treefin und die neue Generation des persönlichen Finanzmanagements

treefin ist ein persönlicher Finanzassistent, der es dem Nutzer erlaubt, seine persönlichen Finanzen vollumfänglich im Blick zu behalten. Konten, Kapitalanlagen und Versicherungen werden an einem Ort aggregiert. In Verbindung mit Informationen zur persönlichen Lebenslage analysiert treefin die Finanzsituation des Nutzers und deckt mögliche Versorgungslücken auf. Auf dieser Basis wird die unabhängige und transparente Vermittlung zu Vergleichsportalen oder Finanzvermittlern angeboten.

Zum Start der Anwendung hatten wir die Gelegenheit, mit Andreas Gensch, Mitgründer und Vorstand von treefin, über das Geschäftsmodell des Unternehmens und die Chancen und Risiken der Positionierung zwischen Kunden und Finanzvermittlern zu sprechen.

Geschäftsmodell von treefin

Wie kam Euch die Idee zu treefin und wie habt Ihr Euch schlussendlich zur Gründung entschieden?

Der Ansatz, Financial-Services transparent und einfach darzustellen, begleitet insbesondere Reinhard schon seit einigen Jahren. Ausschlaggebend für die Gründung des „digitalen Finanzassistenten treefin“ war der tiefe Glaube daran, dass das heutige Finanzsystem vor tiefgreifenden Veränderungen steht. Dazu kamen die langjährige Erfahrung in dem Sektor und der Wille, Teil der Veränderung zu sein und diese aktiv mitzugestalten anstatt sie nur zu beobachten. Der Name treefin entstand dabei u.a. aus der Analogie zu einem Baum. Ein Baum wächst und ist stark verwurzelt. Am Ende wollen wir als starker Partner gelten, mit dem Ziel, Finanzen wachsen zu lassen. Unser baumähnliches Logo besteht aus den drei Segmenten Konten, Kapitalanlagen und Versicherungen. Das Motiv ist, dem Nutzer einen ganzheitlichen Überblick über die eigene Finanzsituation zu geben.

Könnt Ihr in wenigen Sätzen Eure „Value Proposition“ erläutern, d.h. die Eckpfeiler Eures Geschäftsmodells?

treefin ist ein unabhängiger Finanzassistent, der über alle mobilen Endgeräte oder den Desktop genutzt werden kann. Mit einem Login erhält der treefin-Nutzer umgehend einen klaren Überblick über seine gesamte persönliche Finanzsituation. Sowohl alle angelegten Konten und Versicherungen als auch andere Kapitalanlagen werden aggregiert und ansprechend dargestellt.

Unser Ziel ist eine hochgradig benutzerfreundliche Anwendung, die auf Basis der Ist-Situation Einsparungen und Verbesserungsmöglichkeiten identifiziert (z.B. Versorgungslücken im Versicherungsbereich bzw. Depotrisiken im Kapitalanlagensegment). Um das Verbesserungspotenzial zu nutzen, kann der Kunde wahlweise einen unabhängigen Berater oder ein Vergleichsportal zurate ziehen. treefin stellt den Kontakt zu dem Berater oder Vergleichsportal, welche der Kunde vorher nach Belieben ausgewählt hat, her und erhält dafür eine Lead-Vergütung. treefin ist somit keinen Interessenkonflikten aufgrund von Provisionszahlungen ausgesetzt.

Zielgruppe von treefin

Welche Kundensegmente adressiert Ihr primär mit der Lösung?

Potenziell adressiert treefin jeden online-affinen Bürger, da das Streben nach Transparenz und Optimierungsmöglichkeiten im Finanzdienstleistungsbereich allgemein existiert. Primär wird dabei die Zielgruppe aus 20-45-Jährigen – und somit dem Alter der höchsten digitalen Affinität – bestehen. Zudem ist in dieser Zielgruppe die Wechselbereitschaft von Finanzprodukten sehr ausgeprägt.

Viele Start-Up-Geschäftsmodelle scheitern bislang an der Herausforderung, einen einzigartigen Kundennutzen mit dem mittel- bis langfristigen Sprung in die Gewinnzone zu vereinbaren. Wie wollt Ihr diesen Spagat schaffen?

Customer Retention ist hier das Zauberwort. Entscheidend wird sein, dass es im Kundenverhalten nicht mehr wegzudenken ist, mindestens einmal pro Woche treefin zu nutzen. Durch die Integration der Konten schaffen wir die dafür wichtige Alltagsrelevanz. Sofern es uns gelingt, als erster Finanzassistent dem Kunden zu helfen, seine finanzielle Situation zu verbessern und ihm am Ende auch Geld zu sparen, wird der Erfolg nicht mehr wegzudenken sein.

Wettbewerber und USP

Im Bereich PFM gibt es bereits Wettbewerber, die auf den ersten Blick ähnliche Funktionen anbieten, jedoch hat sich in Deutschland bisher keine Lösung wirklich erkennbar durchsetzen können. Wie wollt Ihr Euch in diesem Wettbewerb positionieren und von der Konkurrenz abheben?

Grundsätzlich differenziert sich „treefin – der digitale Finanzassistent“ in erster Linie über das Produktangebot, sprich Konten, Versicherungen, Kapitalanlagen an einem Ort. Dieser Dreiklang ist in dieser Form neu und ermöglicht dem Nutzer mit nur einem Login Zugang zu allen seinen Finanzen.

Im Konten-Bereich haben wir uns das Thema PFM, sprich Ausgabenkategorisierung, übrigens auch detailliert angeschaut, sind aber zu dem Schluss gekommen, dass aufgrund der hohen Bargeldquote das Thema nur bedingt Mehrwert für den Nutzer bringt oder ein hoher Pflegeaufwand seitens des Nutzers notwendig wäre.

Im Versicherungssegment unterscheidet sich treefin ganz klar durch das unabhängige Geschäftsmodell. Unsere Konkurrenten verfolgen alle den Ansatz des Maklers, handeln provisionsgetrieben und sind somit nicht unabhängig. treefin verfügt über keine Maklerlizenz und positioniert sich als unabhängiger Dienstleister. Diese neutrale Positionierung macht es aus unserer Sicht zum idealen Partner für Berater und Vergleichsportale.

Ihr werbt damit, über ein sogenanntes Leadmodell erst dann Geld zu verdienen, wenn der Kunde Geld spart, d.h. bei erfolgreicher Weitervermittlung an unabhängige Berater oder ein Vergleichsportal. Wie wird in dem Zusammenhang das Einsparpotential für den Kunden ermittelt?

Wenn der Kunde seine finanzielle Situation verbessert – egal ob durch Schließen einer Versicherungslücke oder Überprüfen einer Prämienerhöhung der eigenen privaten Krankenversicherung – erfolgt in Abhängigkeit des jeweiligen Produkts eine Leadvergütung.

Klassische Finanzvermittler sind in der Vergangenheit oft in die Kritik geraten, weil sie zum einen gerne Produkte mit höheren Provisionen empfohlen haben und zum anderen zur „Überberatung“ neigten. Wie beugt Ihr dieser Anreizproblematik vor?

Historisch war diese Kritik zweifelsohne bei dem einen oder anderen – ob aus dem Segment der unabhängigen Finanzdienstleister oder aus den Banken – berechtigt. Im Rahmen der Einführung von Dokumentationspflichten bei der Anlageberatung erfolgte in den letzten Jahren im Kapitalanlagensegment eine deutliche Verbesserung der Beratungsqualität. Bei Versicherungen hingegen wurden solche vergleichbaren, aufsichtsrechtlichen Vorgaben noch nicht geschaffen. Deshalb orientieren wir uns an dem neuen DIN-Standard für Finanzberatung. Mit wenigen Angaben zu seiner aktuellen Lebenssituation erhält der Kunde mit treefin Transparenz zu seinen wesentlichen finanziellen Lebensrisiken. Durch die Standardisierung wird die finanzielle Situation transparent, nachvollziehbar und vergleichbar. Der private Haushalt wird dadurch in die Lage versetzt, finanzielle Entscheidungen bewusst zu treffen, so dass „Überberatungen“ in Folge weitestgehend vermieden werden können.

Geschäftsmodell vor dem Hintergrund des „ROPO“-Phänomens

Wie schätzt Ihr Euer Geschäftsmodell vor dem Hintergrund des „ROPO“-Phänomens (Research Online, Purchase Offline) ein?

Wir sind überzeugt, dass zwar aktuell das ROPO-Phänomen noch zutrifft, sich jedoch mittelfristig verstärkt zu einem „resarch online purchase as you want“ entwickeln wird. Bei wenig erklärungsbedürftigen Produkten wie einer Risikolebensversicherung wird der Kunde tendenziell an einem kostengünstigen Produkt und einem schlanken Abwicklungsweg interessiert sein. Beratungsintensive Produkte wie beispielsweise eine Berufsunfähigkeitsversicherung erfordern aus unserer Sicht aufgrund der Komplexität die Zuhilfenahme einer unabhängigen Beratungskompetenz. Mittels treefin hält der Kunde zu jeder Zeit „das Ruder in der Hand“. Er kann nach Wunsch entweder mit einem Vergleichsportal oder mit einem unabhängigen Berater in Kontakt treten.

Stichwort „MiFID II“

Für Banken und Versicherungen ist Regulatorik ein äußerst wichtiges Feld, das von FinTechs häufig umgangen wird. Insbesondere die unabhängige Anlageberatung steht vor großen Herausforderungen (Stichwort „MiFID II“). Inwiefern ist das für Euch ein Thema?

Als digitaler Finanzassistent, der keine aktive Anlageberatung durchführt, sind zumindest in diesem Kontext sämtliche aufsichtsrechtliche Vorgaben nicht auf uns anzuwenden. Als Zahlungsverkehrsdienstleister unterliegen wir mittelfristig der neuen europäischen Norm PSD II. Diese regulatorischen Maßnahmen sind aus unserer Sicht zu begrüßen, da wir dadurch als Non-Bank noch näher Richtung Bank rutschen.

Zukunft von treefin

Startet ihr zunächst nur in Deutschland oder ist bereits eine Expansion in weitere Länder geplant?

Zunächst einmal starten wir nur in Deutschland. Eine DACH-Expansion ist allerdings bereits avisiert.

Zu guter Letzt: Wo seht Ihr treefin in zehn Jahren?

Wir sehen den fortschreitenden Trend, dass sich die Nutzung immer stärker auf Dienste fokussiert, die für den Nutzer einen zentralen Problemlöser (Marketplaces, soziale Netzwerke, Reisen) darstellen. Wir wollen der digitale Dienst in Europa sein, der seine finanzielle Situation konsolidiert und ihm als Finanzassistent unter die Arme greift. Ein wesentlicher Punkt wird dabei unsere Strategie bestimmen: Immer im Lager des Kunden zu stehen.

Sprechen Sie uns gerne an!

Dr. Christian Domikowsky/ Autor BankingHub

Dr. Christian Domikowsky

Senior Manager Office Hamburg

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