Bluecode im Vergleich zu anderen Mobile-Payment-Lösungen
Bluecode ist mittlerweile die Standardlösung für mobiles Bezahlen in Österreich geworden, also ein österreichisches Swish oder TWINT. Was haben diese Erfolgsgeschichten gemeinsam?
Das optische Bezahlen nimmt weltweit an Bedeutung zu. Angefangen von Asien (WeChat und Alipay) über die USA (z. B. StarbucksPay) bis Europa gibt es den Trend, dass beim mobilen Bezahlen das optische Bezahlen voranschreitet, da es deutliche Vorteile gegenüber den klassischen Bezahlwegen aufweist. Es ist nicht an den (kostspieligen) Terminal gebunden und erlaubt in viel größerem Umfang die Verknüpfung mit Loyalty- und anderen Mehrwertlösungen.
Diese Vorteile haben Swish und TWINT zu den dominierenden mobilen Zahlarten in Schweden bzw. der Schweiz gemacht. Auch in Österreich und Deutschland sehen wir diesen Trend, selbst wenn beide Länder sicherlich noch Aufholpotenzial haben.
Neben den Gemeinsamkeiten gibt es den Unterschied, dass Bluecode kein Bankenkonstrukt ist, sondern von privaten Investoren finanziert wird. Für die teilnehmenden Issuing-Banken ist dies aber ein Vorteil, da sie nicht die Anfangsinvestitionen stemmen mussten und jetzt auf eine fertige Payment- und Mehrwertplattform aufsetzen können.
Gleichzeitig hat Bluecode durch seine Scheme Rules sichergestellt, dass es ein attraktives Geschäftsmodell für Banken gibt. Hierzu gehört, dass Bluecode gegenüber teilnehmenden Banken keine transaktionsbezogene Scheme Fee erhebt und diese auch nicht einseitig einführen kann. Es gibt also Planungssicherheit für teilnehmende Banken.
Bluecode als Geschäftsmodell für Banken
Wie wird eine Bank Teil des Bluecode-Ökosystems?
Ganz einfach: Sie müssen nur den entsprechenden Lizenzvertrag unterzeichnen und sich mit unseren APIs verbinden. Banken müssen bei Bluecode nicht erst selbst das Mobile-Payment-System aufbauen, sondern bekommen eine moderne Mobile-Payment-Lösung mit Mehrwertplattform geliefert. Anders als die Banken dies von Visa oder Mastercard kennen, gibt es auch keine Scheme Fees bei Bluecode.
Das Ziel von Bluecode ist es, mit den Banken gute Use Cases zu entwickeln und einen Mehrwert für Kunden zu schaffen. Dies wird dadurch unterstützt, dass sich das Bluecode-SDK einfach und schnell in bankeneigene Apps einbinden lässt. Aktuell sind mehr als 400 Issuing- und Acquiring-Banken Lizenznehmer bei Bluecode. In Österreich und Deutschland konnten wir zahlreiche der größten Bankinstitute für uns gewinnen.
Wie rechnet sich das für die Banken und wie für Bluecode?
Bluecode erhält einen Anteil aus der Merchant Service Fee, die dem Händler vom Acquirer verrechnet wird. Die Issuing-Bank erhält bei jeder Transaktion 0,15 % des Warenkorbs als Issuer Fee. Da keine transaktionsbezogenen Scheme Fees anfallen, ist das ein sehr attraktives Modell für Banken. Eine Issuing-Bank, die zusätzlich als Acquirer auftritt, kann zusätzlich 40 % des über die Issuer Fee hinausgehenden Entgelts verdienen.
Letztendlich bietet Bluecode mehr Umsatz als eine Bankkarte und mehr Kontrolle als Apple Pay, da die Bank die Kundenschnittstelle behält und nicht den Kunden an einen potenziellen Konkurrenten überführt.
BankingHub-Newsletter
Analysen, Artikel sowie Interviews rund um Trends und Innovationen im Banking alle 2-3 Wochen direkt in Ihr Postfach
„(erforderlich)“ zeigt erforderliche Felder an
European Mobile Payment Systems Association (EMPSA)
Sie haben gemeinsam mit Ihren Peers EMPSA gegründet, um länderübergreifende Akzeptanz zu sichern. Wo stehen Sie heute mit dem Projekt?
Mit Bluecode versuchen wir, mobiles Bezahlen attraktiver zu machen und dessen Nutzung für alle zu vereinfachen. Die European Mobile Payment Systems Association (EMPSA) verbindet aktuell 14 lokale Bezahlsysteme. Derzeit gibt es ein Pilotprojekt für TWINT-Nutzerinnen und Nutzer, das ihnen ermöglicht, im Bluecode-Netzwerk zu bezahlen. Umgekehrt können Bluecode-Userinnen und -User im TWINT-Netz bezahlen.
Das Projekt befindet sich noch in der Friends-and-Family-Phase, aber wir rechnen mit einem baldigen Go-live des gemeinsamen TWINT-Bluecode-Netzes. Es steht auch eine Lösung für FX-Dienstleistungen bereit. Wir bleiben aber offen für individuelle FX Conversions. Das nächste Land ist Italien mit dem System BANCOMAT Pay, das mit TWINT und Bluecode den Alpen-Cluster von EMPSA bilden wird.
Wir verfolgen einen Bottom-up-Ansatz. Das heißt, wir versuchen bestehende akzeptierte Lösungen miteinander zu einem größeren Netzwerk zu vernetzen. In vielen Ländern funktionieren die bestehenden Lösungen äußerst gut: Swish und TWINT sind hier gute Beispiele. Warum diese also nicht nutzen?
Das Ziel von EMPSA ist es, bestehende europäische Bezahlsysteme miteinander interoperabel zu machen, um somit ein flächendeckendes europäisches Mobile-Payment-Netzwerk zu etablieren. Europäerinnen und Europäer sollen mit dem Mobile-Payment-System bezahlen können, egal, wo sie in Europa gerade sind.
Passive Kartenstrategie vs. aktive Kartenstrategie
Heute dominieren trotz pandemiebedingter Digitalisierung Bargeld und Karten (auch wenn in Form von Apple Pay) den Payment-Mix. Wie sieht dieser in fünf Jahren aus?
Geld in Form von Bargeld wird langsam verschwinden, da Menschen immer mehr mit Debit- und Kreditkarten und neuen mobilen Lösungen bezahlen. Hierbei unterscheiden wir zwischen Instituten mit aktiver und passiver Kartenstrategie:
- Eine passive Kartenstrategie setzt auf große Card Schemes wie Mastercard, Visa und Apple Pay.
- Eine aktive Kartenstrategie sieht dagegen vor, mit Account-based-Systemen gegenzusteuern und an der Auslösung digitaler Payments mitzuverdienen. Banken in der Schweiz und in Schweden haben frühzeitig verstanden, wohin die Reise der Digitalisierung im Payment-Bereich geht und haben daher auf TWINT und Swish gesetzt. In Deutschland und Österreich wollen wir dafür die Partner für die Banken sein.
In fünf Jahren, so glauben wir, werden Institute, die nur passiv agieren, reine Compliance-Anbieter sein. Institute mit einer aktiven Strategie hingegen werden an der Kundenschnittstelle weiterhin verdienen.
Instant Payment
Wird dann Instant Payment wirklich zum Standard? Wenn ja, was sind die Voraussetzungen dafür?
Standard Instant Payment ist noch nicht bereit für den POS und noch nicht wirtschaftlich. Sofortige Verfügbarkeit von Instant Payment und ohne Erhebung von Gebühren führt derzeit zu einem Verlustgeschäft. Deswegen haben wir uns bei Bluecode eine Alternative überlegt: Eine Bluecode-Issuing-Bank bezahlt die Bluecode-Acquiring-Bank in Echtzeit über das Bluecode-Netz.
Das ist eine Instant-Paymentmöglichkeit, an der man Geld verdient. Das Ganze geschieht ohne Investment und Kapitalbindung. Außerdem ermöglicht Bluecode Chargeback- und Reconciliation-Prozesse für Händler. Im Unterschied zu SEPA Instant bestimmen die Bank und der Händler, wann eine Transaktion als Instant Payment verarbeitet werden soll. Auf diesen Win-Win-Ansatz setzen wir bei Bluecode.
Erst vor kurzem haben wir einige Partnerschaften mit Issuing- und Acquiring-Banken in Nigeria geschlossen. Erste Nutzerinnen und Nutzer der Banken können mit Bluecode schon bezahlen. Im zweiten Quartal dieses Jahres sollen alle Nutzerinnen und Nutzer sowie Händler unserer Partnerbanken in Nigeria mit Bluecode bezahlen und Bezahlungen empfangen können.
Das Tolle daran: Wir konnten das Bluecode-Verfahren reibungslos an das nigerianische Payment-System NIBSS anschließen – und dieses unterstützt Instant Payment. Das heißt, in Nigeria kann man Bluecode-Transaktionen als Instant Payment abschließen. Nigeria ist in dieser Hinsicht Europa schon um einiges voraus. Dort sind Instant-Payment-Transaktionen nichts Außergewöhnliches – ein Vorbild für Europa.
Herr Dr. Pirkner, vielen Dank für das spannende Gespräch! Wir wünschen Ihnen und Bluecode noch viel Erfolg im europäischen Payments-Markt.