- DAC 8 (Directive on Administrative Cooperation 8) und CARF (Crypto-Asset Reporting Framework) sind neue regulatorische Rahmenbedingungen, die darauf abzielen, die Steuertransparenz im Bereich der Kryptowährungen zu erhöhen.
- DAC 8 betrifft die Pflichten zur Meldung an die Steuerbehörden der EU bei Kryptotransaktionen
- Das CARF zielt darauf ab, weltweit einheitliche Standards für die Berichterstattung von Krypto-Assets zu schaffen
- Die neuen Vorschriften sollen in Zukunft dazu beitragen, mehr Transparenz und Steuerehrlichkeit im Kryptomarkt zu gewährleisten
- Aktuell werfen DAC 8 und CARF noch viele Fragen auf, besonders im Hinblick auf die praktische Umsetzung und die Belastungen für Unternehmen
- In unserem Fachartikel haben wir bereits über die Herausforderungen, aber auch die Chancen sowie die avisierte Umsetzungsroadmap berichtet
Auswirkungen von DAC 8 und CARF auf den europäische Markt
Herzlich willkommen, Malte, lass uns gerne mit der ersten Frage starten. Glaubst du, dass DAC 8 und das CARF eher als eine Chance oder als eine Belastung für die Kryptobranche im europäischen Markt gesehen werden sollten?
Grundsätzlich betrachte ich das von zwei Seiten aus:
Einerseits kann DAC 8 in Verbindung mit dem CARF als Chance gesehen werden, da es regulatorische Klarheit schafft und insbesondere konservativen Anlegenden sowie institutionellen Investoren mehr Vertrauen in den Kryptomarkt gibt.
Unabhängig davon, ob ihre bisherige Skepsis berechtigt war oder nicht, sorgt die Regulierung für mehr Sicherheit und Akzeptanz. Dies könnte das Wachstum der Branche fördern, da neue Marktteilnehmer, die bisher gezögert haben, eher bereit sein könnten, sich zu engagieren. Besonders etablierte Unternehmen, die bereits über die nötigen Ressourcen verfügen, könnten von diesen Regelungen profitieren, da sie neue Kunden gewinnen und sich langfristig besser im Markt positionieren können.
Auf der anderen Seite stellen die neuen Anforderungen eine erhebliche Belastung dar – insbesondere für Start-ups und kleinere Unternehmen. Die Einhaltung der regulatorischen Vorgaben erfordert erhebliche finanzielle und personelle Ressourcen. Aus Gesprächen mit Branchenvertreter:innen weiß ich, dass allein die jährlichen Compliance-Kosten für die Bewerkstelligung der momentan aufkommenden Regulatorik wie bspw. MiCAR und DAC8 schnell in den hohen sechsstelligen Bereich gehen können. Für junge Unternehmen kann das eine existenzielle Herausforderung sein.
Zusätzlich entsteht ein Wettbewerbsnachteil gegenüber Märkten mit weniger strengen Vorschriften. Während europäische Unternehmen hohe regulatorische Kosten tragen, können Konkurrenten in anderen Regionen diese Mittel möglicherweise in Innovation und Wachstum investieren.
Zusammenfassend würde ich daher sagen: Für große, etablierte Unternehmen könnte die Regulierung eher eine Chance sein, da sie die Mittel haben, um die Anforderungen zu erfüllen und gleichzeitig neue Kundengruppen zu erschließen. Für kleine und neu gegründete Unternehmen hingegen kann sie eine erhebliche Belastung darstellen, die den Markteintritt erschwert.
Herausforderungen bei der Umsetzung von DAC 8 und CARF
Welche spezifischen Herausforderungen siehst du bei der praktischen Umsetzung von DAC 8 und CARF?
Einer der zentralen Punkte ist die Erfassung und Verarbeitung der Daten. Bisher lag die Verantwortung zur Offenlegung steuerrelevanter Transaktionen bei den Nutzenden selbst. Mit den neuen Regelungen werden zentrale Plattformen und Börsen verpflichtet, diese Daten direkt an die Behörden zu übermitteln. Dadurch wird es für Steuerbehörden einfacher, die Steuerpflichten der Anlegenden zu überprüfen und potenzielle Steuerausfälle zu vermeiden.
Allerdings gibt es hier eine große Lücke: Kryptowährungen können auch dezentral gehandelt werden, beispielsweise über selbst verwaltete Wallets oder dezentrale Börsen (DEXs). Diese fallen nicht unter die neuen Meldepflichten, sodass Nutzende weiter selbst für die korrekte steuerliche Deklaration verantwortlich sind. Dadurch bleibt ein Teil des Markts weiterhin außerhalb der direkten Kontrolle der Behörden.
Zusätzlich müssen die Steuerbehörden erst die technischen und fachlichen Kapazitäten aufbauen, um die enormen Datenmengen aus zentralisierten Plattformen sinnvoll auszuwerten. Anders als in der traditionellen Finanzwelt, in der Wertpapiertransaktionen meist linear nachverfolgt werden können, sind Kryptotransaktionen oft komplex. Nutzende könnten Assets von einer Börse zu einer Wallet, dann auf eine andere Börse und schließlich über dezentrale Kanäle weiterbewegen. Die Herausforderung für die Behörden besteht darin, diese Transaktionsketten zu entschlüsseln und korrekt zu bewerten.
Auch für Unternehmen bedeutet die Umsetzung erhebliche Anpassungen. Kryptobörsen, Wallet-Anbieter und andere Asset-Service-Provider müssen ihre Compliance-Prozesse erweitern, Datenübermittlungssysteme einrichten und gleichzeitig Datenschutzanforderungen erfüllen.
Hinsichtlich der Transparenzanforderungen für Kundendaten dürfte es für Banken relativ unproblematisch sein, da sie bereits alle relevanten Informationen zu ihren Kunden haben. Bei Kryptobörsen kann es jedoch komplizierter werden, da unterschiedliche Transaktionstypen und Handelsmodelle berücksichtigt werden müssen. Während der klassische Kauf und Verkauf von Bitcoin noch vergleichsweise einfach nachzuverfolgen sind, können komplexe Handelsstrategien oder Staking-Modelle zusätzlichen Aufwand in der Datenverarbeitung erfordern.
Gibt es deiner Meinung nach Schwachstellen in den Vorschriften, die eventuell zu Umgehungsmöglichkeiten führen könnten?
Ja, es gibt definitiv Schwachstellen in den Vorschriften, vor allem in Bezug auf dezentrale Finanzaktivitäten und Self-Custody. Die Meldepflichten erfassen nur Daten, die von zentralen Instanzen wie Banken und Börsen geliefert werden. Wer jedoch die eigenen Wallets nutzt, ausschließlich auf dezentralen Börsen handelt oder Peer-to-Peer-Transaktionen durchführt, kann sich weitgehend der Regulierung entziehen. Zwar gibt es Analyseunternehmen, die versuchen, solche Transaktionen nachzuverfolgen, insbesondere wenn eine Wallet irgendwann mit einer KYC-Plattform interagiert hat, aber das ist aufwendig und nicht flächendeckend umsetzbar.
Ein weiterer kritischer Punkt sind ausländische Plattformen, die zwar europäische Nutzende bedienen, aber nicht zwangsläufig die Vorschriften umsetzen. Hier stellt sich die Frage, inwieweit die EU tatsächlich Handhabe hat, um Unternehmen mit Sitz auf Offshore-Inseln oder in anderen nicht kooperativen Jurisdiktionen zur Einhaltung zu zwingen. Natürlich könnten hohe Sanktionen auf nationaler Ebene als Abschreckung dienen, aber ob und wie effektiv solche Strafen durchgesetzt werden können, bleibt fraglich.
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Transparente, rechtssichere Dokumentation der steuerlichen Vorgänge für Bankkunden
Wie genau hilft das Angebot von CoinTracking Banken dabei, die steuerlichen Informations- und Meldepflichten umzusetzen – auch im Hinblick auf DAC 8 und CARF?
CoinTracking hilft Banken insbesondere mit der isolierten Steuerreport-Lösung dabei, die steuerlichen Informations- und Meldepflichten im Rahmen von DAC 8 und CARF umzusetzen. Die Plattform ermöglicht es Nutzenden, sämtliche Transaktionen aus einer Vielzahl von Börsen, Wallets und Blockchains zu importieren, zusammenzuführen und steuerlich korrekt aufzubereiten. Dabei wird automatisch die Kostenbasis ermittelt, die steuerlichen Regeln des jeweiligen Landes angewendet und ein Steuerbericht erstellt. Banken können ihren Kunden mit der Steuerreport-Lösung eine einfache Möglichkeit zur Erstellung von Steuerberichten anbieten. Die Bank übermittelt dabei ausschließlich anonymisierte Transaktionsdaten an CoinTracking, niemals personenbezogene Informationen. CoinTracking verarbeitet diese Daten, berechnet die steuerlich relevanten Summen gemäß den jeweiligen steuerlichen Vorgaben und übermittelt die aufbereiteten Daten zurück an die Bank. Dort werden sie mit den personenbezogenen Kundendaten ergänzt, sodass Nutzende den fertigen Steuerreport direkt über das Onlinebanking herunterladen und bei der Steuererklärung einreichen können.
Was DAC 8 betrifft, so ändert sich für private Nutzende vor allem das Bewusstsein für steuerliche Pflichten, da Börsen ihre Transaktionsdaten künftig direkt an die Steuerbehörden weiterleiten. Viele Anlegende setzen sich nun intensiver mit der korrekten Besteuerung ihrer Kryptogewinne auseinander, um mögliche Rückfragen oder Audits durch das Finanzamt zu vermeiden. CoinTracking hilft dabei, indem es eine transparente und rechtssichere Dokumentation der steuerlichen Vorgänge ermöglicht.
Durch die gestiegene Aufmerksamkeit für steuerliche Pflichten erkennen Banken und Börsen zunehmend die Bedeutung einer benutzerfreundlichen Steuerlösung. Für Kunden ist es ein entscheidender Faktor, ob sie bei einer Bank sämtliche Steuerberechnungen selbst durchführen müssen oder ob sie lediglich einen Knopf drücken müssen, um einen fertigen, rechtskonformen Steuerbericht zu erhalten.
Worauf Finanzdienstleister jetzt besonders achten sollten
Worauf sollten sich europäische Finanzinstitute aus deiner Perspektive jetzt konzentrieren, um optimal auf die erstmalige Anwendung der Meldepflichten ab dem 1. Januar 2026 vorbereitet zu sein?
Europäische Finanzinstitute sollten sich frühzeitig mit den neuen Meldepflichten auseinandersetzen, um ihre IT- und Compliance-Prozesse rechtzeitig anzupassen und ihre Mitarbeitenden entsprechend zu schulen. Die Einführung dieser Vorschriften erfordert eine gründliche Vorbereitung, sei es durch den Aufbau interner Strukturen oder durch die Einbindung externer Expert:innen. Wer sich frühzeitig mit den Anforderungen von DAC 8 und CARF beschäftigt, kann sicherstellen, dass alle Systeme zum Stichtag am 1. Januar 2026 reibungslos funktionieren.
Neben der technischen und regulatorischen Umsetzung sollte aber auch die Kommunikation mit den eigenen Kunden nicht vernachlässigt werden. Gerade im Kryptobereich legen viele Nutzende großen Wert auf ihre Privatsphäre, und Steuerfragen sind oft mit Unsicherheiten verbunden. Eine transparente und verständliche Kommunikation kann hier Vertrauen schaffen. Wenn Kunden frühzeitig informiert werden und wissen, dass ihre Bank eine einfache und zuverlässige Steuerlösung bereitstellt, reduziert das mögliche Bedenken. Wer hier proaktiv handelt, kann sich nicht nur regulatorisch absichern, sondern auch langfristig die Kundenbindung stärken.
Das 2013 in München gegründete FinTech-Unternehmen CoinTracking ist heute einer der führenden Anbieter von Kryptoportfolio-Tracking- und Steuerlösungen weltweit. Das Unternehmen stellt eine benutzerfreundliche Plattform bereit, die es Kryptoinvestor:innen ermöglicht, ihre digitalen Assets zu verwalten, Transaktionen nachzuvollziehen und Steuerberichte zu erstellen.
CoinTracking unterstützt Transaktionen auf einer Vielzahl von Börsen, Wallets und Blockchains und bietet eine umfassende Integration für eine detaillierte Portfolioanalyse.