Der Start in den Workshop
Nach der Begrüßung und Vorstellung der Teilnehmer ging es auch direkt los: Die beiden Teams, bestehend aus jeweils fünf Leuten, haben sich erst einmal dem Thema genähert, indem jedes Teammitglied für sich zwei Minuten über die beiden Bestandteile der Fragestellung nachgedacht hat – was versteht man eigentlich unter “Altersvorsorge der Zukunft” und was ist eigentlich die “Generation Y”? Auch wenn dies beim Lesen dieses Artikels wahrscheinlich trivial klingt – so haben wir in der Teamarbeit festgestellt, dass jeder Mensch eine andere Assoziation mit den Worten hat. Als kurzes Beispiel sei hier angeführt, was eigentlich hier dem Begriff der Altersvorsorge steckt: Sind es nur Anlagen auf Festgeld-/ Tagesgeldkonten? Was ist mit Investments in Aktien? Fonds? ETFs? Oder bezieht man gekaufte Immobilien mit ein? Wie teuer wird es überhaupt, wenn man pflegebedürftig wird und wie viel Zuschuss bekommt man von den Krankenkassen? Auch uns erging es bei dieser kurzen Übung so, dass jedes der Teammitglieder letztendlich andere Aspekte auf seinen Post-its stehen hatte oder einen bestimmten Punkt hervorheben wollte. Apropos Post-its: So viele wie wir an diesem Tag beschriftet, geklebt, sortiert und kategorisiert haben, reichen sonst für mehrere Wochen oder Monate im Berateralltag – es waren 500 Post-its innerhalb von 8 Stunden.
Observation Teil 1 und Prototyping
Nachdem sich die Teilnehmer tiefere Gedanken zu dem Thema gemacht hatten, ging es an die Observation. Hierzu wurden zwei Testpersonen eingeladen, mit denen sich jedes Team jeweils für 20 Minuten über das Thema austauschen konnte. Hierbei war interessant, welche Aspekte ihrer persönlichen Geschichten und Erfahrungen mit dem Thema Altersvorsorge der jeweiligen Testperson besonders wichtig waren und von dieser hervorgehoben wurden. Die Strukturierung der Befragung geschah auf Basis von im Vorfeld überlegten Fragen. Wesentlich bei der Herausarbeitung sowie der Befragung ist es, wie bei der täglichen Beratung von Banken und Versicherungen, “vom Kunden her zu denken” – dies stellte also keine Hürde dar. Das “vom Kunden her denken” gilt für das Produkt an sich, aber auch für dessen Eigenschaften, wie die Verständlichkeit und die Voraussetzung bestimmten Know-hows über Finanzprodukte – selbstverständlich ist nicht jeder Kunde auf dem Gebiet vorgebildet. Nach den Gesprächen hat jeder Teilnehmer seine wesentlichen Beobachtungen aufgeschrieben und zu Synthesen zusammengefasst. Die unterschiedlichen Aspekte wurden nach der Mittagspause in zwei Themenfelder aufgeteilt: Handelt es sich bei der jeweiligen Beobachtung um eine Opportunity oder um ein Risiko? Als Beispiel sei hier angeführt, dass u.a. beobachtet wurde, dass eine der Testpersonen gerne vertraute Personen, insbesondere die Mutter, regelmäßig bei Entscheidungen zu Finanzfragen mit einbezieht. Dies stellte für uns eine Opportunity dar, da durch Einbeziehung der Mutter der Testperson Altersvorsorge nähergebracht werden konnte. Nach der erneuten Gruppierung verschiedener Ideen zu unterschiedlichen Clustern musste jede Gruppe sich ein Cluster heraussuchen und dieses weiter verfolgen. In der Folgezeit wiederholten sich individuelles und gemeinsames Brainstorming, Besprechen von Ideen, sortieren, verdichten und die erneute Ideenentwicklung, immer wieder. Nachfolgend ging es an den vermeintlich schwierigsten Teil: Wie zum Teufel sollte man einen Prototypen aus Legobausteinen, Luftballons, Kleber, Schere, einer iPad-Block Vorlage etc. erstellen? Und das Ganze auch noch innerhalb von 20 Minuten? Immer wieder dieser Zeitdruck, um Lösungen zu finden, die dann auch noch kreativ sein müssen! Aber es hat geklappt… mal wieder… wie bei jeder Aufgabe an diesem Tag.
Observation Teil 2 und Präsentation des Prototypens
Während des Interviews der Testperson, einer Studentin, die sich bei Finanzentscheidungen an ihrer Mutter orientiert und diese um Rat fragt, erhielt das Team einen spannenden Insight: Die Studentin hatte sich bisher nicht mit ihrer Altersvorsorge beschäftigt, weil sie sich heute noch kein Bild von ihrem Lebensweg machen kann. Außerdem fiel dem Team auf, dass sie Schwierigkeiten hatte, ihren späteren finanziellen Bedarf in für sie abstrakten Zahlen zu schätzen.
Basierend auf diesen Erkenntnissen suchte das Team nach einer Lösung, für die Studentin auf der einen Seite die Zukunft ein wenig einschätzbarer zu machen und auf der anderen Seite die Mutter in die Planung der Altersvorsorge zu involvieren. Hierbei kam das Team zu der Lösung, dass bei einem von einer Versicherung organisiertem Event der Testperson und ihrer Mutter ein Tablet überlassen wird. Hierbei sollte die 20-jährige Person anhand von Hereinziehen einfacher Symbole aufzeigen, wie sie sich ihr späteres Leben vorstellt. Die Kategorien hierfür waren in Bezug auf Mobilität, Wohnen, Familie sowie Freizeit/Urlaub festgelegt und hatten jeweils drei Abstufungen (bspw. im Feld Mobilität: öffentliche Verkehrsmittel, Mittelklassewagen, Sportwagen). Danach wurden die monetären Ausgaben den Einnahmen gegenübergestellt und eventuell modifiziert, sodass ein Gleichgewicht entstand. Sofern die Person im Alter den Lebensstandard auf gleich hohem Niveau halten möchte, werden ihr – in einer genauer zu spezifizierenden Art – Anlageempfehlungen für die Altersvorsorge ausgegeben. Letzterer Schritt konnte aus Zeitgründen jedoch noch nicht spezifiziert sowie realisiert werden.
Nach gelungener Präsentation des Prototypens wurden intern weitere Schritte zur Verfolgung der diversen Ideen festgelegt. Auch wenn die gesammelten Ideen noch sehr am Anfang stehen – es wurde aufgezeigt, wie schnell die Entwicklung eines Prototypens gelingen kann und wie sich Prioritäten der Fokussierung verändern können, wenn Testpersonen in unterschiedlichen Stadien des Entwicklungsprozesses stehen und unmittelbar in die Entwicklung einbezogen werden.
Weitere Eindrücke dieser produktiven und lehrreichen Veranstaltung finden Sie hier.
Eine Antwort auf “Design Thinking – 8 Stunden, 500 Post-its und jede Menge Spaß”
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