Einfache Sprache in Bankdienstleistungen – wie verständlich kommuniziert Ihre Bank?

Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz soll die Kundenkommunikation auch in der Finanzbranche verständlicher werden. Wie weit ist Ihre Bank auf diesem Weg? Sind die erforderlichen Produkte und Dokumente bereits überarbeitet? Oder befinden Sie sich noch in der Konzeptionsphase?

In diesem Artikel liefern wir wertvollen Input zur Prozessgestaltung und ­-optimierung und zeigen, warum nicht nur die Zielgruppen davon profitieren.

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) fordert die klare und verständliche Vermittlung von Informationen, um tatsächlich alle Verbraucher:innen zu erreichen – unabhängig von deren sprachlichen oder kognitiven Fähigkeiten. Dadurch gewinnt die barrierefreie Kommunikation weiter an Relevanz.

  • Das BFSG gilt in Deutschland seit dem 28. Juni 2025.
  • Anders als das Behindertengleichstellungsgesetz und die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV), die besonders für öffentliche Stellen galten, umfasst das BFSG nun auch Produkte und Dienstleistungen für Verbraucher:innen, darunter auch Bankdienstleistungen.
  • Mit der Einführung des Gesetzes setzt Deutschland Vorgaben des European Accessibility Act (EAA) der Europäischen Union um, wonach u. a. die Darstellung von Informationen und Funktionen in „leicht verständlicher Weise“ als Teil von Barrierefreiheitsanforderungen definiert wird.
  • Konkret darf der Sprachkomplexitätsgrad bei Verbraucherangeboten im Bankensektor künftig nicht über dem Niveau B2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen liegen.[1] Und hier kommt die Einfache Sprache ins Spiel.

Was versteht man unter Einfacher Sprache?

Einfache Sprache ist eine Form der Standardsprache, mit der verständliche Texte für ein allgemeines Publikum – insbesondere auch für Menschen mit Leseschwäche, begrenzten Deutschkenntnissen oder geringer formaler Bildung – erstellt werden können. Sie basiert auf klaren Vorgaben, die u. a. in einer ISO- und einer DIN-Norm festgelegt sind. Als grobe Orientierung dient das Sprachniveau A2–B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens.

Einfache Sprache ist besonders relevant in Bereichen, in denen Informationen wichtige Entscheidungen und Rechte von Menschen beeinflussen. Dazu zählt auch der Finanzbereich.

Die Anforderungen für die Umsetzung sind in den Richtlinien und Normen wie DIN ISO 24495-1:2024-03 und DIN 8581-1:2024-05 beschrieben. Sie definieren vier Grundprinzipien:[2]

  • Relevanz
  • Auffindbarkeit
  • Verständlichkeit
  • Nutzbarkeit

Empfehlungen betreffen Satzlänge, Wortwahl, Struktur und Layout. Die DIN-Norm rät außerdem, auf den Genitiv zu verzichten, Fachbegriffe möglichst sparsam einzusetzen und bei Verwendung im Text zu erklären und bestimmte Zeitformen sowie eine klare Typografie zu nutzen.

Was ist der Unterschied zur Leichten Sprache?

Im Kontext einer barrierefreien Informationsvermittlung kommt neben der Einfachen Sprache auch die Leichte Sprache zum Einsatz. Beide Sprachvarianten verfolgen das Ziel, Texte verständlicher zu machen und werden dementsprechend häufig synonym verwendet.

Es ist jedoch wichtig, die beiden Formen voneinander abzugrenzen, da sie sich in Zielgruppe, Struktur und Anwendung unterscheiden. Leichte Sprache folgt beispielsweise umfangreicheren Vereinfachungsregeln (sehr kurze Sätze, keine Fremdwörter etc.) und zielt speziell auf Menschen mit Lernschwierigkeiten ab. Als Orientierung wird hier das Sprachniveau A1–A2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens verwendet.[3] Abbildung 1 zeigt die wesentlichen Unterschiede zur Einfachen Sprache.

Leichte Sprache und Einfache Sprache – was ist der Unterschied?Abbildung 1: Leichte Sprache und Einfache Sprache – was ist der Unterschied?

Bei der Umsetzung von Leichter Sprache müssen also striktere Vereinfachungsempfehlungen beachtet werden als bei der Einfachen Sprache. Vor allem die Prüfung der einfachen Texte durch eine spezielle Prüfgruppe ist bei der Anwendung Leichter Sprache elementar. Vor diesem Hintergrund ist die Einfache Sprache in der Finanzbranche oft die praktikablere Wahl – sie vereinfacht Texte für ein breiteres Publikum.[4]

Welche Vorteile und welchen Nutzen bietet Einfache Sprache?

Die Verwendung von Einfacher Sprache erfüllt nicht nur gesetzliche Anforderungen, sondern bringt vielfältige Vorteile mit sich – sowohl für Verbraucher:innen als auch für Unternehmen. Sie trägt dazu bei, komplexe Sachverhalte zu Konten, Versicherungen und Finanzprodukten transparent und nachvollziehbar darzustellen.

Klare Kommunikation zahlt sich aus – ökonomisch und im Kundenerleben:

  • Mehr Vertrauen und bessere Reputation
    Durch verständliche Sprache demonstrieren Finanzinstitute Offenheit gegenüber den Bedürfnissen ihrer Kund:innen. Das steigert die Kundenzufriedenheit und -bindung und sorgt für ein positives Markenimage.
  • Risikominimierung und Rechtssicherheit
    Einfach formulierte Verträge und Bedingungen verringern das rechtliche Risiko, denn schwer verständliche Klauseln können zu Beschwerden oder Rechtsstreitigkeiten führen.
  • Größere Reichweite und Inklusion
    Einfache Sprache stärkt die Inklusion und erreicht mehr Menschen. Insbesondere Personen mit eingeschränkten sprachlichen Fähigkeiten profitieren von solchen Angeboten; sie erhalten mehr Möglichkeiten, die aufgenommenen Informationen zu verstehen und so zu eigenständigen Entscheidungen zu gelangen. Dadurch werden auch die gesetzlichen Vorgaben zur Barrierefreiheit erfüllt.
  • Effizienzgewinn und Kostenersparnis
    Verständliche Informationen reduzieren Rückfragen und senken somit die Supportkosten.

Zusammengefasst verbessern klare Worte die Customer Experience insgesamt: (Neue) Kund:innen verstehen Angebote besser, fassen schneller Vertrauen und bleiben dem Unternehmen eher treu.

Intern führt die Verwendung von Einfacher Sprache zu weniger Fehlern und einem verbesserten Kundenkontakt. Die Investition in Einfache Sprache hat daher einen messbaren Return on Investment. Weniger Rückfragen und optimierte Prozesse sparen Zeit und Geld. Darüber hinaus können verständliche Stellenanzeigen mehr qualifizierte Fachkräfte ansprechen.[5]

Welche Herausforderungen gibt es bei der Umsetzung?

Trotz der offensichtlichen Vorteile ist die Umstellung auf Einfache Sprache kein Selbstläufer. Unternehmen sehen sich mit einigen Herausforderungen konfrontiert, wenn sie ihre Kommunikation vereinfachen wollen (vgl. Abb. 2[6]):

Herausforderungen bei der Umsetzung von Einfacher SpracheAbbildung 2: Herausforderungen bei der Umsetzung von Einfacher Sprache

Eine Hürde besteht darin, mit vereinfachten Formulierungen rechtlich präzise zu bleiben, ohne die gewohnten Fachtermini einzusetzen. Zudem muss die neue Schreibkultur im Unternehmen so etabliert werden, dass Kompetenz nicht durch die Verwendung von komplexem Vokabular ausgedrückt werden muss. Mitarbeitende befürchten nicht selten, dass leicht verständliche Formulierungen weniger Kompetenz vermitteln.

Darüber hinaus ist die Einführung von Einfacher Sprache zunächst mit Kosten und Ressourcenaufwand verbunden. Dazu gehören Investitionen in Schulungen, die Erstellung neuer Materialien oder die Anpassung von Prozessen, wie zum Beispiel die Einbindung von Kunden in Tests.

Wenn Standards fehlen und die Bedürfnisse der Zielgruppe nicht ausreichend berücksichtigt werden, entstehen oft Dokumente, die für Kunden schwer verständlich sind. Eine aktive Einbindung der Zielgruppe in Testphasen kann sicherstellen, dass die Kommunikation tatsächlich klar und nutzerfreundlich ist.

Der Trend zu Einfacher Sprache bleibt jedoch trotz der Herausforderung bestehen. Unternehmen, die Hürden erkennen, können gezielt gegensteuern – etwa durch Aufklärungsarbeit intern oder Pilotprojekte, die den Erfolg demonstrieren. Wichtig ist ein ganzheitlicher Ansatz: Einfache Sprache muss gewollt, von allen Abteilungen getragen und professionell gemanagt werden. Dann lassen sich auch alte Gewohnheiten aufbrechen und echte Verständlichkeit erreichen.

Welche Methoden haben sich bei der praktischen Anwendung von Einfacher Sprache bewährt?

Verständliche Kommunikation ist ein echter Erfolgsfaktor – besonders im Finanzbereich. Wer seine Texte möglichst klar formulieren möchte, sollte sich also Gedanken machen, wie sie sich praktisch in Einfache Sprache überführen lassen.

Im Folgenden finden Sie einige Best Practices – aufgeteilt in technische und sprachliche Tipps – die sich in der Praxis bewährt haben, um komplexe Inhalte verständlich aufzubereiten:

Die Umsetzung von Einfacher Sprache lässt sich durch verschiedene Tools und Technologien deutlich erleichtern. Einige hilfreiche Ressourcen sind in der folgenden Abbildung dargestellt.

Einfache Sprache: Technische Hilfsmittel zur UnterstützungAbbildung 3: Technische Hilfsmittel zur Unterstützung

Insgesamt stehen heute zahlreiche Hilfsmittel bereit, die den Weg zur Einfachen Sprache ebnen. Von der ersten Diagnostik eines komplizierten Textes bis zur finalen Kontrolle unterstützen Tools Autor:innen und Lektor:innen bei jedem Schritt. Auch hier hält die künstliche Intelligenz Einzug. Unterschiedliche Anbieter stellen verschiedene Modelle für die Textanalyse und Übersetzung bereit, die diverse Bedarfe und Zwecke abdecken.[7] Wichtig ist, die Tools sinnvoll zu kombinieren – eine Software ersetzt nicht den menschlichen Blick, trägt aber zu einer effizienten und beschleunigten Bearbeitung bei. Unternehmen, die diese Hilfsmittel einsetzen, kommen schneller zu guten und konsistenten Ergebnissen – ein echter Wettbewerbsvorteil in der Kommunikation.

Vgl. DIN Media [8]

  1. Kundenperspektive einnehmen: Versuchen Sie, die Perspektive der Lesenden einzunehmen. Der erste Grundsatz lautet, stets die Bedürfnisse und das Vorwissen der Zielgruppe zu berücksichtigen. Fachjargon mag intern geläufig sein, aber Kund:innen brauchen Kontext. Unnötige Details hingegen können oft weggelassen werden. Es kann hilfreich sein, erst eine Rohversion in sehr Einfacher Sprache zu erstellen – als würde man den Inhalt neuen Mitarbeitenden erklären – und dann ggf. behutsam Fachterminologie einzufügen, wo nötig. So ist man gezwungen, „Klartext“ zu denken und zu schreiben.
  2. Einfache Wörter wählen: Vermeiden Sie Fremdwörter und Fachbegriffe, sofern es gebräuchliche deutsche Alternativen gibt. Statt „Debitkarte“ lieber „Bank-Karte“, statt „Dispositionskredit“ lieber „Überziehungs-Kredit“. Wo ein spezieller Begriff unvermeidlich ist, erklären Sie ihn – am besten gleich im Satz („Unser Angebot ist hypothekarisch besichert, das heißt, es gibt eine Immobilie als Sicherheit.“). Auch Abkürzungen sollten vermieden oder erklärt werden.
  3. Aktiv und persönlich schreiben: Aktiv statt Passiv – wer tut was? Benennen Sie klar, wer handelt. Beispiel: Nicht „Ihnen wird ein Kredit gewährt“, sondern „Wir geben Ihnen einen Kredit“. Sprechen Sie die Lesenden direkt an („Sie“, „Ihr Vertrag“) – das erhöht die Verständlichkeit. Ein persönlicher Ton (im Rahmen der Höflichkeit) ist einladender als unpersönliche Konstruktionen.
  4. Kurze Sätze und Absätze verwenden: idealerweise nur ein Gedanke pro Satz. Teilen Sie lange Schachtelsätze in mehrere kurze Sätze auf. Ein Richtwert: 15 Wörter pro Satz im Durchschnitt (maximal ca. 20) sind für B1/B2 angemessen. Auch Absätze sind kurz zu halten, und jeder Absatz sollte eine klare Kernbotschaft wiedergeben. Ausreichend freie Flächen zwischen den Textblöcken erleichtern das Lesen.
  5. Struktur und Layout nutzen: Eine klare Gliederung mit sprechenden Überschriften erleichtert die Orientierung. Wichtige Informationen gehören an den Anfang („Wichtig: …“). Listen (Aufzählungszeichen oder nummeriert) sind oft besser als Fließtext, um Bedingungen oder Schritte darzustellen – wie hier in diesen Best Practices. Vermeiden Sie außerdem typografische Stolpersteine: keine durchgängige GROSSSCHREIBUNG, Schriftgröße angemessen groß wählen, Zeilenabstand ausreichend einhalten und serifenlose, gut lesbare Schriftarten nutzen.
  6. Nominalstil aufbrechen und Genitiv vermeiden: Die Finanzsprache ist voller Nominalisierungen („Zur Anmeldung der Beanspruchung ist die Vornahme einer Einreichung erforderlich.“). Hier gilt: mehr Verben, weniger Substantive. Aus „Durchführung einer Prüfung der Bonität“ wird dann „Wir prüfen, ob Sie sich einen Kredit leisten können“. Verben machen Sätze lebendiger und in vielen Fällen kürzer. Auch Genitivkonstruktionen können einen Satz verkomplizieren, da sie zu den grammatisch komplexen Strukturen gehören. Dativ-Formulierungen mit „von“ anstelle des Genitivs sind bei der Einfachen Sprache möglich und erwünscht (auch wenn sie für viele Ohren falsch klingen). Aus „die Gebühren des Kontos“ wird beispielsweise „die Gebühren von dem Konto“.
  7. Auf überflüssige Floskeln verzichten: Phrasen wie „Hiermit möchten wir Sie darauf hinweisen, dass …“ können meist ersatzlos gestrichen werden. Es ist besser, direkt zum Punkt zu kommen: statt „Wir möchten uns für Ihr Interesse bedanken und teilen Ihnen mit, dass …“ einfach „Vielen Dank für Ihr Interesse. Wir teilen Ihnen mit: …“.
  8. Vorsichtig gendern: Geschlechtergerechte Sprache darf verwendet werden, soweit dies die Verständlichkeit nicht beeinträchtigt. Einige Schreibweisen können die Lesbarkeit von Texten jedoch erschweren. Vor allem Partizipien (Mitarbeitende, Studierende) sind für Menschen mit Leseschwäche oder begrenzten Deutschkenntnissen problematisch. Neutrale Bezeichnungen wie Mensch, Person, Lehrkraft, Führungskraft funktionieren dagegen gut. Auch Umformulierungen (statt „Mitarbeiter“ eher „Menschen, die dort arbeiten“) sind gut verständlich. Ist die Verwendung neutraler Begriffe nicht möglich, kann auch ein Sonderzeichen genutzt werden. Hier wird vor allem der Gender-Stern empfohlen. Wer Sonderzeichen nutzt, sollte sie an geeigneter Stelle erklären.[9]

Was ist unser Fazit?

Die vorgestellten Best Practices veranschaulichen, wie der Anspruch auf eine vereinfachte und verständliche Sprache in der Unternehmenskommunikation praktisch umgesetzt werden kann. Jedes Unternehmen sollte dabei seinen individuellen Stil berücksichtigen; die genannten Methoden bieten jedoch ein bewährtes Instrumentarium, um Texte schrittweise transparenter und kundenfreundlicher zu gestalten.

Diesen Artikel in Einfacher Sprache lesen

Selbstverständlich haben wir diesen Beitrag auch in Einfacher Sprache verfasst, damit sich all diejenigen, die bisher kaum oder noch gar nicht mit dieser Sprachvariante in Berührung gekommen sind, einen Eindruck verschaffen können:

Einfache Sprache bei Banken – wie verständlich schreibt Ihre Bank?


Das Gesetz zur Barriere-Freiheits-Stärkung fordert, dass Menschen die Informationen von Firmen leicht verstehen. Das gilt auch für Firmen aus dem Finanz-Bereich.

Hat Ihre Bank schon angefangen, Produkte und Dokumente einfach zu erklären? Sind Sie damit fertig? Oder überlegen Sie noch, wie das am besten geht?

In diesem Artikel zeigen wir Ihnen

  • wie ein Prozess für einfache Kommunikation aussehen kann,
  • wie Sie diesen Prozess verbessern können
  • und warum einfache Texte für alle gut sind.

Möchten Sie den ganzen Beitrag in Einfacher Sprache lesen? Dann melden Sie sich bei uns! Wir senden Ihnen den Beitrag gerne zu und beantworten auf Wunsch auch Ihre Fragen dazu.

Sie sollten nun in der Lage sein, über diese zentralen Punkte des Artikels zu sprechen:
  • Welche gesetzlichen Vorgaben gelten für Banken? Seit dem 28. Juni 2025 gilt in Deutschland das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das auf dem European Accessibility Act basiert. Es verpflichtet unter anderem Banken dazu, ihre Produkte und Dienstleistungen barrierefrei zu gestalten – dazu gehört auch eine „leicht verständliche“ Sprache. Konkret dürfen Texte für Verbraucher:innen nicht über dem Sprachniveau B2 liegen. Die Einfache Sprache, die sich am Niveau A2–B1 orientiert, erfüllt diese Anforderungen und ist damit ein zentraler Bestandteil gesetzeskonformer Kommunikation.
  • Warum ist Einfache Sprache für Banken wichtig und welche Vorteile ergeben sich dadurch? Einfache Sprache ermöglicht es, komplexe Finanzinformationen so zu formulieren, dass sie für möglichst viele Menschen verständlich sind – unabhängig von deren Bildung, Deutschkenntnissen oder kognitiven Fähigkeiten. Gerade in der Finanzbranche, wo Informationen über Konten, Kredite oder Versicherungen direkte Auswirkungen auf Entscheidungen und Rechte haben, ist Verständlichkeit entscheidend. Einfache Sprache fördert so die Inklusion, stärkt die Zufriedenheit und das Vertrauen der Kund:innen und erhöht damit die Reichweite. Zudem reduzieren verständliche Texte Rückfragen und Beschwerden, was Supportkosten senkt und rechtliche Risiken minimiert. Auch intern wirkt Einfache Sprache positiv – sie verbessert Abläufe, reduziert Fehler und spricht dank verständlicherer Stellenanzeigen mehr qualifizierte Fachkräfte an.
  • Welche Herausforderungen gibt es bei der Umsetzung? Die Umstellung auf Einfache Sprache erfordert ein Umdenken in der gesamten Organisation. Fachabteilungen müssen bereit sein, komplexe Inhalte zu vereinfachen, ohne die fachliche Präzision und Rechtssicherheit aus den Augen zu verlieren. Diese Umstellung ist anfangs mit erhöhtem Aufwand und Initialkosten verbunden, unter anderem für Hilfsmittel und Schulungen von Mitarbeitenden, denn oft fehlt es an internem Know-how oder an geeigneten Prozessen. Wichtig ist ein ganzheitlicher Ansatz: Einfache Sprache muss strategisch gewollt, von allen Abteilungen getragen und professionell gemanagt werden. Pilotprojekte und Sensibilisierung können helfen, Hürden zu überwinden und Akzeptanz zu schaffen.
  • Wie gelingt die Umsetzung in der Praxis? Eine erfolgreiche Umsetzung basiert auf klaren sprachlichen und technischen Vorgaben. Dazu gehören kurze Sätze, einfache Wörter, aktiv formulierte Sätze mit mehr Verben und weniger Nominalisierungen, der Dativ mit „von“ statt Genitiv sowie eine klare Struktur und klares Layout mit sprechenden Überschriften. Lesbarkeits-Software sowie KI-Tools wie capito unterstützen bei der Analyse und Überarbeitung von Texten, ersetzen aber nicht den menschlichen Feinschliff. Über allem steht die Einnahme der Kundenperspektive: Welches Wissen kann vorausgesetzt werden und welche Informationen sind relevant? Mit diesen Methoden und Mitteln werden Texte grundlegend verständlicher und somit auch kundenfreundlicher.

[1] Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Barrierefreiheitsstärkungsgesetz; Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz: Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie (EU) 2019/882; Gemeinsame Referenzniveaus (alle Websites abgerufen am 30.09.2025).
[2] doctima (2024): DIN ISO 24495-1 oder DIN 8581-1 – Was macht die Sprache einfacher?; DIN (2024): Erste DIN-Normen für Einfache Sprache veröffentlicht.
[3] Gemeinsame Referenzniveaus (abgerufen am 30.09.2025).
[4] Stiftung Grundbildung Berlin: Leichte oder Einfache Sprache – ganz einfach?; Infoportal Einfache Sprache: ABC der Einfachen Sprache – Infoportal Einfache Sprache (beide Websites abgerufen am 06.10.2025); Duden (2016): Ratgeber Leichte Sprache. Die wichtigsten Regeln und Empfehlungen für die Praxis.
[5] Inklusiv: Einfache Sprache in der Mitarbeiterkommunikation (abgerufen am 29.09.2025); Kimble, Joseph (2023): Writing for Dollars, Writing to Please: The Case for Plain Language in Business, Government, and Law. 2. Ausg.
[6] Green, Nadja (2019): Implementing Plain Language as a strategic priority. Plain Language Institute, South Africa; Pedersen, Karsten (2014): Plain Language and Organizational Challenges. Sage Journals; Clarity: Plain Legal Language – Clarity (abgerufen am 06.10.2025).
[7] Beispielsweise capito (abgerufen am 30.09.2025).
[8] DIN Media (2024): Einführung in die Einfache Sprache.
[9] Mag. Dr. Ebner, Christopher (2023): Leicht verständliche Sprache genderfair! Studie zur Verwendung genderfairer Sprache in Leicht verständlicher Sprache.

Sprechen Sie uns gerne an!

Silke Rahe / Autorin BankingHub

Silke Rahe

Manager Internal Office Münster
Miriam Clericò / Autorin BankingHub

Miriam Clericò

Expert bei zeb Office Münster
Eugenia Demmel / Autorin BankingHub

Eugenia Demmel

Expert bei zeb Office Berlin

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