Großes Potenzial für Fintechs in drei Bereichen
Den Aufschlag machten Hubertus Väth (Geschäftsführer Frankfurt Main Finance e.V.) und Michael Mellinghoff (Techfluence Consult), die über die dynamische Entwicklung im Fintech-Markt sprachen und die aktuellen Entwicklungsfelder und Trends hervorgehoben haben. Große Potenziale wurden vor allem in den folgenden Bereichen gesehen:
- Kooperationen zwischen Fintechs und Banken
- Crypto Currencies und Blockchain
- B2B Fintechs und Insurancetechs
Integration eines Robo-Advisors im Investment
Der erste Beauty Contest hatte den Sektor Investment als Schwerpunkt. Mit Start-ups u. a. aus UK, Israel und Görlitz war das Feld recht international aufgestellt. Besonders interessant fanden wir die Vorträge von Ralf Reim (Fincite) und Erik Podzuweit (Scalable Capital). Bei Fincite ist man der Meinung, dass viele Finanzinstitute/-berater in naher Zukunft einen Robo-Advisor in ihr Angebot integrieren werden. Für Banken, die diesen jedoch nicht selbst entwickeln und umsetzen wollen, stellt Fincite die Technologie, ein Algorithmen-Toolkit und das Front-end in einer White-Label-Funktion dafür bereit. Scalable Capital kann man als eine Art Robo-Advisor bezeichnen. Das Münchener Start-up fokussiert auf vermögende Privatkunden (allerdings schon ab einer Investitionssumme i. H. v. 10.000 Euro), geht mit einem auskömmlichen Seed-Funding und einen quantitativen und risikoorientierten Investmenttool an den Start. Sie sind außerdem das bisher einzige unabhängige Fintech in Deutschland mit einer Bafin-Vollbanklizenz und Vermögensverwalterstatus. In der angeschlossenen Diskussionsrunde mit den Teilnehmern des Pitch-Contests stand ein interessantes Ungleichgewicht zu Diskussion: Während Fintechs in Deutschland kaum Probleme haben, erfahrende Finanzexperten zu rekrutieren, ist es extrem schwer, geeignete Programmierer zu finden. In Israel scheint die Situation genau andersherum zu sein.
Exotische Ideen im Bereich Lending
Im zweiten Beauty Contest drehte sich alles um das Thema Lending. Neben eher bekannten Namen wie Lendico und kapilendo, waren auch eher exotische Ideen dabei. Awamo bspw. – vorgestellt von einem dem Mitgründer Roland Claussen – bietet Core-Banking-Infrastruktur für Mikrokreditinstitute in Afrika an. Dabei handelt es sich um ein mobiles Endgerät (im Wesentlichen ein Tablet mit Fingerabdruckscanner) zur Erfassung der Kreditnehmerinformationen und zur Systematisierung des Kreditprozesses „End-2-End“. Unterhaltsam waren insgesamt auch die Beiträge des etwas forsch auftretenden Matiss Ansviesulis von Creamfinance. Der Anbieter von P2P-Krediten konnte sich in den osteuropäischen Staaten (Polen, Tschechien usw.) schon ein signifikantes Kundenportfolio aufbauen und verfolgt die Vision des „Ein-Klick-Kredits“ für Kunden weltweit. Im anschließenden Lending-Diskussions-Panel brachte Matiss Ansviesulis den Begriff „VC Viagra“ auf. Er bezeichnet damit das Konzept zur Nutzung von Daten aus den sozialen Medien für den Kreditentscheidungsprozess. Etwas, worauf Kapitalgeber aus seiner Sicht sehr viel Wert legen, was aber für den Aufbau eines wettbewerbsfähigen P2P-Lending-Geschäftsmodells neben Prio-1-Themen wie Operational Excellence und innovativem Risikomanagement eine eher untergeordnete Rolle spielt.
Impulsvortrag zum Thema Payment
Der Impulsvortrag zum Thema Payment wurde anschließend von Hartmut Giesen von der Sutor Bank präsentiert. Er führte durch die Aktivitätenfelder Internet-Payment, P2P-Payment, Mobile Payment, sowie Crypto-Currencies und wies auf mögliche Game-Changer wie PSD2, Instand-SEPA und die Blockchain-Technologie hin. Der anschließende Beauty Contest zum gleichen Thema wurde aufgrund kurzfristiger Absagen etwas ausgedünnt, hatte mit Azimo und FinTecSystems aber doch Einiges zu bieten. Im gesamten Payment-Block war immer wieder zu hören, welch schiere Gesamtgröße der Markt hat und welches Potenzial damit einhergeht, den Zahlungsverkehr für die Kunden zu erleichtern. Deutlich wurde allerdings auch, dass sich zwar viele, auch bereits etablierte Player im Markt tummeln, sich aber noch keiner in Bezug auf Marktanteile richtig absetzen konnte.
Das VC-Panel am Ende war mit Dr. Siegfried Jaschinski (Augur Capital), Paul Morgenthaler (CommerzVentures) und Dr. Christian Nagel (Earlybird) hochklassig besetzt. Beherrschende Themen waren:
- Das enorme Potenzial aus der Digitalisierung des Finanzsektors
- Der deutsche Markt im globalen Vergleich (Wo sind die deutschen Einhörner?)
- Überhitzung des Marktes (Stehen wir vor der nächsten Blase?)
Fazit
Das 2. DVFA Fintech Forum war zwar kein klassisches Start-up/Fintech-Event (z. B. trugen 90 % der Teilnehmer einen Anzug), aber genau das machte es am Ende auch sehr interessant. Wir freuen uns jedenfalls jetzt schon auf das nächste Meeting an der Mainzer Landstraße.