Sprint!
Kein Tag vergeht, an dem die digitale Transformation nicht diskutiert wird. Alles muss schneller, agiler, innovativer und einfacher werden. Und natürlich müssen Produkte und Services aus Kundensicht gedacht werden. Stimmt auch alles – allein, wie macht man das?
Neben den fast schon „klassischen“ Methoden agiler digitaler Produktentwicklung wie Design Thinking, Service Design, Scrum, Kanban und Lean hat sich das Design Sprint Framework etabliert. Ursprünglich bei Google entwickelt, wird es mittlerweile auch von Agenturen und Design Studios genutzt, um gemeinsam mit Kunden schnell und agil, innovative Lösungen zu entwickeln.
Das übergreifende Ziel ist es, ein Produkt oder eine Idee in 5 Tagen (ja, richtig gelesen, in FÜNF Tagen) prototypisch umzusetzen. Das Produkt muss dabei am Ende nicht perfekt sein. Es geht vielmehr darum anzufangen, ein gemeinsames Verständnis im Team herzustellen, eine gemeinsame Sicht zu etablieren und eine testbare Produktversion zu entwickeln. Am letzten Tag der Arbeitswoche findet dann der erste Test mit realen Nutzern statt.
Neues Arbeiten
Mit Hilfe der angewendeten Methoden versucht Knapp insbesondere die gewohnte Arbeitsweise in großen Unternehmen und Konzernen zu verändern. Statt permanenter Ablenkung und Störung durch den nie enden wollenden Kommunikationsfluss, dominieren fünf Tage Konzentration und die Fokussierung auf ein Produkt. Um es mit Jake zu sagen: „Turn off everything for a week and make things happen!“. Interessant dabei: die Idee dazu kam dem Team um Knapp in einer ungemütlichen Januarwoche in Stockholm. Da es draussen dunkel und kalt war und niemand Lust hatte das Haus zu verlassen, schloss sich das Team fünf Tage ein und versuchte ein Produkt für Videotelefonie im Browser zu entwickeln – Google Hangout war geboren.
Basis damals wie heute ist ein eigenverantwortliches, interdisziplinäres Team bestehend aus Produktmanagern, Entwicklern, Designern, Konzeptern, Analysten aber auch dem Management, das sich fünf Tage auf nichts anderes konzentriert, als die Lösung der Herausforderung und die Entwicklung eines testbaren Produktes.
Im Folgenden wird der Prozess des Design Sprints überblicksartig erläutert.
Fünf Tage Sprint – von null auf Produkt
Montag – Die Herausforderung verstehen
Aller Anfang ist schwer. Und das Frustrationspotential an Tag 1 nicht gering, denn es gilt die konkrete Herausforderung zu erarbeiten bzw. das wirkliche Problem zu verstehen. Oft meint man zu wissen, woran es hakt. Bei genauerer Betrachtung stellt sich dies jedoch als Irrglaube raus. Daher wird an Tag 1 gefragt, geforscht und die einzelnen Themen werden in den Gesamtzusammenhang gesetzt. Das Verständnis der Nutzer, ihrer Bedürfnisse, ihrer Ziele sowie die strukturierte Aufbereitung der Zusammenhänge steht im Fokus.
Ergebnis: eine konkrete, strukturierte Problembeschreibung inkl. erster Ansatzpunkt für die Lösungsfindung.
Dienstag – Ideen, Ideen, Ideen
Dienstag macht Spaß. Jetzt werden Ideen entwickelt, Ansätze diskutiert und die Lösungen erarbeitet.
Interessant dabei: der Tag ist ein abwechslungsreicher Mix aus Einzelarbeit (Brainstorming) und Gruppendiskussion. Mein Highlight: die Crazy8 Methode.
Ergebnis: jedes Teammitglied hat eine Lösung in Form einer visuellen Skizze entwickelt.
Mittwoch – Entscheiden tut weh
Jetzt gilt es sich zu fokussieren und die Idee auszuwählen, welche prototypisch umgesetzt werden soll. Mit Hilfe eines Storyboards werden alle relevanten Phasen abgebildet und das Team muss sich entscheiden, auf welche Idee es setzt. Klingt dramatisch und ist auch eine wichtige Entscheidung. Allerdings wird das Risiko durch die Methodik des 5-Tage-Ansatzes begrenzt – ein zentraler Vorteil des Vorgehens.
Ergebnis: eine Idee die mit Hilfe von Storyboards ausgearbeitet und weitgehend ausgestaltet ist.
Donnerstag – Der Prototyp entsteht
Auf Basis der zuvor nach Möglichkeit weitgehend final ausgearbeiteten Materialien (inkl. echter Texte, realistischem Kontext und realer Anwendungsfälle) entsteht der Prototyp. Dieser soll das Produkt möglichst realistisch abbilden und den Nutzern einen nachvollziehbaren Eindruck geben. Welche Tools dabei zum Einsatz kommen (Marvel, Flinto, Keynote, Powerpoint, InVision) ist zweitrangig – der Zweck heiligt in diesem Falle die Mittel.
Ergebnis: ein testbarer Prototyp – je mehr „High Fidelity“ desto besser.
Freitag – Test & Feedback
Der letzte Tag hat es noch einmal in sich. Der Prototyp wird von den zukünftigen Nutzern getestet. Dabei reichen schon 5 Interviews, um einen Eindruck zu bekommen, was funktioniert und wo es noch hakt. Und es hakt immer. Aber diese Erkenntnisse hat das Team dann bereits nach 5 Tagen (und nicht 5 Wochen, Monaten oder Jahren) gesammelt. Und nach dem Sprint ist vor dem Sprint, denn das Nutzerfeedback ist die Grundlage für die weitere Ausarbeitung und Optimierung des Produktes.
Ergebnis: ein mit realen Nutzern verprobter (Produkt-) Prototyp, Ansätze für die Verbesserung des Produktes und die Grundlagen für den nächsten Sprint.
Was bleibt?
Konsequent angewendet können mit der Sprint Methodik innerhalb kürzester Zeit und zu einem sehr überschaubaren Aufwand, Produkte und Produkthypothesen getestet werden. Das Team durchlebt eine unglaublich intensive und konstruktive Zeit, findet zueinander und gleichzeitig wird der Einstieg in neue Arbeitsmethoden erprobt und angewendet. Und am Ende gibt es ein vorzeigbares, getestetes Produkt inkl. Feedback realer Nutzer. Und selbst wenn man feststellt, dass das Ergebnis nicht überzeugt: günstiger kann man kaum scheitern. Die gewonnen Erkenntnisse sind dann die Basis für ein besseres/anderes/neues Produkt. Nach dem Sprint ist vor dem Sprint.
Wenn Sie Lust haben, selbst einen Design Sprint durchzuführen, kontaktieren Sie uns:
Martin.Kulik@zeb.de oder telefonisch unter 0049.151.120.54.127.
Wir helfen Ihnen gerne weiter!
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