Gut gewappnet mit Erträgen aus dem Privatkundengeschäft
Das europäische Privatkundengeschäft ist zu lange auf der Stelle getreten. In den Haushaltsbilanzen in elf europäischen Kernmärkten[1] beliefen sich die aggregierten Erträge im Privatkundengeschäft von 2015 bis 2021 auf rund 185 Mrd. EUR, mit einem Tiefstwert von 178 Mrd. EUR im Jahr 2021. Seit der Normalisierung der Geldpolitik und der Zinsanpassung im Jahr 2022 zeigen sich hier deutliche Veränderungen.
Infolge der erhöhten Zinssätze stiegen die Ertragspools 2022 auf ein völlig neues und höheres Niveau von 205 Mrd. EUR (+15 % gegenüber dem Vorjahr) und 2023 sogar auf 275 Mrd. EUR (+34 % gegenüber dem Vorjahr). Dieser Anstieg ist vor allem auf die Zunahme des Everyday Banking sowie des Spar- und Anlagegeschäfts um 33 Mrd. EUR (2022) und 82 Mrd. EUR (2023) im Vergleich zu den Vorjahren zurückzuführen.
In den kommenden Jahren werden sich die Erträge im europäischen Privatkundengeschäft voraussichtlich auf einem neuen und höheren Niveau einpendeln. Der prognostizierte durchschnittliche Ertragspool beträgt für den Zeitraum 2024–2026 257 Mrd. EUR und fällt damit etwas niedriger aus als im Ausreißerjahr 2023. Die Gründe hierfür sind Übergangseffekte aus dem Altgeschäft sowie die Normalisierung der geldpolitischen Transmission, insbesondere auf der Einlagenseite.
Trotz des schwierigen Umfelds und eines leichten Rückgangs im Vergleich zu 2023 liegen die erwarteten Ertragspotenziale für den Zeitraum 2024–2026 38 % über den Werten von 2015–2021:
Jeder Hafen hat seine Eigenheiten
Die Ertragspotenziale pro Haushalt (HH) unterscheiden sich in den verschiedenen Märkten erheblich in ihrer Größe und Struktur. Das erwartete ungewichtete durchschnittliche Privatkundenwallet pro Haushalt für 2024 bis 2026 liegt bei 2.046 EUR/HH, während Deutschland mit 1.557 EUR/HH den Medianwert einnimmt. Als kleiner, aber wachsender Markt bildet Rumänien das Schlusslicht mit 412 EUR/HH im Gegensatz zur etablierten sowie systemisch und strukturell fortgeschrittenen Schweiz mit 5.895 EUR/HH.
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Die Segel hissen und Wertschöpfung voraus!
Die aktuellen Ertragsprognosen sind auch ein gutes Vorzeichen für die ergebnisbasierte Wertschöpfungsperspektive. Bei Anwendung von länderspezifischen Durchschnittswerten, einheitlichen Cost-Income-Ratios, konstante Kreditausfallrückstellungen und Risikodichten sowie Kapitalparametern sind im europäischen Privatkundengeschäft insgesamt zweistellige RoCET1-Werte zu erwarten (durchschnittlich ≈ 14 % für 2024–26). Ausgehend von durchschnittlichen Eigenkapitalkosten für das Privatkundengeschäft in der Größenordnung von 10 % bis 11 % bedeutet dies eine erhebliche positive Wertschöpfung.
Diese Wertschöpfung ist über alle Markttypen hinweg zu beobachten – bei hypotheken- und damit kapitallastigen Märkten ebenso wie bei weniger hypothekenlastigen Märkten mit niedrigerem Durchschnittsertrag, aber auch geringerem Kapitalbedarf. Diese Ergebnisse sehen zwar sehr vielversprechend aus, sie reagieren aber auch empfindlich auf sich verändernde Parameter. Eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen und ein damit einhergehender Anstieg der Risikokosten und der RWAs können im Handumdrehen erhebliche Teile der Wertschöpfung zunichtemachen. In mehreren Märkten deutet jedoch die derzeitige Betriebskostensituation auf ein beträchtliches Potenzial zur Kompensation derartiger Effekte bzw. zum Aufbau entsprechender Reserven hin, insbesondere bei Berücksichtigung des Kundenverhaltens und technologischer Trends
Trotz des starken Rückenwinds haben die Banken noch nicht ihr Eldorado erreicht, in dem ohne Veränderung am Geschäftsmodell attraktive Renditen garantiert sind.
Um die Chancen der neuen Ära nutzen zu können, müssen Banken in einigen erfolgskritischen Bereichen aktiv werden:
Ergänzende Prognosen und Handlungsempfehlungen haben wir in unserem Focus-Paper „Europäisches Privatkundengeschäft 2024-2026: gut gewappnet für den Sturm“ festgehalten.
Das Focus-Paper können Sie hier kostenlos herunterladen!