Wie können Banken exzellente Services und Beratung anbieten?

Zufriedene Kunden sind die Grundlage für profitables Wachstum: Sie nutzen mehr Produkte, sind loyaler, weniger preissensitiv und empfehlen ihre Bank aktiv weiter. Umso entscheidender ist es, Kundenzufriedenheit zur Steuerungsgröße im Alltag zu machen.

Aktuelle Studien zeigen, dass besonders Direktbanken derzeit hohe Zufriedenheitswerte erzielen. Sie punkten mit digitaler Einfachheit und klarer Preisstruktur. Regionalbanken hingegen stehen vor einer besonderen Herausforderung: Als Anbieter eines umfassenden Leistungsspektrums müssen sie mehr denn je unter Beweis stellen, warum sie ihren Preis wert sind.

Gibt es einen klaren Preis für spürbare Leistung?

Direkt- und Neobanken setzen auf ein reduziertes Angebot zu niedrigen Preisen und erfüllen damit die Erwartungen ihrer Kunden. Denn wer wenig zahlt, erwartet auch weniger. Regionalbanken hingegen stehen für Nähe, Vielfalt und Qualität – mit entsprechendem Preisniveau.

Gleichzeitig wurden über Jahre hinweg Filialen und Servicezeiten reduziert, Selfservices ausgebaut und das Leistungsangebot standardisiert. Das wirkt aus betriebswirtschaftlicher Perspektive zunächst nachvollziehbar. Doch wenn dabei ein Missverhältnis zwischen Kundenerwartung und wahrgenommener Leistung entsteht, resultiert daraus Unzufriedenheit.

Wer „Premium“ bezahlt, erwartet ein „Premiumerlebnis“. Um ihre Premiumpreispositionierung künftig rechtfertigen zu können, müssen Regionalbanken exzellente Services und Beratung daher nicht nur anbieten, sondern konsequent für ihre Kunden erlebbar machen. Warum gelingt das bisher noch nicht?

Warum denken Kunden in Erlebnissen und nicht in Kanälen?

Die Kundenerwartungen an Service und Beratung haben sich radikal verändert. Sie sind geprägt vom täglichen Erleben:

  • Im Supermarkt ermöglicht Scan & Go schnelles, selbstständiges Abkassieren.
  • Streamingplattformen schlagen Inhalte vor, bevor man sie selbst sucht.
  • Möbelhäuser bieten Videoberatung inklusive 3D-Raumplaner.

Diese und viele weitere neue Selbstverständlichkeiten übertragen sich auf das Banking. Warum sollte man beim Kontoeröffnen Formulare drucken – wenn man woanders mit Face ID legitimiert wird? Warum tagelang auf eine Kreditentscheidung warten – wenn andere Branchen in Sekunden reagieren?

Die Frage ist nicht mehr, ob sich Banken an diese Entwicklung anpassen müssen, sondern wie schnell und konsequent sie es tun. Es geht nicht darum, sich entweder für „digital“ oder für „persönlich“ zu entscheiden. Es geht um beides – klug verbunden und konsequent durchdacht. Wer Kundenerwartungen nicht erfüllt, riskiert, dass die Kunden nach Alternativen suchen – und die gibt es in der digitalen Welt zahlreicher denn je.

Wie sieht die Regionalbank von morgen aus: persönlich, digital, vernetzt?

Regionalbanken sind ideal positioniert, um aus digitalen Prozessen und persönlicher Nähe ein überzeugendes Gesamterlebnis zu schaffen. Als Vollsortimenter mit Präsenz vor Ort und digitalen Angeboten können sie kanalübergreifend glänzen – wenn sie diese Stärke nutzen.

Kunden erwarten nicht nur eine breite Palette an Dienstleistungen, sondern auch eine nahtlose Integration und hohe Qualität über alle Kanäle hinweg: z. B. dass Finanzprodukte mit wenigen Klicks abgeschlossen, Kreditanfragen innerhalb von Minuten geprüft und Probleme über Selfservice-Optionen schnell gelöst werden können – ohne Wartezeiten oder umständliche Dokumentenanforderungen.

Ein Kontoeröffnungsprozess beispielsweise, der sich über Tage hinzieht, wirkt in Zeiten digitaler Onboardingprozesse nicht mehr up to date. Auch Legitimationserfordernisse lassen Kunden nicht mehr als Ausrede für „unrunde“ Prozesse gelten – vielmehr ist es an den Banken, für diese Probleme Lösungen zu finden.

Warum ist Service kein Kostenfaktor, sondern ein Vertrauenstreiber?

In der Praxis liegt der Fokus häufig auf der Beratung, wobei Regionalbanken damit regelmäßig „nur“ 30 bis 40 % ihrer Kunden erreichen. Tatsächlich sind jedoch 75 % aller Kundenkontaktpunkte servicebezogen; in Banken werden sie allerdings als „notwendige Pflicht“ behandelt.

Dabei gilt: Ein verlässlicher, hochwertiger Service schafft Vertrauen und ist damit die Eintrittskarte für Beratungsgespräche. Wer hier punktet, verbessert nicht nur das Kundenerlebnis, sondern schafft die Basis für den Vertriebserfolg.

Welche Rolle spielt Kanalvernetzung?

Kunden erwarten heute, dass sie auf jedem Kanal – App, Telefon, Filiale – gleiche Qualität und gleiche Services erhalten. Nur wenn alle Kontaktpunkte konsistent zusammenspielen, entsteht Vertrauen. Was es dazu braucht:

  • Klare Synchronisierung aller Serviceangebote über Kanäle und Geräte
  • Einheitliches, mehrsprachiges Angebot
  • Einfache, intuitive Technologien in der Filiale – zur Unterstützung, nicht als Ersatz
  • Intelligente Steuerung zu Selfservice-Angeboten, ohne Zwang
  • Fokussierung auf das Anliegen statt auf das Segment – für schnellere Lösungen und mehr Nähe

Das Ziel: Servicemitarbeitende von Standardanfragen befreien – und sie befähigen, in jedem persönlichen Kontakt echte Begeisterung zu schaffen.

Servicerelevanz: Kunden- vs. Bankperspektive Abbildung 1: Servicerelevanz: Kunden- vs. Bankperspektive

Wie sollte Beratung sein: persönlich, proaktiv, datenbasiert?

Auch Beratung braucht ein Update: weg vom Standard, hin zur echten Personalisierung. Kunden erwarten keine Gießkannenaktionen wie „Bausparwochen“, sondern passende Lösungen zum richtigen Zeitpunkt. Damit vermeiden Regionalbanken auch den direkten Wettbewerb mit Anbietern, die in ihrer spezifischen Produktnische besonders stark sind.

Exzellente Beratung zeichnet sich dadurch aus, dass sie nicht nur reaktiv ist, sondern proaktiv Mehrwerte schafft und durch moderne technische Hilfsmittel unterstützt wird. In diesem Zusammenhang ist es für Regionalbanken ratsam, die (Kunden‑)Datenqualität zu erhöhen.

Daten verraten in der heutigen Zeit derart viel über die Bedarfe der Kunden, dass Banken zum echten Lösungspartner entlang der gesamten finanziellen Wertschöpfungskette werden, wenn sie diese systematisch erfassen, pflegen und verarbeiten. Auch Kundenberater:innen können aus persönlichen Gesprächen mit ihren Kunden wertige Informationen in die Regelerfassung einbringen. Nimmt man alles zusammen, gelingen eine zielgerichtete und proaktive Kundenansprache sowie eine positive Abgrenzung zu digitalen Wettbewerbern.

Exzellente Beratung bedeutet auch, stärker den spezifischen Kundenbedarf in der jeweiligen Lebensphase im Blick zu haben und die passenden Angebote als Hausbank proaktiv zu platzieren, bevor die Kunden über Vergleichs- oder Vermittlungsplattformen zum günstigsten Anbieter kommen.

Muss Kundenzufriedenheit gemessen werden?

Um langfristig erfolgreich zu bleiben, müssen Regionalbanken die Kundenzufriedenheit systematisch messen und auf Basis der Ergebnisse kontinuierlich Anpassungen vornehmen. Ein statischer Ansatz reicht nicht aus – vielmehr muss die Bank als lernende Organisation agieren und sich stetig weiterentwickeln.

Dafür ist es essenziell, dass jede Regionalbank eine klare, vertriebskonzeptionelle Grundlage schafft und die Vertriebsprozesse mit reibungslosen Übergaben zwischen den Kanälen optimiert. Nur damit kann sie sicherstellen, dass Beratung und Service nicht nur exzellent erbracht, sondern auch so erlebbar gemacht werden, dass Kunden ihre Bank aktiv weiterempfehlen.

Fazit: Was ist die größte Herausforderung im Service?

Regionalbanken stehen vor der Herausforderung, ihre Stärken im persönlichen Kontakt mit den Anforderungen einer digitalen Welt zu verbinden. Wer Service als strategischen Erfolgsfaktor betrachtet, die Beratung konsequent personalisiert und die Kanäle optimal vernetzt, kann sich nachhaltig als bevorzugter Partner seiner Kunden positionieren.

Sie sollten nun in der Lage sein, über diese zentralen Punkte des Artikels zu sprechen:
  • Wie können Regionalbanken „persönlich, digital, vernetzt“ sein? Regionalbanken müssen ihre kanalübergreifenden Stärken als Vollsortimenter mit Präsenz vor Ort und umfassenden digitalen Angeboten nutzen. Kunden erwarten keine breite Palette von Einzelleistungen, sondern eine nahtlose Integration und eine hohe Qualität über alle Kanäle hinweg. Das bedeutet beispielsweise, Finanzprodukte mit wenigen Klicks abschließen oder Kreditanträge innerhalb von Minuten bearbeiten zu können.
  • Warum muss Kundenzufriedenheit systematisch gemessen werden? Um langfristig erfolgreich zu bleiben, müssen Regionalbanken die Kundenzufriedenheit systematisch messen und auf Basis der Ergebnisse kontinuierliche Anpassungen vornehmen. Ein statischer Ansatz ist nicht ausreichend; die Bank muss als lernende Organisation agieren und sich stetig weiterentwickeln. Es ist essenziell, dass jede Regionalbank eine klare, vertriebskonzeptionelle Grundlage schafft und die Vertriebsprozesse mit reibungslosen Übergaben zwischen den Kanälen optimiert. Dadurch wird sichergestellt, dass Beratung und Service nicht nur exzellent erbracht, sondern auch erlebbar gemacht werden, sodass Kunden ihre Bank aktiv weiterempfehlen.

Mehr Insights zum Privatkundengeschäft in Regionalbanken

Wenn Sie an weiteren spannenden Insights zum Privatkundengeschäft in Regionalbanken interessiert sind, können Sie sich das aktuelle Whitepaper „Omnikanal: Exzellenz in Service und Beratung – wie sich Regionalbanken im Privatkundengeschäft gegen (digitale) Wettbewerber behaupten können“ hier herunterladen.

zeb-Webinarreihe „Vertrieb im Privatkundengeschäft in Regionalbanken“

Wenn Sie an einer vertieften Analyse der Fokusthemen interessiert sind, können Sie sich hier für eine Webinarreihe anmelden.

Sprechen Sie uns gerne an!

Martin Seidenberg / Autor BankingHub

Martin Seidenberg

Partner bei zeb Office Münster
Thorsten Ströhl / Autor BankingHub

Thorsten Ströhl

Partner bei zeb Office München
Jan-Christoph Wall / Autor BankingHub

Jan-Christoph Wall

Senior Manager bei zeb Office Hamburg
Maik Dombrowa / Autor BankingHub

Maik Dombrowa

Senior Consultant bei zeb Office Münster

Artikel teilen

Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

BankingHub-Newsletter

Analysen, Artikel sowie Interviews rund um Trends und Innovationen
im Banking alle 2 Wochen direkt in Ihr Postfach