Wir freuen uns auf einen schönen Abend mit vielen interessanten Gästen in der Factory Berlin #Digitalisierung #BVD15 pic.twitter.com/JLWOPPiNHn
— ING-DiBa Presse (@ING_DiBa_Presse) 9. Juni 2015
Drei Perspektiven als Einstieg
Eingangs wurden die bisherigen Entwicklungen in drei Keynotes aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet: Roland Boekhout, CEO der ING DiBa unterstrich den Anspruch seines Hauses, führende Digitalbank sein zu wollen. Besonderen Wert legte er dabei auf das Thema Convenience, es also den Kunden so bequem und einfach wie möglich zu machen, aber dabei Technologie in keinem Fall als Selbstzweck anzusehen. Die politische Sicht auf die Dinge wurde von Ulrich Kelber, MdB und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz sehr anschaulich dargelegt. So sieht er das Internet als ebenso wichtigen Ort zum Tätigen von Einkäufen an wie z.B. den Lebensmitteleinzelhandel, was in die aktuell stattfindenden Beratungen zu der Ausgestaltung regulatorischer Vorgaben Eingang finden wird. Der Spagat der Politik zwischen Verbraucherschutz um der Förderung von Innovationen wurde in dem Beitrag von Herrn Kelber sehr deutlich. Anschließend warf Prof. Paul von der Ruhr-Universität Bochum einen kurzweiligen Blick zurück auf 60 Jahre Banking in Deutschland. Von der Einführung des Privatkredits und dessen von den Antragsstellern anfänglich nicht ganz im Sinne der Bank angegebene Verwendungszwecke („Um mal so richtig einen drauf zu machen“) über den Beginn der elektronischen Datenerfassung in den 1980er und die Rationalisierungswellen in den 1990er Jahren bis hin zu den aktuellen Entwicklungen rund um das kontaktlose Bezahlen.
Den Kunden begeistern
Daran schloss sich eine von Sina Mainitz (Redakteurin und Moderatorin ZDF Börsenstudio) moderierte Paneldiskussion an mit André M. Bajorat (Geschäftsführer der figo GmbH), Roland Boekhout, Heike Jahberg (Ressortleiterin Wirtschaft, Der Tagesspiegel) und Ulrich Kelber, MdB. Diese bewegte sich zunächst entlang der Frage der Kundenbedürfnisse. So verwies Roland Boekhout darauf, dass nicht zuletzt der Kunde innovative Lösungen auch annehmen müsse und dass dies zwischen verschiedenen Ländern durchaus unterschiedlich sein könne. Wenn etwas in Spanien gut funktioniert, muss das nicht automatisch auch einen Erfolg in Deutschland bedeuten – was das Management von Innovationen für die ING nicht einfacher macht. Einig waren sich die Teilnehmer, dass die Bedürfnisse der Kunden aktuell von Banken nicht ausreichend bedient werden. Plastisch gemacht wurde dies an Beispielen von nicht zur Lebenssituation passenden Werbebriefen, über die mehrere der Diskutanten zu berichten wussten. Dies kulminierte in einem Statement aus dem Publikum: Die Teilnehmerin sah es als ureigene Aufgabe der Banken an, den Kunden relevantere Daten aus zurückzugeben, als es heute der Fall ist. Es sei bisher nicht gelungen, den Kunden zu begeistern. Obwohl dies schon mit kleineren Features in einem Schritt möglich sei, z.B. mit der Einführung einer Ampellogik zum Ausgabeverhalten im Vergleich zu einer Peergroup oder den Vormonaten.
Ausblick
Insgesamt verlief die Diskussion anders als noch im vergangenen Jahr weitestgehend unaufgeregt und angstfrei angesichts einer allseits erwarteten Revolution statt einer Evolution – die digitale Revolution wird in Zukunft den Normalfall und nicht mehr die Ausnahme darstellen. Das Bild, das man auf die Situation hatte, war insgesamt deutlich klarer als es in der Vergangenheit der Fall war. Die Runde erwartete langfristig ein Verschmelzen von Banken und FinTechs und kurzfristig einen Ausbau von Kooperationen, bei weiteren Kapazitätsanpassungen auf der Bankseite. Allgemein wurde erwartet, dass sich die Art und Weise, wie wir alle Banking durchführen, in den nächsten 10 Jahren massiv verändern wird.
In seinem Schlusswort war sich Dr. Michael Kemmer (Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Vorstands, Bundesverband deutscher Banken) sicher, dass die vor 21 Jahren von Bill Gates getroffene Aussage „Banking is necessary – banks are not“ zum damaligen Zeitpunkt falsch war und sie in 21 Jahren ebenso falsch sein wird.
Ausgiebig Zeit zum Kennenlernen der anderen Teilnehmer blieb bei einem Ausklang des Abends auf der Terrasse der Factory. Daneben gab es die Möglichkeit, bei einer Führung durch die Räumlichkeiten einen Eindruck über die Arbeitsatmosphäre in dem ehemaligen Fabrikgebäude zu erhalten. Diese waren so beeindruckend, dass sich Dr. Kemmer wünschte, im nächsten Leben Gründer zu sein – schon alleine um an diesem Ort arbeiten zu können.
(für das Bild herzlichen Dank an den Bundesverband deutscher Banken)