Reihe BankingInnovationen: COMPEON – Preistransparenz auch im Corporate Banking

Seit Mitte 2013 ist Compeon mit seinem neuartigen Angebot für Unternehmen im Netz erreichbar. Das “Produkt” ist leicht erklärt: Unternehmen können über die Website Finanzierungs- oder Anlagebedarf ausschreiben und sich Angebote von über 50 Banken einholen (Unternehmensangaben im November 2013). Wer also z.B. einen Kredit über 500 TEUR zur Finanzierung einer neuen Maschine benötigt gibt die Eckdaten über sein Unternehmen sowie das zu finanzierende Objekt auf der Website ein und stellt den interessierten Banken eine “Angebotsfrist”. Innerhalb dieses Zeitraumes können die angeschlossenen Banken ein Angebot auf diese Anfrage abgeben. Alle Angebote werden dem potenziellen Kreditnehmer übersichtlich zur Verfügung gestellt und er kann sich für einen der Finanzpartner entscheiden.

Offensichtlicher Vorteil für Unternehmen ist der einfache Weg zu zumindest potenziell vielen Angeboten von unterschiedlichen Banken, wobei die Banken frei entscheiden können ob sie für einen Einzelfall überhaupt bieten wollen. Im besten Fall bekommt der Unternehmer also eine ganze Reihe von Preisen & Bedingungen für das angefragte Produkt und kann sich unter diesen für das beste Angebot entscheiden. Er spart dabei die zeitaufwendigen Anfragen bei zahlreichen Banken und erreicht auch überregional Institute die für Finanzierungen im gewerblichen Bereich offen sind. Zudem unterstützt Compeon auch die Abwicklung des Geschäftes durch Koordination formaler Prozesse wie der Identifikation der handelnden Personen, dem Einholen von Rating-Informationen von Auskunfteien und der Bereitstellung der Kreditverträge zur Unterschrift.

Für die Banken gibt sich in der Bewertung ein mehrdimensionales Bild. Zunächst kann eine Bank über Compeon Kunden erreichen, zu denen ansonsten kein Kontakt entstanden wäre. Vielleicht gelingt über den Erstkontakt mit dem Ankerprodukt Kredit der Aufbau einer nachhaltigeren Kundenbeziehung auch in anderen Produkten. Vermutlich werden auch einzelne Bestandskunden erreicht, die im Internet nach Alternativen suchen und die man bei erfolgreichem Angebot weiter an sich binden kann. Beide – Neu- und Bestandskunden – erreicht man auf jeden Fall zu minimalen Vertriebskosten.

Auf der anderen Seite erhöht sich durch Compeon für Bankkunden natürlich die Preistransparenz, was tendenziell auch negative Wirkungen auf die Bank-Margen hat. Zudem steigt die Konkurrenzintensität um den Kunden, da dieser ja jetzt mit wenigen Klicks viel mehr Banken erreichen kann als zuvor.
Zum Ende kann der Compeon-Kunde frei entscheiden, welches Angebot er annimmt. Es könnte das günstigste sein, vielleicht spielen auch Besicherungsanforderungen oder andere Bedingungen eine Rolle, auf jeden Fall wird für den Kunden das Geschäft über Compeon aber transparenter und sicher eher günstiger als in „klassischen“ Konstellationen.

Compeon schafft so mit seiner (für das gewerbliche Bankgeschäft) innovativen Dienstleistung für den gewerblichen Bankkunden eine deutliche Transparenzerhöhung sowie die Möglichkeit von Geschäftsabschlüssen über den online-Kanal, während die anbietenden Banken Geschäfte mit Neu- und Bestandskunden online anbahnen können und damit den Wettbewerb um den Kunden erhöhen.

So lange dabei die adäquate Risikobewertung bei den Banken nicht zu kurz kommt ist dies ein volkswirtschaftlich wünschenswerter Effekt. Zudem und vor allem ist es der Einzug der “jungen digitalen Wettbewerber” in das Segment der Gewerbe- und Firmenkunden, in dem Banken bisher noch relativ ungestört von digitalen Wettbewerbern wirtschaften konnten. Hier sind wir auf weitere Innovationen gespannt!

Informationen: www.compeon.de und Presseartikel

In der Reihe BankingInnovationen analysieren wir auf BankingHub neue digitale Geschäftsmodelle rund um das Banking und geben eine Einschätzung zu deren Auswirkungen auf das “klassische” Bankgeschäft.

 

Sprechen Sie uns gerne an!

Dr. Jörg Howein/ Autor BankingHub

Dr. Jörg Howein

Autor solarisBank AG

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