Design Thinking ist eine prozessorientierte und iterative Innovationsmethode, mit der neue Produkte, Dienstleistungen und Erlebnisse entwickelt werden. Im Fokus steht dabei immer der Nutzer, denn nur wer die Bedürfnisse und Probleme seiner Kunden kennt, kann passgenaue und begeisternde Lösungen entwickeln. Der Ansatz basiert auf interdisziplinärer Teamarbeit und einer innovationsoffenen Arbeitskultur, in der kreatives Selbstbewusstsein gestärkt und eine hohe Ergebnisorientierung vorangetrieben wird. Design Thinking schöpft das innovative Potenzial eines jeden Unternehmens (wieder) aus, sodass aus ersten Ideen bahnbrechende Innovationen entstehen können. Denn nur wer die Bedürfnisse und Probleme seiner Kunden kennt, kann passgenaue und begeisternde Lösungen entwickeln. Über Design Thinking gibt es verschiedene Mythen.
Wir klären auf.
Mythos 1 – „Design Thinking ist vor allem für die Entwicklung von kreativen und verrückten Produktinnovationen geeignet“
Design Thinking eignet sich hervorragend für geniale Produktentwicklungen, die vom Menschen her gedacht sind. Trotzdem kann die Innovationsmethode aus dem Silicon Valley genauso gut auf Strategien, Prozesse, Geschäftsmodelle, Szenarioentwicklung, Dienstleistungen und Projekt-Roadmapping-Sessions angewendet werden. Kurzum, immer wenn es Raum für neue Ideen gibt und der Lösungsraum noch offen ist.
Ob bei einem Design-Thinking-Projekt die fliegende Pizzadrohne oder einfach nur ein kundenfreundlicher Bestellprozess entsteht, entscheidet sich nicht im Brainstorming, sondern bei der Auswahl der Ideen. Es liegt also in der Hand der Auftraggeber, wie weit die Idee „out of the box“ ist. Wichtig hierbei ist nur, dass die Lösungen konsequent vom Kunden aus gedacht werden!
Die eigentliche Stärke von Design Thinking entfaltet sich in sogenannten „wicked problems“. Dies sind weitreichende soziale, politische oder ökonomische Probleme, für die uns auf Anhieb keine gute Lösung einfällt. Beispiele sind die Flüchtlingskrise oder die alternde Weltbevölkerung. Ob die Lösung ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Kommunikationskampagne ist, erschließt sich erst während des Projekts.
Mythos 2 – „Mit Design Thinking entwickelt man schneller Ergebnisse“
„Rapid Prototyping“, „Fail early and often“, „1000 Ideen in 1 Stunde“ sind Begriffe und Prinzipien, die jedem schon einmal in einem Design-Thinking-Workshop begegnet sind.
Wenn es nur um die Schnelligkeit geht, möchten wir gerne eine Wette eingehen: Wir schaffen es in einer Stunde wesentlich schneller, mehr Ideen zu brainstormen, als jemand, der den Design-Thinking-Prozess durchläuft. Und die zweite Wette: Selbst wenn der Design Thinker nur zehn Ideen entwickelt, werden diese besser sein, als unsere 100 Ideen zusammen. Warum? Design Thinker nehmen sich relativ viel Zeit, zuerst die Bedürfnisse der Menschen zu erkunden und genau die richtige Brainstorming-Frage zu stellen. Hier heißt es vom Kunden zur Lösung und nicht vom Produkt zum Kunden. Die Magie des Design Thinking liegt in der Qualität der Ergebnisse.
Trotzdem finden wir Elemente der Schnelligkeit im Design Thinking: Wir testen Prototypen früh und holen Feedback ein. Auch „Time Boxing“, das Unterteilen der Arbeitszeit in sehr kurze Zeitslots wird von Workshopteilnehmern als schnelles, effektives Arbeiten wahrgenommen.
Mythos 3 –„Für Design Thinking muss man kreativ sein“
Design Thinking ist ein Prozess zur Wiederentdeckung des kreativen Selbstbewusstseins, das wir alle als Kinder in uns hatten. Durch unser Schul- und Bewertungssystem wird der Glaube an die eigene Kreativität zerstört. „Du kannst nicht malen.“, „Einmal Vorsingen bitte. Note 5.“, „Nicht abschreiben!“. Diese Sätze kennen wir alle. Auch in der heutigen Arbeitsrealität in Banken haben viele Mitarbeiter verlernt, ihr kreatives Potenzial einzubringen. Wir kennen doch alle die hierarchische Lösungsabstimmung in Form vom seitenlangen Fließtext und Entscheidungsvorlagen. Mit Glück werden diese nach 4–6 Wochen entschieden, oder auch nicht. Wo bleibt da Platz für eine agile Vorgehensweise oder die Notwendigkeit Kreativität entfalten zu können?
Der größte Wert des Design Thinkings, das Spielerische, der Mut Neues zu probieren, die Neugierde für das Leben anderer Menschen, das Zusammenarbeiten mit anderen, gehört zum Verstehen der Welt während des Erwachsenwerdens.
Design Thinking ist eine Methode, um dieses natürliche Entdecken der Welt in einen professionellen Kontext und zurück in die Arbeitswelt zu bringen. Jeder Mensch trägt Kreativität in sich – Design Thinking hilft, diesen Kern wieder zum Vorschein zu bringen. Design Thinking steht auch für eine veränderte Arbeitskultur, die interdisziplinäres Arbeiten im Team und somit automatisch das kreative Selbstbewusstsein Ihrer Mitarbeiter fördert.
Mythos 4– „Design Thinking ist einfach und schnell gelernt“
Um Design Thinking zu lernen, bedarf es kein sechsjähriges Studium. Dass es um Nutzerbedürfnisse geht, erlebt und versteht man schon nach einer Stunde, den Prozess mit einfachen Tools kennt man nach einem Tag. Design Thinking ist Open Source Magic!
Dennoch ist Design Thinking mehr als eine Abfolge von Tools und Methoden. Design Thinking ist eine Denkweise, die sich bei vielen auch im Privatleben manifestiert. Erst nach mehreren Monaten intensiver Beschäftigung und Praxiserfahrung sind Design Thinker in der Lage, in jeder Situation ein geeignetes Tool zu finden, wirkliche Nutzerbedürfnisse zu identifizieren und andere Menschen anzuleiten.
Es ist vergleichbar mit Yoga: Nach einigen Yogastunden kenne ich den Ablauf der Übungen und kann dem Lehrer folgen, nach mehreren Monaten lerne ich die Philosophie, entdecke Bücher und beginne das Gelernte selbst anzuwenden und nach Jahren kann ich Lehrer werden und meinen Lebensstil weitergeben.
MYTHOS 5 – „SCHON NACH WENIGEN DESIGN-THINKING-WORKSHOPS IST JEDER KONZERN SO KREATIV WIE EIN START-UP“
Die Frage ist: Warum sollte ein Konzern so arbeiten wie ein Start-up? Muss das Controlling jeden Tag einen anderen kreativen Weg finden, um die Bank zu steuern? Ist es sinnvoll, dass sich ein Pilot immer wieder kurzfristig eine kreative Art und Weise überlegt, wie er das Flugzeug starten sollte? Als Passagier sage ich: Hoffentlich nicht.
Design Thinking ist ein Hype. Unternehmen versuchen möglichst schnell, breit und kostengünstig ihre Mitarbeiter zu schulen, um kreativer zu werden.
Nutzerzentriertes Denken in den Köpfen der Mitarbeiter zu etablieren, hilft Arbeitsqualität zu verbessern. Wenn Unternehmen es wirklich ernst meinen, bauen sie Design-Thinking-Labs auf oder schulen eine kleine Gruppe, die zur Design-Thinking-Guerilla wird und bei Bedarf in Projekten mitarbeitet. Design Thinking entfaltet die meiste Kraft, wenn die Rahmenbedingung für neue Ideen stimmen: Kreativräume, Zeiträume und mentale Freiräume der Führungsebene. Design Thinking braucht Zeit und die Akzeptanz, dass „Fehler“ produziert werden oder auch Ideen, die außerhalb des Kerngeschäfts liegen.
In der Arbeitswelt bedeutet dies, dass wir – wenn wir schnell am Kunden sein wollen – den Mut haben müssen, auch eine nicht 100%ige Idee in den Markt zu bringen. Das bedeutet „Trial and Error“ mit frühzeitiger Verprobung beim Echtkunden und das Einarbeiten der Kundenfeedbacks. Seien Sie mutig und probieren es einfach aus!
Erst wenn dieser grundsätzlicher Paradigmenwechsel stattgefunden hat, Projekte aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden, eine einheitliche Sprache gesprochen wird und die Vorgehensweise wirklich ergebnisoffen ist, dann ist das Unternehmen im eigentlichen Design-Thinking-Prozess angelangt.