USP von Lendstar
Ein Geschenk gemeinsam mit Freunden zu besorgen – diese Situation kennt jeder. Für u. a. dieses Problem habt Ihr bei Lendstar eine coole Lösung gefunden. Aber wie kommt Ihr auf Eure Ideen?
Die meisten Ideen kommen tatsächlich von unseren eigenen Nutzern. Diese geben uns häufig Feedback mit konkreten Ideen. Diese Ideen prüfen wir bei uns auf Umsetzbarkeit und Skalierbarkeit; können wir beides mit „ja“ beantworten, setzen wir die Ideen sehr schnell um, teilweise innerhalb weniger Wochen. Das unterscheidet uns wesentlich von Finanzdienstleistern und Banken. Wenn z. B. ein Nutzer bei einer Bank fragt, warum er einen „TAN-Generator“ benötigt, wird diese ihm als Feedback viele Begründungen für diesen Umstand geben. Wir bei Lendstar hingegen hinterfragen uns und suchen gemeinsam mit dem Nutzer nach Alternativen.
Könnt Ihr in wenigen Sätzen Eure „USP“ erläutern, d. h. die Eckpfeiler Eures Geschäftsmodells für Endkunden?
Unser Mehrwert für private Nutzer besteht darin, Überweisungen zu vereinfachen. Wir bauen derzeit ein Netzwerk auf, das die IBAN des Nutzers an seine Handynummer koppelt. Der Lendstar-Nutzer kann z. B. über WhatsApp einen Link an einen beliebigen Freund schicken, der ihn wiederum zurückzahlen kann, ohne dessen IBAN kennen zu müssen und ohne Teil des Netzwerks zu sein. Außerdem kannst Du eine eigene Nachricht an die Zahlung knüpfen, womit die persönliche Note in die Überweisung zurückkehrt.
Lendstar richtet sich aber zukünftig auch an kleine gewerbliche Anbieter oder Flohmarktverkäufer. Für diese haben wir unsere neue Lösung LendstarPay entwickelt, mit der u. a. mithilfe eines einfachen QR-Codes die Bezahlung angeboten werden kann.
Profitable Geschäftsmodell?
Viele FinTechs scheitern bisher an der langfristigen Herausforderung, ihren Kundennutzen mit einem profitablen Geschäftsmodell zu verknüpfen. Wie werdet Ihr das schaffen?
Lendstar hat hierfür gleich mehrere erfolgreiche Ansätze. Aktuell verdienen wir hauptsächlich an unseren White-Labeling-Lösungen für Banken (z. B. mit der Sparda-Bank Berlin) in Form einer monatlichen Fee. Mit der Einführung von LendstarPay werden wir darüber hinaus erstmals eine Fee von den Händlern pro Transaktion verlangen, diese wird jedoch deutlich unter den Kosten eines klassischen PoS-Terminals liegen. Für die Zukunft planen wir darüber hinaus, an der Conversion Rate bei Fremdwährungszahlungen (z. B. von Euro in Pfund) zu verdienen.
Zielgruppe von Lendstar
Die aktuelle App-Lösung spricht vor allem jüngere Leute an – Habt Ihr bereits Ideen oder Lösungen, wie Ihr zukünftig auch ältere Generationen ansprechen wollt?
Uns ist bewusst, dass unsere App-Lösung aktuell vor allem die Zielgruppe der 15- bis 45-Jährigen anspricht. Allerdings können wir auch älteren Generationen mithilfe des Paylinks ansprechen (dieser wird bei einer Zahlungsanfrage per SMS versandt). Die einzige Voraussetzung, um den Paylink von Lendstar nutzen zu können, ist für das Onlinebanking der bevorzugten Bank freigeschaltet zu sein.
Als weitere Produktneuheit führen wir aktuell den LendstarSaver ein. Die Verknüpfung von Lendstar mit einem Sparkonto, Fondssparplan etc. Der Vorteil ist, dass Du Deinen Sparlink einfach an deine Familie, Freunde oder Verwandte schicken kannst und diese Dich dabei unterstützen können, Dein Sparziel (z. B. eine Weltreise) zu erreichen. Somit können wir auch ältere Generationen erreichen, ohne dass diese die App nutzen müssen.
Kooperationen
Seit Ende März kooperiert Ihr mit Eurem zweiten Partner, der Sparda-Bank Berlin („Hallo Freunde“). Welche weiteren Banken stehen bei Euch auf der Agenda, und werden wir bald schon die erste internationale Kooperation von Lendstar sehen?
Unser großes Ziel ist die europaweite Expansion. Dank des SEPA-Raums ist dies für uns kein Problem und unsere App ist so gestaltet, dass wir nur ein einzelnes Sprachfile in die jeweilige Landessprache übersetzen müssen.
Aktuell haben wir ein Pilotprojekt in UK mit einer Top-5-Bank laufen und führen zudem Gespräche mit Banken aus Italien, Deutschland, Spanien, Polen, UK und der Schweiz. Besonders erfolgreich sind wir aktuell bei den mittelgroßen Banken. Diese sind deutlich offener für eine Kooperation als beispielsweise deutsche Großbanken, welche aktuell noch vermehrt versuchen, FinTechs abzuwehren bzw. zu kopieren.
Eure App bietet mir als Nutzer ja die Möglichkeit, Geld mit anderen Leuten zu teilen, zu sammeln, zu leihen und zu senden. Wie funktioniert die technische Abwicklung bei Euch und mit wem kooperiert Ihr hier?
Anders als bei anderen Lösungen verfügt Lendstar zu keinem Zeitpunkt über das Geld des Kunden. Eigentlich handelt es sich um eine benutzerfreundliche Erweiterung des Onlinebankings, mit anderen Worten: „Lendstar ist nur ein zahlungsauslösender Dienst.“ Hierdurch sind wir auch nicht so stark von den regulatorischen Anforderungen betroffen und können uns auf die User-Experience konzentrieren.
Ihr habt bei der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ mitgemacht und konntet Jochen Schweizer von Eurer Idee überzeugen, immerhin hat er 250.000 EUR in Eure Idee investiert. Habt Ihr immer noch Support vom ihm?
„Die Höhle der Löwen“ war neben der von Jochen Schweizer investierten Summe für uns vor allem aus marketingtechnischen Aspekten wertvoll. Wir konnten über die Ausstrahlung der Sendung direkt 2 Millionen potenzielle Kunden erreichen und hatten danach sehr viele Anfragen zu Interviews, was uns eine zusätzliche Reichweite gebracht hat. Neben der Investitionssumme sieht die Zusammenarbeit mit Jochen Schweizer zukünftig auch die Nutzung von LendstarPay zur Bezahlung von Gutscheinen auf jochen-schweizer.de vor. Gerade Erlebnisgutscheine werden sehr häufig von Gruppen gekauft, insofern ist die Lösung von Lendstar eine Win-Win-Situation für Kunde und Händler.
Zukunftspläne von Lendstar
Leetchi in Frankreich wurde letztes Jahr für 50 Mio. EUR an eine Bank verkauft. Ist es auch Euer Traum, einmal Teil einer Bank zu sein?
Ziel ist eines Tages selbstverständlich ein Exit – in welcher Form auch immer. Aktuell sehen wir, dass große Technologiekonzerne wie Google, Facebook oder Apple verstärkt in Richtung Europa und insbesondere Deutschland gehen. Auch die aktuelle „PayPal Money Habits“-Studie zeigt nochmals deutlich die Attraktivität des deutschen Marktes. Deutschland war neben den klassischen Payment-Märkten (USA, Kanada und Australien) der einzige untersuchte Staat und konnte somit auch Märkte wie UK oder Japan hinter sich lassen. Insofern erwarten wir in den nächsten 12–24 Monaten eine weitere Intensivierung der Wettbewerbssituation in Deutschland, einschließlich neuer Marktteilnehmer u. a. aus den Vereinigten Staaten. Spätestens dann wird ein Großteil der Banken feststellen, dass ihnen nur zwei Möglichkeiten bleiben, um Wettbewerbsfähig zu bleiben: „Make it or buy it“.
Wie ist Eure Vision für Lendstar im Jahr 2020?
Unser Vision für 2020 ist das Erasmus-Programm (Anmerkung: Europäisches Studien-austauschprogramm) des Zahlungsverkehrs zu werden. Wir möchten unsere Präsenz bis dahin im gesamten SEPA-Raum ausgebaut haben und damit der neuen Realität der jungen Generationen, des globalen/europäischen Lebens eine Plattform für Zahlungen geben.
Was viele Banken mit ihren Silolösungen für lokale Märkte nicht verstehen: Heute spielt sich mein Leben nicht mehr nur lokal, sondern global ab. Statt weiter Silolösungen zu entwickeln, sollten sich Banken vielmehr auf ihre Stärke zurückbesinnen – die Abwicklung von Zahlungsverkehr – und für neue Lösungen auf eine Kooperation mit uns setzen.