Trends im Deutschen Kreditkarten-Markt – Kundenverhalten

Der deutsche Kreditkartenmarkt aus dem Blickwinkel eines Issuers (kreditkartenherausgebende Bank) wird aktuell von drei zentralen Entwicklungen im Kundenverhalten geprägt. Diese sind 1. Nachhaltig zunehmende Bargeldsubstitution 2. Starke, nachhaltige Marktdynamik bei Online-Zahlungen 3. Sehr hohe Dynamik bei mobilen Zahlungen

Bargeldsubstitution – Wer profitiert?

Das liebste Zahlungsmittel der Deutschen ist und bleibt mit großem Abstand (~50% aller Zahlungen) das Bargeld. Aber auch hier macht sich langsam die Erkenntnis breit, dass Kreditkarte, Girocard und Co. Vorteile in Sachen Sicherheit und Convenience aufweisen. So sind die Barzahlungen in den letzten Jahren um ca. 3% p.a. zurückgegangen, wohingegen Kreditkarten mit 27% und Internetbezahlverfahren (PayPal etc.) sogar mit 78% p.a. aufgeholt haben.

In dieser Konstellation profitieren Issuer zwar von einem stetig wachsenden Kuchen, jedoch müssen sie ihren Anteil gegenüber der Konkurrenz von Girocard, Internetbezahlverfahren und seit einigen Jahren auch mobilen Bezahlverfahren immer wieder aufs Neue verteidigen. Deshalb wird es für Issuer zunehmend wichtig sein, sich und ihre Kreditkarten klar gegenüber anderen Zahlungsmitteln zu positionieren.

Wachstum Online-Zahlungen – Segen oder Fluch?

Der Umsatz im Online-Retail ist in den letzten Jahren um 11% p.a. gewachsen und wird für 2015 in Deutschland auf 35 Mrd. EUR prognostiziert. Kreditkarten konnten im gleichen Zeitraum „nur“ ein Umsatzwachstum von 7% vorweisen.

Somit reihen sich Kreditkarten seit Jahren konstant auf Rang 4 der meistgenutzten Online-Zahlungsverfahren ein. Tabellenführer sind allerdings auch nicht Paypal und Co. – diese müssen trotz fulminanter Wachstumsraten vorerst mit Platz 2 Vorlieb nehmen. Platzhirsch ist seit Jahren unverändert die gute alte Lastschrift nach Lieferung. Ihr Cousin – die Lastschrift vor Lieferung – wurde hingegen von Platz 2 auf 3 verdrängt und dürfte auf absehbare Zeit das Nachsehen haben.

Dies bedeutet für Issuer zweierlei: Erstens können sie wie bei der Bargeldsubstitution auf einer Wachstumswelle surfen. Allerdings müssen sie schnellstmöglich eine Antwort auf die rasant an Vorsprung gewinnenden PayPals dieser Welt finden.

Wachstum Mobile Zahlungen – Here is the (new) beef!

Zwar wird der Umsatz im Mobile Retail für 2015 mit prognostizierten 6 Mrd. EUR gegenüber Online nur etwa ein Sechstel so groß sein. Das jährliche Wachstum betrug jedoch in den letzten Jahren 40%. Somit hat sich der gesamte Mobile Retail Markt in Deutschland innerhalb von nur 5 Jahren versechsfacht!

Dies sind eigentlich gute Neuigkeiten für Banken, sind sie doch der mit Abstand am meisten gewünschte Anbieter für M-Payment-Lösungen (ca. 80% ggü. 40% für Internetbezahlverfahren). Aber warum ist ihre Beteiligung an aktuellen Mobile Wallet Initiativen so gering? Lediglich die DZ Bank (O2 Wallet) und Targobank (mit E-Plus) haben sich bisher hervorgetan. Ansonsten werden Mobile Wallets von Mobilfunkanbietern, Technologiefirmen sowie Schemes (Visa, Mastercard, Amex) dominiert.

Für Banken wird es entscheidend sein, sich in diesem Markt  zu positionieren, auf die richtigen Kooperationspartner zu setzen und dabei diese von dem Wert der eigenen „Mitgift“ zu überzeugen. Und schnell müssen sie sein. Denn es gibt in jeder Gruppe kooperierender Unternehmen wenn überhaupt nur einen Bank-Partner, und Processing Anbieter mit Banklizenz sind in den Kooperationen bereits sehr aktiv. Alleingänge sollten in jedem Fall unterlassen werden, denn es ist Banken alleine nur schwer möglich, bei einem Angebot einer Zahlungslösung alle Anforderungen abzudecken.

Fazit

Nun? Alles im Lot möchte man meinen. Der Markt wächst. Die aktuelle Marktstellung ist (vorerst) solide und es gilt nur noch, den richtigen Kooperationspartner auszuwählen, um auch bei mobilen Zahlungen langfristig dabei zu sein – nicht ganz! Der Blick auf den Endkunden ist zwar der wichtigste, aber nicht der einzig relevante Betrachtungswinkel. Bisher haben wir uns bewusst auf Transaktionen konzentriert. Solange Disagio und Einzeltransaktionsgröße ausreichend sind, um Processeing und Scheme-Fees zu bezahlen, sind Transaktionen eine verlässliche Einnahmequelle. Auch Kreditkartengebühren etc. und Zinserträge sind heute noch auskömmlich. Allerdings deckelt die neuere Regulierung (Stichwort Interchange) signifikant transaktionsbasierte Umsätze, und auch Zinserträge (siehe Diskussion über Dispozinsen) könnten bald auf der Abschussliste stehen. Von technologischen Entwicklungen und Wettbewerberverhalten einmal ganz zu schweigen. Unter Berücksichtigung eben dieser zeichnet sich ein deutlich differenziertes Bild. Einen ersten Eindruck dieses Gesamtbildes werden wir Ihnen in den kommenden Monaten sukzessive aufzeigen.

Sprechen Sie uns gerne an!

Marc Buermeyer / Autor BankingHub

Dr. Marc Buermeyer

Partner Office München

Nikolaus Sühr

Senior Consultant

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