Bank meets Start-up
Seit 2016 betreibt die Deutsche Bank etwas außerhalb von Frankfurt ihr digitales Forschungs- und Entwicklungszentrum, die Digital Factory. Mittlerweile arbeiten in Sossenheim mehr als 400 Softwareentwickler, IT-Spezialisten, Compliance-Experten und natürlich klassische Finanzfachleute unter einem Dach an der digitalen Zukunft des Bankings. Sie entwerfen neue Produkte und programmieren die passenden Apps und Bankanwendungen. Zusätzlich zu den eigenen Mitarbeitern bietet die Digital Factory auch Arbeitsplätze für mehrere Start-ups und junge Technologieunternehmen und fördert so deren Entwicklung und den Austausch frischer Ideen untereinander.
Nicht nur der Standort, sondern auch die Arbeitsumgebung haben mit den Türmen in der Frankfurter Innenstadt nicht mehr viel zu tun und erinnern eher an ein Start-up: Es dominieren große, offene Räume mit farbenfrohen Wänden und Sitzecken, die Mitarbeiter tragen Kapuzenpullover statt Anzug.
Um Software nach der Scrum-Methode entwickeln zu können, ist die Arbeitsausstattung mit Stehtischen, großen Bildschirmen und vielen beschreibbaren Wänden an die agilen Methoden angepasst.
Neben der Softwareentwicklung wird in der Digital Factory auch am Kunden geforscht. Hierfür werden regelmäßig Nutzer der digitalen Produkte eingeladen, um das direkte Feedback für neue Funktionen einzuholen. Zum Einsatz kommt insbesondere die Eye-Tracking-Methode, um das Nutzerverhalten objektiv zu analysieren und die Anwendungen anschließend nutzerfreundlich und intuitiv gestalten zu können.
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Digital Factory: Digitales Fenster auch nach innen
Der Deutschen Bank dient die Digital Factory nicht nur als Entwicklungszentrum, sondern auch als digitales Aushängeschild nach innen, um die angestrebte Entwicklung von einer klassischen Bank zu einem Technologieunternehmen zu erreichen.
Hierfür bieten eigene Mitarbeiter Workshops und Schulungen zu agilen Arbeitsmethoden, moderner Führung, digitalen Kundenbedürfnissen und vielem mehr an. Neue Technologien wie digitale Flipcharts werden zuerst hier getestet und bei Erfolg in der gesamten Bank ausgerollt.
Bei allen Errungenschaften der Digital Factory werden hier auch die Probleme und zu überwindenden Hürden der digitalen Transformation einer Bank sichtbar. Junge, forsche Kreativköpfe treffen auf klassische Banker, moderne Apps treffen auf veraltete IT-Systeme. So entstehen Konflikte und die Sorge vor einer Kannibalisierung des Geschäfts zwischen der alten und neuen Welt, was ein besonders behutsames Vorgehen und viele Kompromisse erfordert. Die digitalen Angebote können bei einer so großen und komplexen Bank eben nicht „auf der grünen Wiese“ entwickelt werden.
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Private-Banking-Studie Österreich – 2018 (zeb)
Die zeb.Private-Banking-Studie Österreich ist die erste ihrer Art, die ein umfassendes Verständnis für die Spezifika des österreichischen Private-Banking-Markts vermittelt.Private Banking Studie Deutschland – 2018 (zeb)
Dass sich Privatbanken in Deutschland weiterentwickeln müssen, daran besteht kein Zweifel. Die Ergebnismargen bewegen sich trotz günstigem Marktumfeld weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau.Digitale Vermögensverwaltung mit Robin
Nach der Führung durch die Digital Factory hat uns einer der Verantwortlichen ein besonders spannendes Produkt in kleiner Runde vorgestellt, das hier entwickelt wurde: Robin. Wie viele andere Banken und Start-ups versucht auch die Deutsche Bank, mit ihrem Robo Advisor die Vermögensverwaltung zu digitalisieren.
Die Kundenberatung wird vollständig digital durchgeführt, wobei persönliche Daten und Anlagepräferenzen abgefragt werden. Auf Basis der Angaben wird für den Kunden ein individuelles Portfolio aus Wertpapieren zusammengestellt, das regelmäßig überprüft und automatisch angepasst wird. Das Angebot ist in das Onlinebanking der Deutschen Bank eingebettet. Der Kunde kann die Entwicklung seines Portfolios ständig beobachten und bei Bedarf Anpassungen vornehmen, z. B. am monatlichen Sparbetrag oder seiner Risikotoleranz.
Das Zusammenspiel dieses Digitalangebots mit bestehenden Strukturen ist dabei noch nicht final geklärt, und es stellt neben der Erweiterung des Angebots um neue Features eine der größten Herausforderungen der Branche allgemein dar.
Wir bedanken uns für die Einladung und die spannenden Einblicke!
Eine Antwort auf “Digital Factory – Banking 4.0 bei der Deutschen Bank”
Martin Selkow
Wesentlicher Grund für die Abwanderung von Kunden ist das feindselige Klima bei Banken. Früher haben Banken für Kunden gearbeitet, heute gegen sie. Identifikationszwang, Zwang zur Offenlegung zahlreicher Informationen, Speicherung der Informationen auf Systemen, meistens Windows, die voll von Hintertüren sind, Weitergabe der Informationen an den Staat, der der Feind schlechthin ist, unerlaubter Zugriff auf Konten zwecks Analyse und Diebstahl zugunsten des Staats, Ausforschung jeder Finanztransaktion, wiederum Weitergabe an den staat. Bankmitarbeiter werden als das wahrgenommen, was sie sind, als Feinde. Das hat mir, mit sehr viel drastischeren Worten, mal ein Firmenkunde an den Kopf geworfen und ich musste ihm zustimmen.
Natürlich ist der Schluss, dass die bunten Fintechs besser seien falsch, im Hintergrund sind Transaktionsbanken, die genauso Feinde sind wie die Retailbanken, das merken aber die meisten Kunden (noch) nicht. Die Deutsche Bank versucht, nachdem die Commerzbank es schon versucht hat, ihre feindliche Haltung hinter den gleichen bunten Bildern, Workshops, Digital Factory oder wie immer, zu verstecken. Langfristig funktionieren wird das nicht.
Inzwischen werden wir von informierten Kunden mit dem Staat gleichgesetzt und werden, sobald sie sich gegen ihn zur Wehr setzen, auch auf der falschen Seite stehen und genauso untergehen. Entgegen der weit verbreiteten Ansicht werden Banken nämlich nicht gebraucht, wir existieren nur durch die Auslagerung der Bargeldversorgung durch die Zentralbanken an uns und durch das, genaugenommen illegale, Monopol für den Zugriff auf Transaktionssysteme.
Man stelle sich eine freie Welt vor, in der Zentralbanken die Bargeldversorgung selbst übernehmen und jeder Zugriff auf das Transaktionssystem hat. Die Überwachung der Kunden, und damit unseren aus Staatssicht primären Existenzgrund, gäbe es dann nicht mehr. soweit wird es kommen und wir sind selbst schuld. Wir haben es verbockt. Keine Digital Factory wird daran etwas ändern.