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Geschützt: ISO 20022: von Compliance zu echter Datenpower
- 25.11.2025
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- Lesezeit: 6 Minuten
Frühere Standards für Zahlungsnachrichten wurden in einer anderen Zeit entwickelt und waren nicht immer für die Erfassung detaillierter, strukturierter Daten ausgelegt. Dadurch können sie die Effizienz des Straight-Through-Processing (STP) einschränken, manuelle Eingriffe erfordern oder Compliance-Checks sowie das Meldewesen komplexer machen, was wiederum den Betriebs- und Wartungsaufwand erhöht.
Die meisten dieser Probleme wurden jedoch durch die Einführung von ISO 20022 gelöst – einer Norm, die Klarheit, Struktur und Harmonisierung in den Zahlungsverkehr bringen soll.
- Was ist ISO 20022, und wie unterscheidet es sich von den bisherigen Standards für Nachrichten im Finanzwesen? ISO 20022 ist eine internationale Norm für Nachrichten im Finanzwesen, die von der Internationalen Organisation für Normung (ISO) entwickelt wurde. Sie soll einen einheitlichen Rahmen für den Austausch von Finanzinformationen zwischen Instituten schaffen und konsistente, strukturierte Daten für Zahlungen, Wertpapiergeschäfte und andere Finanztransaktionen ermöglichen. In der Vergangenheit griffen Finanzinstitute auf das SWIFT-MT-Format (MT = Message Type) zurück, einen starren, textbasierten Standard. ISO 20022 ist eine direkte Antwort auf die Komplexität und Einschränkungen der früheren Nachrichtenstandards und ersetzt das SWIFT-MT-Format durch das XML-basierte MX-Format. Die MX-Nachrichten sind stark strukturiert und ermöglichen die Übermittlung deutlich reicherer sowie detaillierterer Daten bei jeder Transaktion. Diese detaillierten Informationen können Legal Entity Identifiers (LEI), strukturierte Postadressen oder spezifische Rollen zur Identifizierung der Beteiligten, z. B. Auftraggeber:in (Ultimate Debtor) und Zahlungsempfänger:in (Ultimate Creditor), umfassen.
- Was sind die wichtigsten strategischen Vorteile der Einführung des datenreichen ISO-20022-Formats? Die Einführung des datenreichen ISO-20022-Formats bietet sowohl kurz- als auch langfristig klare strategische Vorteile. Kurzfristig werden durch strukturierte, hochwertige Daten die Automatisierung gestärkt, manueller Aufwand gesenkt und die Compliance erleichtert, da die Transparenz und Screening-Genauigkeit steigen. Auf längere Sicht wird die Norm zur Grundlage für Innovation, indem sie neue Dienstleistungen, tiefgreifendere Analysen und effizientere, datengetriebene Abläufe unterstützt. Diese Vorteile umfassen vier Schlüsselbereiche: höhere operative Effizienz und Kostensenkung durch standardisierte, qualitativ hochwertige Daten; verbesserte Compliance und effektivere Betrugserkennung durch vollständige und maschinenlesbare Transaktionsdaten; verbesserte Kundenservices und Produktinnovation durch bessere Einblicke in Verhalten und Bedürfnisse sowie Advanced Analytics für Reporting, Benchmarking und Personalisierung. Zusammen bilden sie eine kohärente Grundlage für den Aufbau eines intelligenteren, zukunftsfähigen Zahlungsverkehrssystems.
- Warum wird der „minimalistische“ Ansatz zur Umsetzung von ISO 20022 als unzureichend betrachtet? Ein „minimalistischer“ Ansatz, der sich hauptsächlich auf die Konvertierung von Nachrichten zwischen den Formaten MX und MT konzentriert, mag zwar ausreichen, um die regulatorischen Anforderungen einzuhalten, erschließt aber nicht den eigentlichen Nutzen von ISO 20022. Konvertierungen führen zu Datenverlusten, Inkonsistenzen und operativer Komplexität, während gleichzeitig den Kund:innen reichhaltigere Daten, bessere Berichte und erweiterte Dienstleistungen vorenthalten werden. Dieser Ansatz sichert zwar kurzfristig die Compliance, aber um die volle Wirkung zu erzielen, müssen die gesamten Zahlungsströme neu gestaltet werden, damit die angereicherten Daten erhalten bleiben, genutzt werden und sowohl den internen Systemen als auch den Kund:innen konsistent zur Verfügung stehen.
- Wie hängt KI mit ISO 20022 zusammen, und welche Rolle spielt sie, um den Wert der Norm zu maximieren? Im Endeffekt verwandelt die Synergie zwischen den strukturierten Daten von ISO 20022 und der analytischen Leistung von KI reine Compliance in Strategie. Durch die Anwendung von KI auf strukturierte Nachrichten wird eine neue Erkenntnisebene erschlossen, was standardisierte Informationen in völlig neue Einblicke verwandelt.
KI, die anhand strukturierter Daten trainiert wurde, ermöglicht beispielsweise:- Optimierung von Zahlungsströmen: Sie erkennt schon vor der Verarbeitung automatisch Unstimmigkeiten in den Überweisungsangaben und verhindert dadurch kostspielige Verzögerungen.
- Verbesserung des Compliance- und Risikomanagements: Machine-Learning-Algorithmen können Nachrichtenfelder analysieren, um subtile Betrugsmuster zu identifizieren, die von herkömmlichen regelbasierten Systemen nicht immer erkannt werden.
- Gewinnung strategischer Erkenntnisse: Sobald ISO 20022 vollständig integriert ist, verfügen die Banken über ein datenreiches Zahlungsverkehrsökosystem, aus dem die KI kontinuierlich lernen kann. So kann sie Kostentreiber aufdecken oder Bereiche ermitteln, die sich potenziell für die Einführung neuer Produkte eignen.
ISO 20022 liefert Klarheit und Struktur, während KI für Einblicke und Geschwindigkeit sorgt. Gemeinsam verwandeln sie das regulatorische Upgrade des Zahlungsverkehrs in einen Katalysator für Innovation und Wachstum.
[1] MT (Message Type): traditionelles SWIFT-Nachrichtenformat, das auf einem strukturierten Textlayout basiert und hauptsächlich für Finanztransaktionen wie Zahlungen und Wertpapiergeschäfte verwendet wird
[2] MX (Message XML): das neuere, XML-basierte SWIFT-Nachrichtenformat, das sich an der ISO-20022-Norm orientiert und einen strukturierteren und datenreicheren Nachrichtenaustausch ermöglicht
[3] XML (Extensible Markup Language): eine Markup-Sprache, die als Grundlage für SWIFT-MX-Nachrichten sowie zur Strukturierung von Daten verwendet wird und dem MX-Format zugrunde liegt
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