Referenten
Als Referenten waren das Who is Who der Schweizer Asset Management Szene geladen:
- Christian Staub, Managing Director von BlackRock
- Urs Wietlisbach, Mitgründer und VR von Partners Group
- Stefan Beiner, Anlagechef und stv. Geschäftsführer der grössten Schweizer Pensionskasse Publica
- Felix Haldner, Präsident des Branchenverbands Swiss Funds & Asset Management Association (SFAMA) und Mitglied des GEC von Partners Group
- Michael Loretan, Leiter des Geschäftsbereichs Asset Management der FINMA
- Martin Scholl, CEO der Zürcher Kantonalbank
Handlungsfelder
International wird der Finanzplatz Schweiz vor allem als Wealth Management Hub wahrgenommen. Das Asset Management spielt dagegen eine eher untergeordnete Rolle, obwohl die meisten grossen Schweizer Banken wie UBS, CS und ZKB über eigene Aktivitäten im Asset Management verfügen und die Schweiz mit potenten Pensionskassen einen starken Heimmarkt besitzt. Um die Bedeutung des Asset Managements zu erhöhen, wurden folgende Massnahmen disktutiert (vgl. hierzu auch die Asset Management Studie Schweiz von zeb und sfi vom Januar 2016):
Produktinnovationen und Zusammenarbeit mit Universitäten
Um sich von den Mitbewerbern im Ausland zu differenzieren, wurde von den Referenten übereinstimmend die Wichtigkeit innovativer und spezialisierter Produkte unterstrichen. Denn nur wenn Produkte und Lösungen innovativ sind und die kundenspezifischen Rahmenbedingungen berücksichtigen, werden sie langfristig erfolgreich sein. Auch neuste wissenschaftliche Erkenntnisse können einen wichtigen Beitrag zu Produktinnovationen leisten. Entsprechend lohnt es sich für den Asset Management Platz Schweiz, die Zusammenarbeit mit der akademischen Welt voranzutreiben.
Partnerschaften zwischen Asset und Wealth Management
Es wurde angeregt, vermehrt Partnerschaften zwischen Asset und Wealth Management einzugehen. Hier bietet sich der Schweiz mit dem grössten WM Cluster eine einmalige Chance, sich von den Mitbewerbern zu unterscheiden. Partnerschaften können insbesondere im Technologietransfer (z.B. beim Risikomanagement), bei der Bereitstellung von Investmentideen, im Research und bei der Simulation verschiedener Investment- und Risiko-Szenarien entstehen.
Erhöhung der Transparenz
Für Asset Management Kunden stellt die Transparenz in der gesamten Wertschöpfungskette ein wichtiges Bedürfnis dar, welches bis jetzt erst teilweise abgedeckt wird. Heimische Asset Manager haben durch die Erhöhung der Transparenz die Möglichkeit, sich von der Schweizer Konkurrenz abzuheben. International wir diese Transparenz durch MiFID II ohnehin gefordert.
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Private-Banking-Studie Österreich – 2018 (zeb)
Die zeb.Private-Banking-Studie Österreich ist die erste ihrer Art, die ein umfassendes Verständnis für die Spezifika des österreichischen Private-Banking-Markts vermittelt.Private Banking Studie Deutschland – 2018 (zeb)
Dass sich Privatbanken in Deutschland weiterentwickeln müssen, daran besteht kein Zweifel. Die Ergebnismargen bewegen sich trotz günstigem Marktumfeld weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau.Erhöhung der operationellen Exzellenz
Auch bei der operationellen Exzellenz sowie der Schnittstelle zwischen Anbieter und Kunde gibt es teilweise Nachholbedarf. Prozesse werden partiell manuell durchgeführt und somit teuer angeboten. Hier eröffnet sich die Chance, durch Investitionen in die Automatisierung die Kosten zu senken und gleichzeitig dem Kundenbedürfnis einer effizienten Umsetzung/Anbindung noch besser gerecht zu werden.
Verbesserung des steuerlichen Umfelds
Indirekte Steuern im Fondsbereich wie Stempel- und Verrechnungssteuern führen zu Wettbewerbsnachteilen gegenüber dem Ausland. Demzufolge war eine auf der Veranstatlung geäusserte Forderung, die Verrechnungssteuer auf Fondserträge abzuschaffen.
Ermöglichung des Marktzugangs zur EU und weiteren Staaten, um Exportfähigkeit sicherzustellen
Das Potenzial in der Schweiz ist trotz starkem Heimmarkt begrenzt. Entsprechend kann sich die Schweiz ausschliesslich dann zu einem internationalen Asset Management Platz entwickeln, wenn der Marktzugang zum Ausland gegeben ist. Voraussetzung dafür ist allerdings die Äquivalenz der heimischen mit den internationalen Regularien und ihre Anerkennung. Hier wurden 2016 erste Fortschritte erzielt. Die Schweiz und Hongkong unterzeichneten eine Kooperationsvereinbarung, in welcher sie die Aufsichtsregimes über Vermögensverwalter kollektiver Kapitalanlagen und Effektenfonds grundsätzlich als gleichwertig anerkennen. Fondsanbieter aus der Schweiz erhalten somit Zugang zum Markt in Hongkong und vice versa. Des Weiteren hat die EU die Gleichwertigkeit des Kollektivanlagesetzes (KAG) mit ihren Regularien technisch anerkannt. Dies ist die Voraussetzung für den Marktzugang von Schweizer Fonds in die EU. Die politische Anerkennung, mit welcher im Jahr 2016 gerechnet wurde, wurde jedoch von der EU wegen des Brexit-Votums verschoben, um kein Präjudiz für Grossbritannien zu schaffen. Gemäss der Aussage von Felix Haldner (SFAMA) ist davon auszugehen, dass die Anerkennung erst nach den Verhandlungen über den Brexit erfolgen wird.
Fazit
Die Teilnehmer der Veranstaltung waren sich den Herausforderungen für das Asset Management bewusst und möchten sich diesen annehmen. Die Branche kann ihre Ausgangslage mit Produktinnovationen, der Zusammenarbeit mit Universitäten, Partnerschaften zwischen Asset und Wealth Management, einer erhöhten Transparenz und der Steigerung der operativen Exzellenz verbessern. Des Weiteren könnte durch die Abschaffung der Verrechnungssteuer auf Fondserträge die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz weiter erhöht werden. Allerdings kann die Schweiz ausschliesslich dann zum internationalen Asset Management Platz werden, wenn die Exportfähigkeit und die Zugänge zu den grössten Märkten gegeben sind. Falls der Marktzugang zur EU und weiteren Ländern nicht ungehindert erreicht werden kann, sind die Zukunftsaussichten für die Internationalisierung des Asset Management Platzes Schweiz ähnlich wie die Wetterprognose für St.Gallen für kommende Woche: Bewölkt mit Schneefall und vereinzelten Aufhellungen.