Welche Voraussetzungen müssen erüllt werden, um mit AMM zu handeln?
Bevor mit einem AMM gehandelt werden kann, müssen Liquidity Pools[2] erstellt werden. Dabei fügen Nutzende, oft als Liquiditätsanbieter:innen bezeichnet, Token in einem festgelegten Verhältnis zu den Pools hinzu. Anschließend kann der Betrieb des Liquidity Pool starten und der voll automatisierte Handel via Smart-Contract-basierten AMM stattfinden.
Wie funktionieren Automated Market Maker?
Der Kern eines AMM ist die „Constant Product“-Formel, die durch die bekannte DEX Uniswap popularisiert wurde. Diese Formel lautet x * y = k, wobei x und y die Mengen der zwei verschiedenen Token im Pool und k eine Konstante darstellt, die sich nicht ändert. Sie sorgt dafür, dass der Wert des Pools konstant bleibt, auch wenn der Preis der Token schwankt. Dies bedeutet, dass, wenn die Menge eines Tokens im Pool zunimmt, die Menge des anderen Tokens abnehmen muss, um das Produkt k konstant zu halten.
Wie wird die Handelsabwicklung durchgeführt?
Trader:innen können Token direkt aus dem Pool tauschen, indem sie Smart Contracts aufrufen, die den Handel abwickeln. Der Preis wird zu dem Zeitpunkt berechnet, zu dem der Handel stattfindet. Es wird keine Drittpartei benötigt, da die Smart Contracts auf der Blockchain deployt sind und jederzeit aufgerufen werden können.
- Gebühren: Je nach Programmierung des Smart Contract können Gebühren anfallen (standardmäßig 0,3 % des gehandelten Volumens), die typischerweise den Liquidity Providers zugutekommen.
- Slippage: Damit wird die Abweichung zwischen dem erwarteten und dem tatsächlichen Ausführungspreis eines Handels bezeichnet. Slippage entsteht, wenn eine Transaktion das Verhältnis der Token im Pool verändert. Bei großen Handelsvolumina sinkt die verfügbare Liquidität für den getauschten Token, wodurch dessen Preis steigt und der:die Nutzer:in weniger Token erhält als ursprünglich berechnet. Die Slippage wird folgendermaßen ermittelt: Slippage = (geplante Menge − erhaltene Menge) / geplante Menge.
Abbildung 2 veranschaulicht einen Handel auf einer AMM-basierten dezentralen Börse (DEX). In einem bestehenden Liquiditätspool, der Token A und Token B umfasst, tauscht Alice 10 Token A gegen Token B. Wegen des hohen Handelsvolumens im Verhältnis zur Poolgröße erhält sie 9,07 Token B. Die Menge der erhaltenen Token B wird mittels der „Constant Product“-Formel berechnet.
Wie funktioniert die dynamische Preisfindung?
Beim Tausch von Token im Pool verändert sich das Verhältnis der Token, wodurch die Preise angepasst werden. In unserem Beispiel verschiebt sich der Preis nach dem Handel auf etwa 1,2 Token A pro Token B. Der:Die nächste Trader:in muss daher mehr Token A einsetzen, um dieselbe Menge Token B zu erhalten, was einen Anstieg des Preises von Token B bedeutet.
Wie wird die Liquidität incentiviert?
Wenn die gehandelte Tokenmenge im Verhältnis zur Poolgröße hoch ist, steigt die Slippage. Dezentrale Börsen streben daher danach, möglichst viel Liquidität zu akquirieren. Aus diesem Grund bieten AMMs häufig Anreizmechanismen an, beispielsweise die Ausschüttung von Belohnungen in Form von Gebühren oder zusätzlichen Token an die Liquiditätsanbieter:innen.
Was ist Arbitrage im Kontext von AMMs?
Wenn der Preis in einem AMM-Pool von externen Märkten abweicht, nutzen Arbitrageur:innen diese Differenz, indem sie Token zwischen dem Pool und anderen Börsen handeln. Durch ihre Käufe und Verkäufe passt sich das Tokenverhältnis im Pool an, wodurch sich der Preis dem externen Marktpreis wieder annähert.
Zusammengefasst stellt ein Automated Market Maker (AMM) eine automatisierte und dezentralisierte Lösung für den Handel dar, die traditionelle Market Makers überflüssig macht. Durch Liquidity Pools können Nutzende rund um die Uhr handeln oder Liquidität bereitstellen, was die Marktliquidität und ‑zugänglichkeit erhöht. Zu den prominenten dezentralen Börsen (DEX) mit AMM-Protokollen zählen u. a. Uniswap, Balancer und Curve Finance.
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Welche regulatorischen Aspekte sind relevant?
DeFi-Protokolle, die in einem vollständig dezentralisierten Kontext AMM-Dienstleistungen anbieten, unterliegen aktuell in Europa keiner direkten Regulierung, da keine juristische oder natürliche Person über den Liquidity Pool als Betreiber:in verfügt und dieser ausschließlich durch Smart Contracts auf einer Blockchain operiert.
Sofern in der EU ein Finanzinstitut AMM-Dienstleistungen mit Fokus auf dem Geschäft mit Kunden betreibt, kann die Sicherstellung von Anforderungen diverser Gesetzeswerke erforderlich sein. Wenn Kryptowährungen bzw. Stablecoins gehandelt werden, ist in Europa die Markets in Crypto-Assets Regulation (MiCAR) relevant, da Kryptowährungen als nicht wertreferenzierte Token und bestimmte Stablecoins als E-Geld-Token gemäß MiCAR eingestuft werden.
Zudem definiert die MiCAR erste spezifische Dienstleistungen im Zusammenhang mit Kryptowerten, welche bei der Nutzung von AMM-Dienstleistungen betroffen sein können (u. a. Art. 77 Tausch von Kryptowerten gegen einen Geldbetrag oder gegen andere Kryptowerte). Sie reguliert aktuell die Kryptowerte-Basisdienstleistung von Finanzinstituten gegenüber Kunden, die jedoch nicht das gesamte Spektrum an bestehenden Dienstleistungen für Kryptowerte abbildet (z. B. Staking, Lending). Die AMM-Dienstleistung ist nicht explizit durch die MiCAR oder sonstige Gesetzeswerke definiert. Daher besteht ein regulatorisches Vakuum, das künftig durch Interpretationen bestehender Gesetze oder durch eine Erweiterung der Regulierungen gelöst werden könnte.
Für regulatorische Klarheit kann interessierten Finanzinstituten empfohlen werden, ihr Anliegen im Kontext des Angebots von AMM-Dienstleistungen mit der jeweiligen nationalen Finanzmarktaufsichtsbehörde (u. a. der BaFin) zu eruieren.