Barrierefreies Banking – wie sind Banken betroffen?
Bankdienstleistungen sind für alle Menschen unverzichtbar und müssen daher barrierefrei zugänglich sein. Diese Dienstleistungen fallen unter den Geltungsbereich des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) und müssen dessen Anforderungen erfüllen.
Die betroffenen Bereiche umfassen:
Digitale Dienstleistungen
- Websites und mobile Anwendungen: Banken müssen sicherstellen, dass ihre Websites und mobilen Anwendungen barrierefrei gestaltet sind. Dies schließt die Kompatibilität mit Screenreadern, klare Navigationsstrukturen, ausreichende Farbkontraste und die Bereitstellung von Alternativtexten für Bilder und Grafiken ein.
- Online-Banking-Plattformen: Alle Funktionen von Online-Banking-Plattformen müssen für Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen zugänglich sein. Dazu gehören auch die Möglichkeit der Tastaturnavigation und die Unterstützung assistiver Technologien.
Physische Zugänglichkeit
- Bankfilialen: Filialen müssen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen barrierefrei zugänglich sein. Dies beinhaltet rollstuhlgerechte Eingänge, Aufzüge, barrierefreie Toiletten und eine angemessene Beschilderung.
- Geldautomaten: Geldautomaten müssen so gestaltet sein, dass sie von Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen genutzt werden können. Dazu zählen Bildschirmleseoptionen, Brailletastaturen, geeignete Höhen und Sprachunterstützung für Menschen mit Sehbehinderungen.
Kommunikation und Information
- Barrierefreie Dokumente: Banken müssen sicherstellen, dass wichtige Dokumente wie Kontoauszüge, Vertragsbedingungen und Informationsbroschüren in barrierefreien Formaten verfügbar sind.
- Kundendienst: Der Kundendienst muss in der Lage sein, Menschen mit Beeinträchtigungen angemessen zu unterstützen.
Der Standard zur Überprüfung der Barrierefreiheit sind die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die in 13 Kategorien und 87 messbaren Erfolgskriterien beschreiben, in welcher Form Software und Webinhalte zugänglich sein müssen.
Eine umfassende Liste aller Aspekte finden Sie hier: Web Content Accessibility Guidelines.
Für Banken gilt: Digitale Lösungen und webbasierte Inhalte müssen den WCAG bis Level AA entsprechen, ansonsten drohen Strafen von bis zu 100.000 Euro.
Digitale Barrierefreiheit – ein wichtiger Schritt in Richtung Chancengleichheit
101 Millionen – das ist die Anzahl der Menschen mit einer Beeinträchtigung in der EU. Das entspricht 27 % der Bevölkerung oder etwa jeder vierten Person. Ein Blick auf die Zahlen in Deutschland verdeutlicht die Dringlichkeit des European Accessibility Act (EAA):
Hierzulande sind mehr als 30 % der Menschen über 16 Jahren von einer Beeinträchtigung betroffen. Diese Zahl wird in den kommenden Jahren weiter steigen, da Beeinträchtigungen in 80 % der Fälle erst im Laufe des Lebens entstehen.
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko einer Beeinträchtigung. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht die Verteilung der Beeinträchtigungen pro Altersgruppe.
Doch was genau gilt als eine Beeinträchtigung?
Bei digitaler Barrierefreiheit denken viele zunächst an Menschen mit Sehbehinderung. Diese Gruppe ist zwar ein wichtiger Teil der Betroffenen, doch Beeinträchtigungen umfassen ein viel breiteres Spektrum und können körperlicher, sensorischer oder psychischer Natur sein.
Oft sind Beeinträchtigungen für andere unsichtbar und kaum bemerkbar. Während manche durch eine Brille oder andere Hilfsmittel ausgeglichen werden können, machen andere Beeinträchtigungen spezielle Unterstützung wie Screenreader oder Brailletastaturen erforderlich, um alltägliche Aufgaben am Computer zu bewältigen. Neben Seh- oder Hörschwächen können auch die intellektuellen Fähigkeiten betroffen sein. Das Spektrum reicht dabei von leichten Lernschwierigkeiten bis hin zu schweren geistigen Behinderungen, die das Verstehen von Inhalten erschweren.
In all diesen Fällen profitieren Menschen mit Beeinträchtigungen davon, wenn sowohl das tägliche Leben als auch digitale Lösungen barrierefrei gestaltet werden.
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The Future of Banking – Vorteile und Chancen für Banken
Die digitale Barrierefreiheit bringt nicht nur Herausforderungen und neue Regulierungen mit sich, sondern bietet auch zahlreiche Vorteile und Chancen:
- Zugang zu einer breiteren Zielgruppe: In Deutschland leben fast 25 Millionen Menschen mit Beeinträchtigungen, von denen rund 7,8 Millionen als schwerbehindert gelten. Um diese Menschen zu erreichen, sind Lösungen erforderlich, die deren spezifische Bedürfnisse berücksichtigen.
- Verbesserte Produkte für alle Nutzer:innen: Barrierefreie Software ermöglicht nicht nur den Zugang für alle, sondern verbessert auch die allgemeinen digitalen Lösungen, indem sie klare Strukturen und eine einfache Bedienbarkeit in den Vordergrund stellt. Dies führt zu einer benutzerfreundlicheren Gestaltung, von der alle Nutzer:innen profitieren.
- Stärkung des Markenimages: Barrierefreie Software stärkt das Markenimage und die Kundenbindung, da ein Engagement für Inklusion positiv wahrgenommen wird.
Fazit
Der European Accessibility Act und dessen nationale Umsetzung verpflichten Banken dazu, ihre Dienstleistungen umfassend barrierefrei zu gestalten. Dies stellt nicht nur eine gesetzliche Pflicht dar, sondern bietet auch eine bedeutende Chance, die Kundenbasis zu erweitern und das Markenimage zu stärken. Barrierefreiheit in digitalen und physischen Bereichen verbessert die Zugänglichkeit für alle und fördert Chancengleichheit.
Langfristig profitieren Banken von zukunftssicheren und flexiblen Lösungen, die den Anforderungen einer zunehmend inklusiven Gesellschaft gerecht werden.
Für weitere Informationen rund um das Thema Barrierefreiheit besuchen Sie die applied-Website!