Die aufwendig renovierte und umgebaute ehemalige Filiale Q110 öffnete ihre Pforten
Überzeugend wirkt der Eingangsbereich mit einem Counter, der Kunden und Interessierte direkt am Eingang in Empfang nimmt, das daneben liegende Café macht einen einladenden Eindruck. Etwas überrascht hat mich persönlich, dass die bereits aus Q110 bekannte Fläche zum Verkauf von bankfremden Dingen (Topflappen, Schokolade,…) auch ihren Platz im neuen Konzept gefunden hat. Im hinteren Teil der Filiale wurde die ehemals weitestgehend ungenutzte Fläche mit Sitzgruppen in Wohnzimmeratmosphäre bestückt, für Kunden mit mehr Privatsphärebedarf gibt es die bekannten vier Beratungszimmer. Die Arbeitsplätze der in der Filiale arbeitenden Mitarbeiter sind jetzt gut sicht- und einsehbar, was aus meiner Sicht eine deutliche Verbesserung darstellt. Neu ist das sogenannte „Gewächshaus“ – eine Mischung aus Coworking-Space und Workshop-Fläche.
Etwas ungewöhnlich ist der neue Standort der Geldautomaten – diese befinden sich außerhalb der Filiale, separat zugänglich von der Straße in einem begrünten Hinterhof. Denn zumindest zum jetzigen Stand kommt man im Café mit Bargeld auch nicht weit, es wird nur die Zahlung per Karte akzeptiert. Was den operativen Ablauf anbetrifft, können sich Kunden ihre Berater selbst aussuchen, diese stellen sich auf Screens im Eingangsbereich und auf der zur Filiale gehörenden Website mit Foto und Einblicken in sie bewegende Dinge vor. Insgesamt merkt man dem Konzept an, dass viel Herzblut, Arbeit und nicht zuletzt finanzielle Mittel eingeflossen sind und man sich aus anderen Industrien Inspiration geholt und ins Banking übertragen hat, wie beim genannten Counter (Apple), dem Standort der Geldautomaten (Milch in Supermärkten) bis hin zu einem Raumduft, was man ansonsten eher aus dem gehobenen stationären Einzelhandel kennt.
In der neuen q110 gibt es kein Cash mehr #disruption pic.twitter.com/PuL8JlfMWG
— André M. Bajorat (@ambajorat) November 17, 2016
Bis zu diesem Punkt würde ich die genannten Weiterentwicklungen als tendenziell evolutionär denn revolutionär ansehen. Einen Schritt weiter geht der Ansatz des Q Clubs, einem invite-only Club, der sich in einer geschmackvoll eingerichteten Räumlichkeit neben der Filiale trifft, mit Ledersesseln, (künstlichem) Kamin und eigener Bar. In einer Zeit, in der der persönliche Kontakt und das persönliche Gespräch zunehmend an Bedeutung gewinnen und die Bank von Haus aus über viele Kontakte verfügt eigentlich ein logischer Schritt, den sich meines Wissens zumindest in Deutschland noch kein größeres Haus so zu gehen gewagt hat.
Die Deutsche Bank ist sich bewusst, dass das jetzige Filialkonzept einen ersten Anfang darstellt – dieses soll so die Aussage auf der Eröffnung kontinuierlich weiterentwickelt werden. Als dahinterstehenden Ziel bemerkte Christian Sewing, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bank und Leiter des Geschäfts mit Privat-, Vermögens- und Firmenkunden (PW&CC), dass es nicht um die Digitalisierung von Banking gehe, sondern darum, wie Banking in einer digitalisierten Welt aussieht und gelebt wird.
Einen herzlichen Dank an die Deutsche Bank für das Bildmaterial.
2 Antworten auf “Quartier Zukunft: Banking in einer digitalisierten Welt”
Christoph Blumenthal
Gut beschrieben, fair analysiert und kess kommentiert. Lesenswert. Weiter so!
Laura Pfannemüller BankingHub
Vielen Dank!