zeb/ value compass 2012

Im Bankwesen haben sich die Spielregeln in den letzten beiden Jahren grundsätzlich verändert. Liquidität und Eigenkapital wurden aufgrund der strengeren aufsichtsrechtlichen Reglementierung zu wahren Engpässen und machen damit einige alte, kapitalintensive Geschäftsmodelle untragbar. Die Banken bemühen sich redlich um Wertschöpfung, doch dabei fehlt ihnen zumeist eine strategische Perspektive zur Neustrukturierung des Geschäftsmodells.

Der zeb/value compass bietet eine umfassende Übersicht zum Thema Wertschöpfung im globalen Bankensektor auf Grundlage von empirischen Analysen und Gesprächen mit den Geschäftsführungen führender nationaler und internationaler Finanzinstitute. Der diesjährige zeb/value compass liefert hierzu folgende Kernergebnisse:

  • Im ersten Halbjahr 2012 wies der globale Bankensektor in einem freundlichen Marktumfeld mit 7,3 % einen soliden Total Shareholder Return (TSR) auf verglichen mit dem schwachen Abschneiden 2011 mit -23,6 %.
  • Unsere Analyse der zugrunde liegenden Faktoren offenbart die zunehmende Bedeutung einer ganzheitlichen Steuerung in der derzeit schwierigen Wirtschaftslage und im Hinblick auf den zunehmenden aufsichtsrechtlichen Druck. Das Werterläuterungsmodell von zeb/ verdeutlicht diese Entwicklung, indem es alle relevanten Wertdimensionen und bedingungen berücksichtigt. Damit besitzt es eine Aussagekraft von 61,9 %. Demzufolge ist der R2 deutlich höher als der eines einfachen EKR-Modells, welches lediglich zur Erläuterung von 8,7 % der Beobachtungen dient.
  • Eine genauere Betrachtung der Offenlegung zeigt, dass auch wenn zahlreiche Banken bereits mit der Umsetzung einer ganzheitlichen Wertschöpfungsstruktur begonnen haben , der Großteil davon den letzten Teil der TSR-Strategie, nämlich die proaktive Kommunikation mit Investoren anhand konsistenter und transparenter Offenlegung, noch nicht in Angriff genommen hat. Diesbezüglich scheitern selbst die größten globalen Banken, eine ganzheitliche Übersicht über ihren Wertschöpfungsansatz bereitzustellen.
  • Gespräche mit den Geschäftsführungen ergaben zudem, dass die Mehrheit der Banken aufgrund der drastischen Veränderungen im globalen Bankensektor zahlreichen operativen Herausforderungen gegenübersteht, ohne eine klare strategische Perspektive zu besitzen.

Während der Großteil der Bankiers ebenfalls die Meinung vertritt, dass die alten, kapitalintensiven Geschäftsmodelle für eine breite Mehrheit der Banken nicht mehr tragbar sind, haben nur wenige von ihnen eine klare Vorstellung davon, wie ihr zukünftiges Geschäftsmodell aussehen könnte. Das immense operative Arbeitspensum sowie der aufsichtsrechtliche Druck bergen die Gefahr, dass Banken in eine strategische Falle geraten: Aufgrund der geringen Rentabilität und des aufsichtsrechtlichen Drucks konzentrieren sich Banken nur auf die Einhaltung aufsichtsrechtlicher Vorgaben und üben dazu ihr altes Geschäftsmodell so aus, dass es den Anforderungen von Basel III gerecht wird. Dabei legen sie den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten auf kapitaleffiziente Geschäfte, wie beispielsweise das Privatkundengeschäft oder gebührenpflichtige Geschäfte. Doch angesichts des aktuellen Marktumfelds mit niedrigen Zinssätzen und intensiverem Wettbewerb hinsichtlich dieser Aktivitäten erodieren Margen und nimmt die Rentabilität weiter ab. Banken müssen ihre Aktivitäten daher noch weiter einschränken, um die aufsichtsrechtlichen Vorgaben zu erfüllen. Dieser Teufelskreis führt nach wie vor dazu, dass Banken in diese strategische Falle geraten und das eigentlich wichtige Ziel aus den Augen verlieren: nachhaltige Wertschöpfung.

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Dr. Dirk Holländer / Autor BankingHub

Dr. Dirk Holländer

Leitung zeb.business school, Frankfurt

Oliver Rosenthal

Head of Research Office Münster

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