und Unternehmen sie nutzen und dabei positive Erfahrungen machen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie die Zahlungsmethode auch in Zukunft verwenden. Dies führt zu einem regelrechten Dominoeffekt, der Open-Banking-Zahlungen als eine gängige Transaktionsvariante etabliert.
BankingHub-Newsletter
Analysen, Artikel sowie Interviews rund um Trends und Innovationen im Banking alle 2-3 Wochen direkt in Ihr Postfach
„(erforderlich)“ zeigt erforderliche Felder an
Es ist das Jahr der nachhaltigen Innovation
Die COP26 war ein wichtiger Impulsgeber für Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unternehmen auf der ganzen Welt – sie hat die Notwendigkeit, aber auch die Schwierigkeiten unterstrichen, unsere negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern. Jetzt, da noch mehr als sieben Monate bis zur COP27 verbleiben, stehen Länder und Unternehmen weltweit unter Druck, konkrete Maßnahmen zur Verringerung ihres CO₂-Fußabdrucks vorzuschlagen.
Ich erwarte daher, dass immer mehr FinTechs Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Unternehmen helfen, ihre ökologischen und sozialen Verpflichtungen zu erfüllen. Von umweltfreundlichen Krediten und Hypotheken bis hin zu Girokonten mit Trackingfunktion für Nachhaltigkeit und CO₂-Emissionen – wir befinden uns jetzt in einer Zeit der nachhaltigen Innovation.
Open Banking selbst wird eine große Rolle dabei spielen, wie Unternehmen die regulatorischen Anforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit erfüllen. Darunter fallen zum Beispiel die Zuordnung von Investitionen zu ESG-Ratings, die Einschätzung des Risikoprofils von Kunden und der Zugang zu oder die Bereitstellung von Krediten für die Finanzierung von gesellschaftlichen Veränderungen. Auf Ebene des Einzelhandels ermöglicht Open Banking durch die Zusammenführung und Anreicherung von Kontodaten das Betreiben von personifizierten Verbraucher-Apps. Diese ermöglichen es jeder einzelnen Person, ihre Auswirkungen auf die Umwelt zu verfolgen, zu verstehen und zu ändern, um ihren CO₂-Fußabdruck zu verbessern.
Fazit: Zukunft des Open Banking
Der Wandel vollzieht sich schneller als je zuvor. Die Erwartungen der Öffentlichkeit an Finanzdienstleister sind in den letzten Jahren stetig gestiegen, und die Schaffung innovativer Produkte und Dienstleistungen durch FinTechs hat die Messlatte höher gelegt.
Da wir uns immer mehr zu einem „offenen“ Ökosystem entwickeln – was durch Open Banking erleichtert wird –, besteht für Finanzdienstleister eine Chance, echte, sinnvolle Veränderungen für Menschen und Unternehmen weltweit voranzutreiben. Diese Trends sollten ganz oben auf der Investitionsagenda der Unternehmen stehen, da sie ihnen einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz verschaffen und ihre Position auf dem Markt stärken.