Donald Trump: Make Banks Great Again?

Lassen sich die Konsequenzen des Wahlsiegs von Donald Trump auf die Bankenlandschaft bereits absehen? Es scheint sich abzuzeichnen, dass Banken in Deutschland kurzfristig gegenüber US-Banken benachteiligt werden, jedoch langfristig von Trumps politischem Richtungswechsel profitieren können. Ein Kommentar.

Eine Bankbranche der zwei Geschwindigkeiten

In den sechs Wochen seit der US-Präsidentschaftswahl am 8. November sind sowohl der deutsche DAX als auch der US Dow Jones Aktienindex um jeweils 9% gestiegen. US Bankaktien, wie Bank of America oder Goldman Sachs, stiegen um ca. 40%, während die beiden deutschen Großbanken um 22-36% zulegten. Bereinigt um ihr Marktbeta (ca. 1,6 für die US-Banken und etwa 1,35 für die deutschen Großbanken) können wir daraus eine Überperformance der US-Banken im Vergleich zum Markt von etwa 20-25% herleiten, für die deutschen Banken aber nur von ca. 10-20%. Teilweise lässt sich diese Diskrepanz damit begründen, dass die US-Wirtschaft der größere Nutznießer aus der unter Präsident Trump zu erwartenden wirtschaftspolitischen Förderungsmaßnahmen sein dürfte. Deutsche Banken profitieren hier weitestgehend nur von den positiven spill-over Effekten auf die deutsche Wirtschaft. Aber es gibt auch gute Hinweise dafür, dass sich das regulatorische Umfeld für US-Banken merklich verbessern wird, während europäische Banken wohl noch für geraume Zeit in einer regulatorischen Zwangsjacke verbleiben.

Regulatorische Divergenzen

Zur Veranschaulichung sei hier beispielhaft eine Gegenüberstellung von der US-Dodd-Frank-Regulierung und der EU-MiFID-Richtlinen aufgeführt. Auf beiden Seiten des Atlantiks wurden regulatorische Anforderungen an Banken seit der Bankenkrise stark erhöht, aber das Tempo, wenn nicht gar die Richtung, hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Während mit MiFID-I (2004) und MiFID-II (2014) eine sukzessive Verschärfung der Bankenüberwachung einhergeht, wurde Dodd-Frank (2010) nur zwei Jahre später durch Obamas JOBS Act (2012) bereits wieder aufgeweicht bzw. teilweise aufgehoben. Der JOBS Act hatte bezeichnenderweise das erklärte Ziel, Arbeitskräfte zu schaffen und das Wirtschaftswachstum in den USA zu fördern, also eine Stoßrichtung, die Trumps Make-America-Great-Again-Mantra nicht unähnlich ist. Und so wie in 2012 bereits wegen der übergeordneten Zielsetzung der Arbeitsplatzschaffung die zuvor von Dodd-Frank untersagte Interaktion zwischen Research Analysten und Investment Bankern erlaubt wurde, ist unter Präsident Trumps Politik eine weitere Umkehr von Dodd-Frank (und anderen Regulationen) zu erwarten. Deutsche Banken profitieren davon jedoch zunächst nur wenig, befindet sich doch europäische Bankenüberwachung immer noch in der regulatorischen Hochlaufphase.

So befinden sich Banken auf beiden Seiten des Atlantiks nicht nur in verschiedenen Zinszyklen (US: deutlich positive und steigende Zinsen; Europa: gefangen in der Nullzinspolitik), sondern auch in zwei fast gegensätzlichen Regulierungszyklen. Die Konsequenz für deutsche Banken ist kurzfristig eher unschön: Im Vergleich zu US-amerikanischen Banken ist eine relative Unterperformance wohl unvermeidlich. Langfristig könnten sich Trumps Deregulierungsanstrengungen jedoch auch positiv auf europäische und somit auch deutsche Banken auswirken, nämlich dann, wenn Brüssel sich aus Gründen der Konkurrenzfähigkeit und zur Vermeidung von regulatorischem Arbitrage zu einem ähnlichen Vorgehen entschließen sollte.

Investment Banking – Ein Phönix aus der Asche?

Eine weitere Auswirkung auf deutsche Banken könnte sich aus der Reduktion bzw. teilweisen Trennung vom Investment Banking Geschäft ergeben. Es wäre eine traurige Ironie des Schicksals, wenn just zu dem Zeitpunkt, zu dem sich deutsche (und viele europäische) Großbanken nach vielen, langen und schmerzhaften Schnitten im Investmentbanking zugunsten des vermeintlich profitableren, risikoärmeren und regulatorisch besser verdaubaren Kreditvergabe- und Vermögensverwaltungsgeschäfts umorientiert haben, das Investment Banking wieder als profitable Geldmaschine anspringt. Donald Trump könnte in den USA ein Geschäftsklima erzeugen, in dem Firmenübernahmen (M&A), Eigen- und Fremdfinanzierungen (IPOs und debt capital markets), Finanzinnovationen (einschließlich derivativer Finanzprodukte), Verbriefungen und alternative Investment Strategien wieder an Bedeutung gewinnen. Nachdem das europäische Bankenumfeld hinsichtlich derartiger Finanzdienstleistungen dezimiert ist, bedeutet dies umso größere Gewinne für US-Banken. Da es praktisch als ausgeschlossen gilt, dass deutsche Banken den Willen und die Fähigkeit haben, sich kurz- oder mittelfristig in diesen Markt „einzukaufen“ (à la Übernahmen wie der von Morgan Grenfell in 1992 oder Bankers Trust in 1999), würde die Unfähigkeit der Mitnahme von Marktgewinnen in diesem Umfeld als Opportunitätskosten für deutsche Banken zu betrachten sein. Im ungünstigsten Fall nutzen US-Banken die sich so ergebende Profitabilität aus dem Investment Banking zur Quersubventionierung einer aggressiven Preispolitik für europäische Bankdienstleistungen. Gegenwärtig konkurrieren deutsche Banken noch mit vielen nicht sonderlich profitablen europäischen Banken; bald könnte die Konkurrenz hochprofitable US-Banken sein.

Verschuldungspolitik

Trumps designierter Finanzminister, Steven Mnuchin, der zuvor 17 Jahre bei Goldman Sachs gearbeitet hat sowie für den Hedgefund Manager George Soros, wird ferner kaum ein Wall-Street-feindliches Programm an den Tag legen. Vielmehr wird er die enormen in Aussicht gestellten Steuersenkungen Trumps und die geplanten Infrastrukturprojekte durch steigende Staatsverschuldung finanzieren, was zu einem Eldorado im Handel von US-Staatsanleihen führen könnte. In Europa führt die anhaltende Austeritätspolitik hingegen zu einem zunehmend illiquideren Markt für Staatsanleihen, an dem deutsche Banken nur schwerlich Geld verdienen können.

Short-Run vs. Long-Run

Somit wirkt sich Trumps Wahlsieg wohl asymmetrisch auf die weltweiten Banken aus, wobei US-amerikanische Banken überwiegend zu den Gewinnern zählen dürften, während kurzfristig deutsche Banken im besten Fall keine und im schlechtesten Fall negative Konsequenzen zu fürchten haben. Gleichzeitig könnte Trump jedoch auch eine regulatorische Umkehr bewirken, deren Effekt weit über die US-Märkte hinausgeht und von dieser dann langfristig auch deutsche Banken profitieren sollten.

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Prof. Dr. Fidelio Tata/ Autor BankingHub

Prof. Dr. Fidelio Tata

Pro­fessor für Finanz­wissen­schaft International School of Management Berlin

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Kommentare

Eine Antwort auf “Donald Trump: Make Banks Great Again?

  • Trumper

    Trump hat nicht nur die ‚Bibel des Verhandelns‘ http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=413993 geschrieben, er ist auch einer der wenigen US-Präsidenten jemals, der mit Banken auf Gedeih und Verderb im Umfang von Milliarden je Geschäfte machte und weiss, wie Banker ‚ticken‘. Und er ist mehr daran interessiert, FUNKTIONIERENDE Gesetze zu verabschieden, als window dressing zu betreiben. Ein aufgeblähtes Gesetz wie Obamacare hätte er weder je eingebracht noch gar je unterschrieben.

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