Banken haben oft digitalen Nachholbedarf
In der öffentlichen Wahrnehmung gelten Banken als schwerfällige Gebilde, mit denen man eher die Filiale in der Fußgängerzone assoziiert als den praktischen digitalen Dienstleister, bei dem man die eigenen Finanzen gemütlich vom heimischen Sofa aus regelt. Doch das war nicht immer so: Tatsächlich waren es Finanzinstitute, die sehr frühzeitig erkannten, welche Chancen eine breite Nutzung des Internets für ihre Geschäftswelt bedeutet. Schon in den 90er Jahren wurde das Online-Banking für das Privatkundengeschäft etabliert – heute nutzt die Hälfte aller privaten Bankkunden Online-Banking.[1]
Auf diesem Status als ehemaliger Digital Leader haben sich viele Institute allerdings zu lange ausgeruht und haben erst in den letzten Jahren damit begonnen, wieder auf den digital affineren Kunden zuzugehen. Ein Grund dafür dürfte der steigende Druck neuer Herausforderer sein. Fintechs von der einen, Bigtechs von der anderen Seite drängen auf den Markt und buhlen um Kunden – mit rein digitalen Angeboten: Sie behaupten, sie seien schneller, komfortabler und günstiger – und haben damit vielfach sogar recht.
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Private-Banking-Studie Österreich – 2018 (zeb)
Die zeb.Private-Banking-Studie Österreich ist die erste ihrer Art, die ein umfassendes Verständnis für die Spezifika des österreichischen Private-Banking-Markts vermittelt.Private Banking Studie Deutschland – 2018 (zeb)
Dass sich Privatbanken in Deutschland weiterentwickeln müssen, daran besteht kein Zweifel. Die Ergebnismargen bewegen sich trotz günstigem Marktumfeld weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau.Das Firmenkundengeschäft: Ein besonderes Sorgenkind
Besonders betroffen von dieser Innovationsmüdigkeit bei vielen Finanzdienstleistern ist das Firmenkundengeschäft. Während der Privatkunde bereits heute viele Bankgeschäfte, von der Eröffnung eines Kontos bis zum Abschluss eines Konsumentenkredits, online erledigt, muss der Businesskunde noch vielerorts beim Firmenkundenberater vortanzen.
Diesen Zustand greifen digitale Finanzierungsplattformen aktiv an – und fordern die etablierten Finanzdienstleister heraus. Die ersten volldigitalen Kredite für mittelständische Unternehmen sind bereits verfügbar und werden sehr gut angenommen. Ein Digitaler Mittelstandskredit, von der Kreditanfrage bis hin zur Auszahlung, ohne persönlichen Kontakt zum Finanzdienstleister und ohne einen einzigen händischen Schritt, ist für viele Banken noch Zukunftsmusik. Manuelle Prüfungen und der Versand von Kreditunterlagen per Post zur Unterschrift sind dabei weder nötig, noch zeitgemäß.
Trotzdem hinterfragen viele Unternehmer dieses Vorgehen bis heute nicht und fügen sich in das analoge Schicksal. Doch warum ist das so? Viele Mittelständler sehen sich immer noch als Bittsteller. Wird eine Finanzierungsanfrage von der Haus- und Hofbank abgelehnt, konnte das vor wenigen Jahren noch existenzbedrohend sein. Und auch bei einem vorliegenden Kreditangebot wurden die mitunter nicht vorteilhaften Konditionen stillschweigend (oder auch zähneknirschend) akzeptiert. Eine Alternative war schlichtweg unbekannt, der Weg zu einer Bank, bei der man sich neu vorstellen musste, erschien zu zeitintensiv.
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Digitale Herausforderer stürmen den Markt
Digitale Finanzportale fungieren heute als Netzwerk und treten an, dieses Problem zu lösen – sie ermutigen Unternehmer dazu, das Ruder wieder selbst in die Hand zu nehmen. Finanzanbieter sollen als Dienstleister, Unternehmer als Kunden verstanden werden. Das Prinzip: Der interessierte Unternehmer fragt online eine Finanzierung an. Er muss dafür lediglich einmal die benötigten Dokumente bereitstellen. Anbieterunabhängige Berater sichten die Unterlagen, prüfen diese vor und bereiten sie passend für Finanzdienstleister auf. Das Ziel: Nach dieser Prüfung und einer individuellen Beratung wird der Finanzierungswunsch digital aufbereitet an ein Netz aus angeschlossenen Banken und alternativen Anbietern weitergeleitet.
Durch diese Auf- und Vorbereitung steigt nicht nur die Chance auf eine erfolgreiche Finanzierung. Da direkt mehrere Anbieter zeitgleich angefragt werden, entsteht eine Wettbewerbssituation. Die Banken wissen, dass sie den Kunden nur gewinnen, wenn ihr Angebot das der anderen Anbieter aussticht. Der Kunde bekommt so beste Konditionen und kann zwischen mehreren Angeboten auswählen. Damit wird eine Vergleichsmöglichkeit geschaffen, bei der Unternehmen erstmalig Konditionen nebeneinander legen und abgleichen können.
Schnellere Prozesse durch digitale Schnittstellen, nutzerorientierte und bedienerfreundliche Oberflächen und günstigere Konditionen durch offenen Vergleich und gesteigerte Markt-Transparenz. Auch das Firmenkundengeschäft wandelt sich. Viele Finanzanbieter sehen in der vermeintlichen Konkurrenz eine Chance – schließlich ist die Neukundengewinnung nicht nur aufwändig, sondern auch ein erheblicher Kostenfaktor. Die Wahl, sich einem bereits entstehenden Netzwerk anzuschließen und neue Kunden zu akquirieren, sollte deshalb für Finanzanbieter unbedingt eine Option sein.